Marokko 2023/2024
Ohne Weihnachtstrubel durch den Jahreswechsel.
20.12.2023
Da man von unserem Großstadtflughafen lieber Pakete als Passagiere befördert, muss unsere Reise mit einer Zugfahrt nach Frankfurt beginnen. Nach einer durchwachten Nacht bringt uns die erste Straßenbahn am frühen Morgen zum Hauptbahnhof, wo wir frierend auf dem Bahnsteig ausharren, bis der Zug endlich eingefahren wird. Immerhin verlässt dieser pünktlich den Bahnhof, unser Flieger startet am Mittag und wenige Stunden später landen wir in der Sonne Marokkos.
Für unsere Reise haben wir uns einen kleinen Mietwagen bestellt, den wir am Flughafen entgegennehmen wollen. Vermutlich aus Kostengründen hat sich die Agentur einen neuen Standort im Nachbarort gewählt, aber immerhin hat man den Transfer gut organisiert und die Übergabe ist dank vorab übermittelter Daten ruckzuck erledigt. Ein kleiner weißer Kia wird nun unser Begleiter für die nächsten drei Wochen sein.
Bis zu unserer ersten Unterkunft müssen wir nur etwa 30 Kilometer fahren. Sie liegt mitten in einer Ebene mit Blick auf die Ausläufer des Atlasgebirges. Im „Gite de Sousse“ sind wir die einzigen Gäste. Zum Empfang gibt es Tee mit leckerem Gebäck und am Abend sitzen wir trotz kühler Temperaturen nach Sonnenuntergang auf der Dachterrasse und beobachten den Sternenhimmel und den allmählich verebbenden Verkehr auf der kleinen Landstraße.
21.12.2023
Trotzdem das Haus keine Heizung besitzt, werden wir mit kochend heißem Duschwasser beglückt. Draußen ist es noch ziemlich frisch, weshalb wir im Gastraum Platz nehmen und ein wunderbares Frühstück mit frischem Brot, Marmelade, Honig, Mandel-Sesam-Mus, Olivenöl, Tee und Kaffee bekommen. Das Zugeständnis der Gastgeber an den europäischen Magen, der gern auch etwas weniger süßes verlangt, sind die in ganz Afrika bekannten kleinen „La vache qui rit“-Schmelzkäseecken. Stolz zeigt uns der Verwalter nach dem Essen noch seinen kleinen Ausstellungsraum mit Fotos und Musikinstrumenten und drückt mir gleich seine Trommeln in die Hand. Zu guter Letzt bekommt das Auto eine schnelle Gratiswäsche mit dem Wasserschlauch und so starten wir unsere Tour nach Essaouira. Wir trotzen dem Vorschlag des Navis, das uns mitten durch Agadir schicken will und wählen einen Weg über die Berge. Hier ist der Esel noch das wichtigste Transportmittel und auf dem Feld kommt er als Zugtier für die kleinen hölzernen Pflüge der Bauern zum Einsatz. Sind wir sonst vorsichtig misstrauisch, wenn jemand am Straßenrand winkt, ist es diesmal jedoch ein älterer Herr der mit seinem etwas zu voll beladenen Moped umgefallen ist und es nun nicht mehr alleine aufstellen kann. Da helfen wir doch gerne. Anspringen will das Gefährt offenbar nicht mehr, und so macht sich der Herr schiebend auf seinen langen Weg. Wir hoffen, ein LKW wird sich finden, ihn mitzunehmen.
Die Gegend ist sehr trocken, wahrscheinlich hat es hier monatelang nicht geregnet. In einer kleinen Stadt sehen wir, wie ganze LKW-Ladungen voller Strohbündel verteilt werden. Besonders bei den Eseltreibern findet man dankbare Abnehmer, da deren Schützlinge in den kargen Bergen kaum noch Futter finden. Heute ist auch Markttag in der Stadt und wir kommen nur mühsam durch das Gewimmel, das ausschließlich von Männern geprägt wird. Das ist selbst in muslimischen Orten ungewöhnlich.
Bald sind wir am Stadtrand von Essaouira, versorgen uns im Carrefour mit Wein und Wasser und steuern einen der Parkplätze vor der autofreien Medina an. Zu Fuß bahnen wir uns den Weg durch das Gassenlabyrinth zum Atlantic Hostel, wo wir ein enges Zimmer ohne Fenster beziehen. Die letzten Sonnenstunden nutzen wir für einen Bummel durch die Stadt, essen Fisch an einem uns von der letzten Reise gut in Erinnerung gebliebenen kleinen Stand, schauen zum Hafen mit seinen hunderten blauen Booten und den zahlreichen Fischhändlern und kaufen auf dem Rückweg frisches Brot und Oliven für unseren morgigen Weg. Später lassen wir uns auf der Dachterrasse den Wind, der eher ein kleiner Sturm ist, um die Ohren pfeifen.
