Teneriffa 2018
Freitag, 16.11.
Lange haben wir uns wachgehalten, um endlich im Bus nach Berlin die Augen zufallen zu lassen. Der Flug mit Sund Air, einer in Stralsund ansässigen Airline, ist ziemlich spartanisch, Essen und Getränke sind nicht inklusive, aber immerhin kann man die Beine ein wenig ausstrecken und unser Proviant reicht locker für 5 Stunden Flug.
Gleich am Flughafen in Teneriffa Süd finden wir die Autovermietung, bei der wir bereits von zu Hause aus unser Gefährt für die nächsten dreizehn Tage gebucht haben. Für spannende Momente sorgt die Dame hinterm Schalter, als sie meint, die schon weit gereiste und immer mühelos eingesetzte Visa Gold sei nur eine Prepaid Karte und somit nicht akzeptabel. Etwas verärgert rufen wir die Servicenummer an und lassen uns das Gegenteil bestätigen. Wenigstens kostet dies nun keine Roaminggebühren mehr. Als ein anderer Kollege uns weiter bedient, funktioniert plötzlich alles. Angesichts einiger verwirrender Ansagen von sonstigen Kosten und Kaution hoffen wir allerdings, dass das Bankkonto hinterher noch etwas vorhält. Wir übernehmen einen Opel Corsa und verlassen endlich am Nachmittag das Flughafengelände. Im nächsten Ort, eine Autobahnabfahrt weiter, kaufen wir ein und suchen erfolglos einen Baumarkt, um die Gaskartuschen für unseren Kocher zu besorgen. Für heute reicht es uns, wir fahren zurück und hinunter ans Meer nach El Medano. Hier lassen wir das Auto auf einem kleinen Parkplatz zurück, genießen das erste Urlaubsbier mit Blick aufs Meer und die zahlreichen Surfer, die hier ideale Bedingungen finden. Des einen Freud ist des anderen Leid, und so trotzen wir dem frischen Wind in den hinteren Reihen eines Restaurants, wo das Essen nicht sofort auf dem Teller erkaltet. Zum Schlafen laufen wir hinter den offiziellen Strand, finden ein windgeschütztes Plätzchen und beenden den Abend bei einer Flasche Rotwein gemütlich mit Schlafsack und Isomatte unter dem Sternenhimmel.
Samstag, 17.11.
Wir frühstücken auf einer Bank mit Blick auf die Bucht, trinken einen Kaffee auf der Promenade und lasen uns trotz beginnenden Regens das Bad im Meer nicht nehmen.
In die Berge zieht es uns wetterbedingt noch nicht gleich. In Las Cristianos finden wir in einem Supermarkt endlich die benötigten Gaskartuschen und auf dem Weg zum Hafen erwischt uns der Regen wieder. Etwas durchnässt retten wir uns in ein Fischrestaurant und lassen uns einen excellenten Schwertfisch schmecken.
Nun geht es in die Berge. Ein Tramper freut sich chipsessend über die Mitfahrgelegenheit bis Villaflor. Wir fahren weiter auf über 2100 Meter bei Las Lajas. Wir haben einige der meist sehr weit oben liegenden Camps vor der Reise gebucht.
Nicht weit hinter dem Camp haben wir einen weiten Blick bis zur Küste. Die Nacht wird kalt und wir und wir kuscheln uns in die Schlafsäcke.
Sonntag, 18.11.
Kaum lugt die Sonne heraus, kriecht dicker Nebel vor die wärmenden Strahlen und wir versuchen, uns auf alle erdenkliche Weise warmzuhalten. Ein paar Tassen Kaffee später greifen wir Rucksäcke und Wanderstöcke und steigen hinauf zum Kraterrand. Vom Weg abgewichen, erreichen wir nach einem steilen Anstieg durch den Pinienwald und über Geröll den Ausblick, der einem den Atem raubt.
Montag, 19.11.
Dicke Wolken empfangen uns am Morgen, aus denen es auch noch eiskalt nieselt. Hartnäckig versuchen wir unser Kaffeewasser zu kochen, da es aber lediglich heiß wird und nicht gewillt ist zu brodeln, werfen wir ein paar Teebeutel hinein und verzichten auf den Kaffee.
Die Ranger kommen und kontrollieren unseren Permit, den wir zum Glück vorweisen können, denn wir stehen statt auf dem Camp auf dem Picknickplatz. Wir können das jedoch mit dem Hinweis auf die nächtliche Dunkelheit mit strömendem Regen bei unserer Ankunft begründen.
Wir packen zusammen, freuen uns, dass das Auto anspringt und fahren in die Caldera, um ein paar Fotos von den beeindruckenden Lavafeldern zu machen.
Dienstag, 20.11.
Bis zu den ersten Sonnenstrahlen frieren wir vor uns hin. Als wir dann loswandern, pellen wir uns aus. In San Jose de los Llanos steigen wir hinauf, zuerst durch alte Felder, wo wir wilden Fenchel in die Nase bekommen und gleich einige Samen sammeln. Dann beginnt der Wald, es geht weiter bergauf bis sich plötzlich vor uns ein phantastischer Ausblick auftut.
Der Abstieg führt uns wieder durch dichteren Wald mit Koniferen und Lorbeer, immer liebevoll geräumt und mit Vulkansteinen eingefasst. Zahlreiche Eidechsen sonnen sich hier und huschen schnell zwischen die Spalten, wenn sie sich entdeckt fühlen.
Nach der Wanderung steigen wir in unser Gefährt und fahren weiter nach Norden durch dicht besiedeltes Gebiet. Am Camp de la Caldera lassen wir das Auto zunächst stehen und landen auf der Suche nach einem Restaurant schließlich unten im Dorf, wo allerdings alle gerade schließen, obwohl es gerade erst 17 Uhr ist. Irgendwo bekommen wir noch Bier, zu essen gibt es nichts, der Wirt will auch gerade gehen, wir können aber noch auf der Terrasse bleiben. Mit hungrigem Magen klettern wir im Dunkeln wieder hinauf, schlagen ziemlich fertig unser Lager auf und werfen den Kocher für ein Mahl aus Fadennudeln an.
Mittwoch, 21.11.
Während das Kaffeewasser sich Zeit lässt, packen wir das Zelt zusammen, frühstücken dann und genießen die ersten Sonnenstrahlen beim Wandern. Gefühlt geht es pausenlos steil bergauf, dafür aber mit weiten Aussichten auf den Teide, die Stadt unter uns und das Meer.
Der offizielle Abstieg führt über eine Forststraße, auf der wir in knapp 10 Kilometern am Ziel wären. Mit einigen steilen Abkürzungen sparen wir uns fast die Hälfte davon und sind froh, nach dieser doch etwas anstrengenden Tour den Parkplatz wieder zu erreichen. Nebel zieht auf und es beginnt zu regnen. Wir fahren mitten in die Regenfront und sehen fast nichts mehr. Es gießt in Strömen und hört einfach nicht mehr auf. Unser gebuchtes Camp Las Raices liegt wieder mitten im Wald auf 800 Meter Höhe, nicht gerade entspannend bei diesem Wetter. So lassen wir das Camp erst einmal außer acht und fahren hinunter nach Esperanza, wo wir einen Supermarkt finden und auch ein Restaurant, das uns vorerst einen trockenen Unterschlupf bietet. Kurz liebäugeln wir damit, uns ein Zimmer zu suchen, aber das Hotel nebenan ist verschlossen und die wenigen Angebote, die wir im Internet finden, sind nicht gerade in der Nähe. Also werden wir doch unser Zelt im Regen aufstellen.
Donnerstag, 22.11.
Der Morgen empfängt uns noch immer mit Regen. Wir wollen zum Lorbeerwald, etwa 30 Kilometer entfernt von hier. In Laguna verfahren wir uns im Gewirr der Einbahnstraßen und haben bestimmt alle Gassen gesehen, bevor wir wieder die Route weiter nach Norden in den Anaga Nationalpark finden.
Freitag, 23.11.
Als wir aufwachen, regnet es noch immer. Wir sehnen uns nach einem trockenen Plätzchen, fahren deshalb hinunter ans Meer und finden endlich in einem kleinen Ort, der vom Tourismus verschont geblieben ist, einen Zugang zu Meer, wo wir in der Sonne sitzend frühstücken und ein Bad nehmen. An dem wilden Strand übernachten wohl einige Leute, aber eine vorbeifahrende Streife lässt erahnen, dass dies wohl nicht unbedingt die beste Idee ist. Wir werden uns wohl wieder in die Berge verziehen.
Der Weg zum Auto führt uns wieder an zwei gegenüberliegenden Kneipen vorbei, die schon seit Mittag außerordentlich gut besucht sind. Aus der Stadt herauszufinden ist gar nicht so einfach. Wir fahren dank der Einbahnstraßen mehrfach im Kreis, bevor wir endlich wieder auf der richtigen Route sind. Außerhalb wollen wir etwas essen. Das erste Restaurant bietet zwar die Gelegenheit, auf Toilette zu gehen, aber keiner fragt nach unserem Begehr. Die zweite Einkehr erweist sich als etwas überteuert. Wir bestellen einen Salat für 6 Euro und bekommen eine Avocado nebst geschmackloser Tomate serviert. Da ist uns der Norden kulinarisch deutlich besser dahergekommen.
Es geht wieder in die Berge hinauf, unterwegs sehen wir die Reste eines heute Morgen errichteten Schneemannes und sind froh, dass unser Camp Las Raices doch unter der 1000-Meter-Marke liegt. Dort angekommen, werden die Sandalen wieder gegen die Wanderschuhe getauscht und die warmen Klamotten übergeworfen. Es bleibt aber am Abend trocken, also kochen wir uns etwas und richten uns für eine kuschelige Nacht im Zelt ein.
Samstag, 24.11.