22.12.2023
Beim Frühstück blicken wir über die Dächer der Altstadt. Vor den Toren derselben parkt gut bewacht unser Auto und am späten Vormittag starten wir in Richtung Norden. Die Küstenstraße ist nicht sehr stark befahren, da parallel die Autobahn verläuft, die jeder nutzt, der es eilig hat. Mittags pausieren wir an der Steilküste und erfreuen uns neben herumliegenden Müll am Blick auf den Atlantik und den in der Sonne rot strahlenden Felsen.
Am Nachmittag sind wir in El Jadida und suchen zunächst die gebuchte Unterkunft. Die Gasse ist schnell gefunden, aber das „Palm Tree“ scheint hier keiner zu kennen. Dass man mitunter sein Geschäft mit einem Namensschild kennzeichnet, ist wohl beim Besitzer noch nicht angekommen. Etwas ratlos fragen wir weiter herum, bis uns ein alter Mann weiterhilft. Mustafa, der Besitzer, öffnet uns schließlich die Tür und wir betreten einen kleinen Garten, bekommen ein großes Zimmer und zur Begrüßung Kaffee und Kuchen. Vom Orangenbaum dürfen wir naschen, soviel es uns beliebt und am Abend schlendern wir an der Strandpromenade entlang, finden ein kleines Fischrestaurant in der Stadt und sitzen später bis in die Nacht bei Rotwein auf der Terrasse.
23.12.2023
Bei strahlendem Sonnenschein und kühlen Morgentemperaturen um die 15 °C machen wir uns auf zur alten portugiesischen Stadt am Hafen. Gegen den ersten Hunger kaufen wir in einer Bäckerei zwei Palmiers. Unsere Bezeichnung Schweinsohren würde uns ein jeder Muslim wohl übel nehmen. Geschmacklich dennoch das Gleiche und Essen soll ja verbinden.
Das alte kleine Stadtzentrum ist von einer dicken Festungsmauer umgeben und man kann in den kleinen Gassen gemütlich schlendern. Es gibt nur wenige touristisch geprägte Geschäfte und Reisende sieht man hier nur sehr wenige. Das einzige Restaurant lädt auf eine wunderschöne Dachterrasse ein, wo wir zuckersüßen Tee mit Minze trinken und das Geschehen unter uns beobachten können.
Nebenan in der neueren Stadt herrscht reges Markttreiben, und wir erstehen ein paar nützliche Keramikteile aus einem schier endlosen Angebot an Tellern, Tajines, Töpfchen und Schälchen.
Wir essen noch einmal in dem kleinen Fischrestaurant, das an einer engen, dicht befahrenen Straße liegt, bevor wir am Strand zurücklaufen. Einen kleinen Laden für unsere Versorgung mit Proviant für den morgigen Tag finden wir auch noch und verbringen die Zeit bis zum Abend in dem kleinen gemütlichen Innenhof der Pension. Zum Abendessen hat uns Mustafa eine Tajine versprochen, diese sei aber zerbrochen, so dass er nun in der Pfanne Gemüse mit Fleisch nahezu gewürzlos kocht. Ich fische mir ein paar Kartoffeln und Gemüse aus dem Haufen und zumindest werden wir satt. Nach dem Essen stürzt Mustafa davon, um Fußball zu schauen und hinterlässt in der Küche ein kleines Chaos.
Wir sitzen noch eine Weile draußen, pflücken uns ein paar Orangen zum Mitnehmen und sehen einer langen Fahrt nach Meknes entgegen.
24.12.2023
Wir verlassen El Jadida und versuchen, eine Straße zu finden, die wenig befahren und zugleich eine Abkürzung bietet, um dem Hauptverkehr um Casablanca und Rabat zu entgehen. Unsere Bemühungen werden belohnt mit Schlaglochpisten und dem Charme der abseits der Städte liegenden Industriegebiete. Später wird die Landschaft hügeliger und bald sind wir mit der Streckenführung wieder versöhnt. Am späten Nachmittag erreichen wir Meknes, finden einen bewachten Parkplatz neben der Medina und müssen nun zu Fuß das mitten in der Altstadt liegende Hotel finden. Trotz vorhandener Koordinaten stehen wir immer wieder vor der falschen Adresse, bis uns eine freundliche Angestellte eines anderen Hotels den Weg weist. Das „Meknes Tresor“ liegt nicht leicht zu finden mitten im Souk in einer winzigen Sackgasse. Wir treten durch die unscheinbare Tür und sind sofort begeistert, welches Schmuckstück sich hier in den Gassen versteckt. Das Ambiente mit seinen typisch marokkanischen bunten Fliesen und Mosaiken ist phantastisch. Während wir bei einem Tee in der Lobby ausruhen, werden unsere Rucksäcke mit Schwung über die steilen schmalen Treppen bis in den zweiten Stock getragen. Wir haben ein gemütliches Zimmer mit Zugang zur Dachterrasse, von der wir sogleich die Aussicht genießen und auf die vielen Störche aufmerksam werden, die auf nahezu allen Antennen und sonstigen Anhöhen Platz genommen haben. Nach einem kleinen Rundgang durch die Stadt und einer Heiligabend-Pizza sitzen wir am Abend wieder hier oben und nippen am mitgebrachten Rotwein.
25.12.2023
Das Frühstück gibt es am höchsten Punkt des Hauses mit den ersten Sonnenstrahlen, die durch die Glasscheiben für angenehme Wärme sorgen.
Die Rucksäcke verstauen wir im Auto und nutzen die Vormittagsstunden noch zu einem Besuch des Palastviertels. Es gäbe in der Stadt noch einiges zu sehen, wir begnügen uns mit einem Besuch im Mausoleum des Sultans Moulay Ismail, das allein schon wie ein kleiner Palast anmutet und uns mit seinen reichen Mosaiken und den wundervollen Holzdecken verzaubert.
Nun reihen wir uns in die Automassen ein und hangeln uns von Kreisverkehr zu Kreisverkehr, bis die meisten Fahrzeuge irgendwo abgebogen sind und wir auf der Landstraße gut vorankommen. In Fès suchen wir zuerst nach einem Carrefour-Supermarkt. Silvester steht vor der Tür und ganz trocken wollen wir nicht ins neue Jahr feiern, zumal wir noch unsere Freunde erwarten. Leider wird es den Liebhabern alkoholischer Getränke in Marokko immer schwerer gemacht, sich mit ebensolchen zu versorgen. In einer größeren Mall werden wir schließlich fündig und beladen unseren Kleinwagen mit dem flüssigen Gold. Nicht weit entfernt liegt die Medina, und wir werden auch gleich auf den vermutlich einzigen Parkplatz gelotst, zahlen 60 Dirham für zwei Nächte der Unterbringung unseres Gefährtes und hoffen, dass der wertvolle Inhalt keine Begehrlichkeiten weckt. Immerhin kann man unter der Kofferraumabdeckung nichts erkennen. Das Hostel „Funky Fès“ ist in unmittelbarer Nähe, hat ebenfalls einen sehr schönen Empfangsraum, und unser Zimmer grenzt an die Terrasse. Die Schließung mittels klapprigen Vorhängeschloss ist zwar nicht sehr sicher und der Boiler für die Warmwasserversorgung muss gerade noch neu installiert werden, aber im Hostel muss man schon mal mit einigen Abstrichen leben.
Wir ziehen bis zum späten Abend durch die Medina und den Souk, essen Tajines von mäßiger Qualität und finden dank Navigation auch wieder zurück. Aus unserem Fundus fischen wir eine Flasche Wein und werden beim Trinken auf der Terrasse erwischt. Wir mögen die Flasche doch wenigstens ein wenig unter dem Tisch verstecken, da man in diesem Hostel offiziell keinen Alkohol duldet. Dabei stammt der gute Tropfen sogar aus der Gegend. Zwischen Meknes und Fès liegt das bekannteste Weinanbaugebiet Marokkos.
26.12.2023
Die angepriesene Heizung in Form einer Klimaanlage ließ sich am Abend nicht mehr aktivieren, so dass wir eine eiskalte Nacht im ebensolchen Zimmer verbrachten. Immerhin wären ausreichend dicke Decken vorhanden gewesen, und in weiser Voraussicht haben wir unsere molligen Schlafsäcke dabei.
Wir sind am Morgen etwas spät dran und beeilen uns, noch die Reste des mageren Frühstücks zu erhaschen. Es ist immer noch sehr kühl, und wir sind hocherfreut, dass nun wenigstens die Dusche wieder funktioniert und ordentlich heißes Wasser spendet. Frisch gereinigt verschließen wir mit dem krepeligen Vorhängeschloss eher symbolisch die wackelige Tür und wandern die endlosen Gassen durch die Medina. In einem Café, das mir vor 14 Jahren eine Reiseleiterin empfahl, und das ich auf Anhieb wiedererkenne, genießen wir einen Kaffee, der den Namen verdient und lassen uns am Mittag auf einem kleinen Platz mit einem Baguette und Oliven nieder. Nicht weit davon finden wir die berühmten Gerbereien, die man nur von den Terrassen der Lederhändler erblicken kann und entsprechend bedrängt wird, etwas zu kaufen. Wir erwischen zudem einen Produktionsgang des reinen Gerbens und müssen auf den sonst so bekannten farbenfrohen Anblick der Gerberbecken verzichten. Wichtiger ist aber wohl die Erfahrung, welch schwere Arbeit die Gerber verrichten, die gerade zwischen den giftigen Becken die Häute einsammeln und um Trocknen aufhängen.