Eine trockene, aber eiskalte Nacht liegt hinter uns. Die Sonne schafft es nicht, die nötige Morgenwärme zu bescheren, ringsum stehen die Bäume zu eng. Im Auto drehen wir die Heizung auf. Wir fahren wieder in Richtung Teide, am Straßenrand liegen letzte Schneereste und die Berge sind weiß bekrümelt.
Wir begeben uns auf den Heimweg und finden die Bar am Picknickplatz noch für einen Absacker geöffnet.
Sonntag, 25.11.
Dank unseres dicken Piniennadelbettes unterm Zelt hatten wir eine Nacht mit Fußbodenheizung. Wir frühstücken an einem der Picknicktische und starten zu unserer Wanderung entlang des Camion de Aqua bergab durch alte Terrassenfelder und mit Sträuchern zugewachsene Wege, bis wir feststellen, daß wir nun wieder 700 Meter hinaufsteigen müssen.
Montag 26.11.
Unsere Fußbodenheizung unterm Zelt hat wieder ganze Arbeit geleistet, dafür muß man sich zum Frühstück warm anziehen. In Santiago de Teide tanken wir, bevor wir in Richtung Masca den Ort verlassen. Ein spanischer Tramper ist froh, dass wir ihn mitnehmen. Die ganze Strecke auf der Straße zu laufen, ist sicher nicht toll, auch wenn man phantastische Aussichten genießen kann. Er möchte die Masca-Schlucht begehen. Eigentlich ist diese gesperrt, aber da es nicht regnet, hat er hoffentlich eine sichere Wanderung. Er bedankt sich mit Süßigkeiten und wir fahren weiter nach El Palmar und hinauf nach Los Pedregales, zu unserem Camp für die nächsten zwei Nächte.
Wir gehen einen alten Pfad hinunter ins Dorf, finden einen Laden, wo wir Brot kaufen können und auch ein Restaurant. Ein Rundweg führt uns rings um das Tal mit allerlei kulinarischen Köstlichkeiten am Wegesrand: wilder Fenchel, Kräuter, Kapuzinerkresse, Feigen und Kakteen. Hier wächst fast alles. Ein Hund begrüßt uns freudig und oben in einem kleinen Dorf lädt eine Bodega auf eine Rast ein. Beim Abstieg ins Tal kommt der Nebel wieder auf. Wir überbrücken die Zeit bei Bier und einem Imbiss, steigen zum Zeltplatz auf und lassen den Abend mit einer Flasche Wein ausklingen. Inzwischen ist es windstill und man kann noch angenehm draußen sitzen.
Dienstag, 27.11.
Bei strahlendem Sonnenschein frühstücken wir auf unserer Palmenterrasse und waschen uns unter freiem Himmel, bevor wir unsere Wanderung beginnen. Es geht steil bergauf. Hin und wieder queren wir die Straße, die sich am Hang hinaufschlängelt und nach Teno Alto führt, wohin uns auch unser Weg bringt.
Mittwoch, 28.11.
Zur Nordküste ist es nicht weit, aber die Straße schlängelt sich lang im Zickzack hinunter.
Noch einmal fahren wir durch die Lavafelder, um auf die Südseite der Insel zu gelangen. Die Suche nach Nahrung kann in den kleinen Dörfern manchmal zum Abenteuer werden. Oft schließen die Lebensmittelläden gegen Mittag und öffnen erst um 17 Uhr wieder. Die Zeiten stehen natürlich nicht an der Tür, so dass man nie genau weiß, ob man nicht umsonst wartet. So auch hier oben im kleinen Dorf El Rio. Vielleicht nimmt der Ladenbesitzer gerade an der eben stattfindenden Beerdigung statt, für die sogar Polizeibegleitung zum Transport bis zum Friedhof bereitsteht. Im nächsten Ort Arrico haben wir mehr Glück. Wir finden alles, was wir noch brauchen und können direkt hinauf zum Camp fahren. Das gebuchte Areal liegt noch über einem anderen Platz, ist aber nur noch auf einem Waldweg erreichbar. Hmm…Mietwagen, kein Offroad erlaubt und wer weiß, wie weit hinauf es hier noch geht. Wir sind alleine und bleiben einfach auf dem Parkplatz, kochen ein schnelles Fadennudelgericht und verscheuchen zwei dreiste Katzen, die uns das Essen streitig machen wollen. Lange stehen wir noch draußen, nippen am Rotwein und schauen in den Sternenhimmel.
Donnerstag, 29.11.
Auf dem Weg zum Flughafen tanken wir, saugen die Waldreste aus dem Auto und finden auch noch einen offenen Supermarkt für unseren Reiseproviant. Die Autoübergabe funktioniert unkompliziert, bis auf das fehlende Dellen- und Kratzerprotokoll, wovon wir bei der Übernahme glücklicherweise ein Foto machten.
Zehn Euro kostet uns das Einchecken am Flughafen! So angenehm der Service auf der Insel war, insbesondere die kostenlosen Zeltmöglichkeiten, so wird an dieser Stelle ärgerlicherweise wieder zugelangt. Mit Verspätung heben wir ab und hoffen, unseren Bus in Tegel zu erreichen.
Autorin: Ines Krüger