Beim Abstieg kommen wir natürlich nicht am geschäftstüchtigen Händler vorbei, der seine Ware hochpreisig anbietet und erst durch unschöne Verhandlung, bei der er schimpft wie ein Rohrspatz, auf einem zumindest europäischen Preisniveau landet.
Wir flanieren kreuz und quer durch nahezu alle Gassen und freuen uns, den allzu lästigen Wegelagerern und Touristenfängern zu entkommen. Am wohlsten fühlen wir uns in den Gassen, in denen die Einheimischen ihren Geschäften nachgehen und kaufen für ein paar Cent zwei Löffel zum Verspeisen unserer geliebten Avocados.
Nachdem wir im Hostel auf der Terrasse die letzten Sonnenstrahlen eingefangen haben, suchen wir uns ein Restaurant außerhalb der Stadtmauer und sitzen am Abend wieder hier oben, diesmal mit der Flasche im Beutel unter dem Tisch. Dass die Hälfte der Gäste kifft, scheint dagegen niemanden zu stören. Auch auf der Straße wird uns ständig Hasch angeboten, was wir immer dankend ablehnen.
27.12.2023
Wir verlassen Fès in Richtung Süden durch die mit den vielen Satteldachhäusern eher europäisch anmutenden Orte Ifrane und Azron. Auch hier hat der König einen Palast und wir folgen der gut ausgestatteten Straße, um nach vier Kilometern festzustellen, dass dies eben nicht die Hauptstraße war. Und auch wenn die Gegend oberhalb der Stadt ganz interessant scheint, müssen wir umkehren. Die richtige Straße ist schnell wieder gefunden. Unterwegs pausieren wir und sitzen in der Sonne mit einem Imbiss. Ein freundlicher Busfahrer grüßt uns und nimmt weiter seinen Weg. Am Nachmittag sind wir am Ziel in Khénifra im Hotel mit dem passenden Namen „No Stress“, das sich in der oberen Etage eines Neubaus befindet und noch nicht lange in Betrieb ist. Unser Zimmer glänzt geradezu, nur beim Toilettengang stößt man sich die Knie an der Wand. Über uns gibt es auch hier eine Dachterrasse, die für uns am Abend noch schnell ein wenig aufgeräumt wird, während wir uns an der Hauptstraße ein Abendessen gönnen. Unser Hotelbesitzer ist voller Ideen, erklärt uns seine Pläne, auf dem Dach ein Restaurant einzurichten und lässt uns per Video-Schalte mit seinem Bruder in Deutschland telefonieren.
Die Aussicht auf die Berge ist vielversprechend und wir schauen in die Richtung, die wir morgen erkunden wollen.
28.12.2023
Gleich nebenan bekommen wir für umgerechnet 2,50 Euro ein reichhaltiges Frühstück. Spätestens jetzt ist das Café gegenüber bei uns durch, da uns dort fast ebenso viel für zwei Espresso abgeknöpft wurde.
Weil wir abkürzen wollen, kurven wir quer durch die Wohngebiete, bis wir feststellen, dass eine volle Tankfüllung vor einer Tour in die Berge etwas Beruhigendes hätte. Also noch einmal zurück zur Tankstelle an der Hauptstraße und bald haben wir die Stadt hinter uns und tauchen in die Ruhe der dörflichen Umgebung ein. Dennoch ist auch die letzte Straße über die Hochebenen asphaltiert, nur hin und wieder steht eine Schafherde auf derselben. Die Hirten bedanken sich stets, dass wir vom Gas gehen und vorsichtig an ihren Tieren vorbeifahren. Das ist hier vermutlich nicht selbstverständlich, aber angebracht, da die unerfahrenen kleinen Lämmchen ab und zu etwas übermütig sind und gern mal auf der Straße hin und her hüpfen.
Die Source Oum Rabia im Nationalpark ist unser Ausflugsziel. Im kleinen Dorf hat man sich auf Touristen eingestellt, die aber vorwiegend im Sommer hier herkommen. Jetzt ist wenig los, aber der kleine Fluss, der aus der salzhaltigen Quelle gespeist wird, ist mit Picknickhütten geradezu verbaut. Das Ende der kurzen Schlucht mit einer hohen Felswand ist ein beliebtes Motiv auf zahlreichen Fotos, die eine einsame Wildnis suggerieren.
Auch eine kleine Grotte kann man gegen geringes Geld besichtigen. Ein paar Stufen und eine Holzleiter führen nach unten, dann ist das trockene Ende der Höhle bereits erreicht. Glasklares Wasser steht nur wenige Meter unter der Erde an und füllt vermutlich ein ganzes Höhlensystem, welches uns leider verborgen bleibt.
Im Dorf sitzt am Straßenrand eine Frau, die uns mit ihren fast europäischen Zügen und ihren grünen Augen fasziniert. Sie bäckt Brot in einem kleinen Holzofen. Wir kaufen ein noch heißes rundes Maisbrot, das wir sogleich verkosten und zaubern ihr mit unserer Anerkennung ein Lächeln ins Gesicht. Einen weiteren Teil des Brotes vertilgen wir bei einer Pause mit schönem Weitblick über die Berge. Wieder in der Stadt, kaufen wir im Carrefour-Supermarkt ein paar Lebensmittel ein und halten Ausschau nach dem angeblich hier vorhandenen Alkoholangebot. Im Supermarkt sehen wir davon jedoch nichts. Nicht so schnell aufgebend umrunden wir das Gebäude und siehe da, hinter einer unauffälligen Stahltür ohne Aufschrift verbirgt sich mit dem Hinweis „kein Zugang unter 18 Jahren“ der Ort unseres Begehrens. Witzigerweise gibt es nur kleine Handeinkaufskörbe, aber zu zweit meistern wir auch dieses Handicap und am Ende wird sogar alles in einen festen weißen Plastiksack verpackt. Unser Kofferraum ist nun gut gefüllt und wir meiden es fortan, diesen unter den Blicken Einheimischer zu öffnen.
29.12.2023
Nach dem Frühstück im Café „VIP Lounge“ nebenan verlassen wir das städtische Getümmel, um in der nächsten Stadt Beni Mallal erneut endlos dem Stadtverkehr zu trotzen. Bald danach biegen wir endlich von der Hauptverkehrsroute ab und wir entfernen uns von der dicht besiedelten Ebene steil in Serpentinen zum Hohen Atlas hinauf. Die Straße ist neu ausgebaut, ein bisschen zu perfekt für unseren Geschmack. Gute Straßen verleiten meist zu zunehmenden Verkehr und wachsender Besiedlung.
Unser Quartier in Azilal liegt oberhalb eines Stausees, dessen Wasserstand sichtbar erheblich abgesunken ist. Dennoch ist die Aussicht grandios und nachdem wir uns bei Personal bestätigen ließen, dass nach dem Erdbeben, das im vergangenen Herbst einige Straßen unpassierbar machte, die Durchfahrt auch mit normalem PKW nun wieder möglich sei, können wir unseren Aufenthalt entspannt genießen. Sicher ist es ein wenig bedauerlich, dass immer mehr der einstigen Pisten eine Asphaltdecke erhalten, aber für viele Anwohner bedeutet dies sicher eine Erleichterung. Für abenteuersuchende Geländeenthusiasten wird die Welt dagegen immer kleiner.
Vor dem Essen machen wir noch einen kleinen Spaziergang zum Seeufer, das nun fast in der sonstigen Mitte des Sees liegt. Oben lassen wir uns die vorab georderten Tajines schmecken und sitzen am Abend auf unserer eigenen kleinen Terrasse bei unerwarteten 10 °C trotzdem wir uns auf über 1000 Meter Höhe befinden.
30.12.2023
Wir nutzen die Gelegenheit, ein paar Sachen durchzuwaschen und verwandeln unseren kleinen Minigarten in einen Trockenplatz, bevor wir uns zu einer Wanderung aufmachen. Wir laufen ein Stück die Straße hinauf, durch den kleinen in den Fels gehauenen Tunnel und biegen dahinter links ab auf einen Weg, der uns stetig steigend zu einem Dorf führt. Einige Lehmhäuser sind bereits dem Verfall preisgegeben, dafür wurden neue aus Beton gebaut, die aber auch zum Teil unbewohnt sind. Einige Familien leben dennoch hier, denn als wir die kleine Schule passieren, verlassen gerade die Kinder das Gebäude und wir sind erstaunt, dass doch mindestens zwanzig Schüler zusammenkommen.
Gleich hinter der Schule biegen wir in ein Tal ab und vertrauen darauf dass der schmale Pfad nicht zur Sackgasse wird. Der gerade trocken liegende Fluss hat eine traumhafte Schlucht geschaffen, die wir langsam nach oben steigen. Dummerweise entscheiden wir uns oberhalb für den Ausstieg auf der falschen Seite. Zunächst sind wir noch erfreut, nach mühsamer Kletterei am Hang oben endlich einen breiten Weg zu entdecken. Bald stellen wir jedoch fest, dass dieser uns weit vom Ziel abbringt und wir nach einer weiteren Stunde ganz oben auf die Straße treffen, 13 Kilometer von unserem Heim entfernt. Wir haben unverschämtes Glück, denn ein Minibus hat gerade noch zwei Plätze frei und wir sind unglaublich dankbar, die Strecke nicht laufen zu müssen.
31.12.2023
Es ist noch dunkel, als wir nach einem für uns extra früh zubereiteten Kaffee starten. Es gibt recht viele Siedlungen auf der Hochebene und wir sind erstaunt über die Größe der Orte und die gut ausgebaute Infrastruktur. Vorsichtshalber tanken wir dennoch im ersten größeren Ort. Der Tankwart freut sich über sein erstes Geschäft des Tages und pumpt den Tank ordentlich voll. Wir sind erstaunt, was in das kleine Auto hineinpasst und äugen misstrauisch, ob er nicht etwa heimlich noch ein paar Kanister abgefüllt hat. Hat er nicht. Uns so sind wir gewappnet für den Ritt über den Hohen Atlas. Die Straße ist tatsächlich am Anfang top asphaltiert, später wechselt es zwischen aufgelöster Fahrdecke, neuen Abschnitten und Schotterpiste. Wir sind erstaunt, in welcher kurzen Zeit die teilweise verschütteten Straßen wieder befahrbar gemacht wurden und freuen uns über die grandiose Szenerie, die uns zu etlichen Fotostopps geradezu zwingt. Bis zu 2000 Meter hoch verläuft die Strecke, bis wir im Süden wieder in die Tiefebene und damit in die moderne Zivilisation kommen. Die grelle Reflektion am Turm eines Sonnenkraftwerkes verfolgt uns wie das Auge Saurons. Man sollte seinen Blick besser nicht direkt dorthin lenken. Für die hier lebenden Menschen ist das sicher eine Zumutung, vermutlich freuen sie sich jeden Tag auf den Sonnenuntergang.
In Skora werden wir zum ersten Mal bei einer Polizeikontrolle angehalten. Bislang dachten wir, Touristen werden grundsätzlich durchgewunken. Aber der Herr ist freundlich, freut sich wie viele über meinen Vornamen, da auch er der Meinung sei, dieser sei marokkanisch, und lobt meine Französischkenntnisse, obwohl diese seit Jahren auf einem mageren Level stehengeblieben sind.
Etwa zwanzig Kilometer weiter finden wir die an der Hauptstraße gelegene Kasbah Ait Kassis in einem Vorort von Boumalne und keine zwei Minuten später tauchen unsere Freunde, mit denen wir heute verabredet sind, ebenfalls in einem kleinen weißen Kia auf. So ein Timing muss man erst einmal hinbekommen.
Nun suchen wir gemeinsam die Einfahrt, denn von der Straße führen nur ein paar Stufen hinunter in einen Garten, hinter dem die wundervoll restaurierte Kasbah liegt. Die Zufahrt über eine rumpelige Schmuddelgasse finden wir schließlich auch, bekommen einen Willkommenstee und zwei gemütliche Zimmer. Im großen Aufenthalts- und Speiseraum gibt es ein Kaminfeuer, am Abend Couscous und später sogar ordentliche Gläser für unseren weit transportierten Rotwein. Wir stoßen nacheinander auf alle vergangenen Monate an und schaffen es vor Müdigkeit geradeso ins neue Jahr.
01.01.2024
Nach einem üppigen Frühstück statten wir der Dades-Schlucht einen Besuch ab. Die Bebauung hat in den vergangenen Jahren auch hier stark zugenommen und es gibt jede Menge Herbergen, Camps und Restaurants. Nur die Berge haben sich nicht verändert und die Schluchten begeistern nach wie vor. Die Straße hinter der Schlucht ist nun breiter und asphaltiert, zumindest bis zum Aussichtspunkt, wo der Canyon eine grandiose große Schleife zieht. Von dort kehren wir um, statten der Stadt Boumalne einen kurzen Besuch ab und erstehen ein paar Notwendigkeiten, wie ein Einreibemittel gegen einen lästigen Schnupfen, der die Urlaubslaune trübt. Die vielen Bettler in der Stadt lassen uns nicht länger verweilen. So fahren wir zurück und bedauern, dass sich die endlich am Nachmittag erschienene Sonne bereits aus dem Hof der Kasbah wieder verabschiedet hat, weshalb wir nun mit dicken Jacken draußen hocken.
02.01.2024
Zum Geburtstag gibt es Geschenke und natürlich einen schönen Ausflug. Wir fahren nach Tizgui, quartieren uns in der gleichnamigen Auberge ein und können zu Fuß zur Gorges du Toudgha (Todra-Schlucht) gehen. Der Weg führt zwischen kleinen Feldern und Gärten am Fluss entlang und endet direkt an der Schlucht. Unser Quartiersmanager sitzt bereits bei seinem Kumpel, der hier ein mobiles Café betreibt und wir bekommen in bester Lage mitten in der Schlucht erstklassigen Kaffee serviert. Auf der anderen Seite der Schlucht ist der Fluss trocken und wir genießen die Sonne auf den erwärmten Steinen.
Den Rückweg nehmen wir wieder durch die Gärten und sind bald an der Herberge, wo wir es uns nach einem leckeren Essen auf der Dachterrasse nebst ein paar Flaschen Wein und warmen Decken gemütlich machen. Unsere dünnwandigen Zimmer sind ebenfalls auf dem Dach und wir sind wieder einmal froh, warme Schlafsäcke dabei zu haben.
03.01.2024
Das Frühstück ist wieder einmal köstlich. Schnell senden wir noch ein paar Geburtstagsgrüße zu unserem Freund im fernen Halle, dann verlassen wir die Schlucht, biegen auf die Hauptstraße ab und folgen dieser durch karges Gebiet nach Erfoud und weiter nach Merzouga. Hier beziehen wir Quartier in der Auberge Kasbah des Dunes, von deren Terrassen wir die ersten Dünen der Erg Chebbi sehen können. Für das Nahgefühl wandern wir durch die Gärten eines vorgelagerten Palmenhains und finden uns schnell zwischen all dem Sand wieder. Mittlerweile gibt es zahlreiche Camps in den Dünen und entsprechend ist nun alles zerfahren und zertreten, soweit man schauen kann. Auf einem Dünenkamm lassen wir uns nieder und amüsieren uns, wie Touristen mit Kamelen dreimal im Kreis geführt werden, um ihnen zu suggerieren, dass sie mitten in der Wüste nächtigen, obwohl der Ort, der mittlerweile auch zur Stadt mutiert ist, ganz in der Nähe liegt.
Unser Gastgeber bietet an, später für uns zu kochen, und so spazieren wir noch ein paar Meter durch Merzouga, essen dann vorzüglich und sitzen später noch lange auf dem Dach und schauen in den Sternenhimmel.
04.01.2024
Im beheizten Speiseraum bekommen wir ein reichhaltiges Frühstück, dann verlassen wir Merzouga und fahren westwärts durch steiniges Wüstenland. Bald sind wir wieder in den Bergen, wählen für den letzten Abschnitt eine kleine Nebenstraße und sind bald kurz vor Agdz, wo wir nun auf einen Lehmweg abbiegen, durch eine enge Ruinengasse fahren und direkt vor der Auberge in einem kleinen Innenhof landen. Wir bekommen Zimmer im zweiten Stock und hoffen, uns nicht im Wirrwarr der Gänge und Treppen zu verlaufen. Nach einem Empfangstee vertreten wir uns die Füße, ignorieren die Führungsangebote durch einen zahlungspflichtigen Teil der Kasbah und besteigen stattdessen einen Hügel vor dem Dorf. Hier haben wir nicht nur eine schöne Aussicht, sondern können die Ruinen einer ehemals sicher reich ausgestatteten Kasbah, die offenbar auch als Karawanserei diente, schlendern, ohne, dass uns ein selbsternannter Guide folgt.
Anschließend umrunden wir auch das Dorf Tamnougalt, finden im späten Nachmittagslicht viele Fotomotive und sitzen nach dem Essen auf der großen Restaurantterrasse. Unsere Reiserouten trennen sich nun wieder und die nächsten Übernachtungen müssen gebucht werden.
05.01.2024
Am Morgen nehmen wir Abschied von unseren Freunden, die sich in Richtung Marrakesch aufmachen, während wir weiter den Süden bereisen wollen und Station in Taliouine machen. Bevor wir zum Hotel fahren, versuchen wir oben auf dem Bergplateau ein Dorf zu finden, in dem Uwe vor einigen Jahren aufgenommen wurde. Wir haben Fotos dabei, die wir gern der Familie übergeben würden. Leider sehen sich die Orte alle so ähnlich, und auch die Erinnerungen sind nicht mehr so frisch, was die Suche natürlich erschwert. Man sollte glauben, dass sich die Leute hier alle kennen, aber so ist es wohl nicht, keiner kennt die Menschen auf den Bildern. Im ersten Ort fragen wir zwei Frauen, die eine Frau dann ihren Mann, und schon sind wir zum Tee eingeladen. Das Paar ist schon ein wenig betagt, aber ihre Gesichtszüge sind faszinierend markant und strahlen Stolz und Schönheit aus.
Zum Tee wird gleich noch ein Imbiss gereicht, und auch wenn wir Ihnen und die Leute auf den Fotos gänzlich unbekannt sind, machen sie sich dennoch Gedanken, wie sie uns helfen könnten. Als wir ihnen beim Abschied Geld für den Tee geben wollen, weisen sie dies entschieden zurück. So bedanken wir uns herzlich, laufen zum Auto und fahren den staubigen Weg noch ein wenig weiter. Vor dem nächsten angepeilten Dorf endet der breite Weg und wir müssen zu Fuß weiter. Wir wundern uns über die Trockenheit in der Fläche, ist dies doch ein bekanntes Safran-Anbaugebiet, aber es gibt in den Bergen mehrere ergiebige Quellen, deren Wasser über Kanäle die eingefassten Safranbeete und Olivenhaine versorgen, mit deren Erträgen sich die Leute ihren Lebensunterhalt verdienen.
Auch im zweiten Dorf werden wir nicht fündig, ein Mann erwähnt zwar einen Namen, aber vermutlich ist die Familie weggezogen, um ihren Kindern bessere Chancen im Leben zu verschaffen. Schließlich gibt es hier nur eine Dorfschule und einen Koranlehrer. Mehr Bildung gibt es nur in der Stadt.
Wir werden bereits misstrauisch beäugt und so laufen wir zurück zum Auto, fahren hinunter zur Hauptstraße und sind bald an der Auberge du Safran. Die Produkte der Gegend werden auch hier vertrieben, aber im Geschäft der Kooperative im Ort bekommen wir Safran und Arganöl günstiger und dazu von geprüfter Qualität. Am Abend essen wir im Hotel, bevor der Wein auf die Dachterrasse geschmuggelt wird.
06.01.2024
Am Morgen starten wir in Richtung Tafraoute. Wir haben uns für eine landschaftlich sehenswerte Route entschieden, die auch weniger Verkehr mit sich bringt. Erstaunlich wenig Verkehr genaugenommen, denn wir treffen lediglich hin und wieder einen LKW. Bald wissen wir auch, warum das so ist. Im Sommer 2023 gab es massive Überschwemmungen in Marokko und dieses Tal hat es offensichtlich auch schwer erwischt. An vielen Stellen wurde der Asphalt komplett weggeschwemmt und besonders die flachen Brücken und Flussdurchfahrten sind fast alle zerstört. Wir sind froh, dass es inzwischen so trocken ist, dass gar kein Wasser mehr fließt, auch wenn dies die Menschen hier sicherlich grundsätzlich anders sehen. Das grobe Geröll wurde aber bereits weggeschoben, so dass wenigstens halbwegs befahrbare Pisten vorhanden sind. Der kleine Kia kämpft sich jedenfalls tapfer hindurch.
In Imizghil tanken wir und sind erleichtert, dass die weiterführende Straße höher liegt und nun nur noch die üblichen Schlaglöcher eine gewisse Aufmerksamkeit erfordern. Das langsame Vorankommen hat nebenbei den Vorteil, dass man die atemberaubende Landschaft viel besser aufnehmen kann und die etlichen Fotostopps fallen auch nicht mehr ins Gewicht.
Am Nachmittag sind wir in Tafraoute, beziehen im Hotel Espace Tifawine ein Zimmer und stellen fest, dass dieses kein eigenes Bad hat, sondern wir über den Flur zur Toilette und Dusche müssen. Mittlerweile sind wir diesbezüglich doch ein wenig verwöhnt, noch dazu, wenn man für schmales Aufgeld das Zimmer mit Bad erhält. Dieses gibt es jedoch erst am nächsten Tag.
Am Abend stopfen wir uns in einem Restaurant mit riesigen Pizzen voll und verbringen später den Abend oben auf dem Hoteldach, wo wir zwischen abgestelltem Krempel und einigen Wäscheleinen ungestört sitzen können.
07.01.2024
Das vielfach gepriesene Frühstück enttäuscht uns ein wenig, macht aber vorerst satt. Unser neues Zimmer ist noch nicht bezugsfertig, also packen wir die Rucksäcke ins Auto und gehen wandern.
An einem umzäunten Autocamp, wo die Wohnmobile der Winterflüchtlinge auf engem Raum kuscheln, laufen wir vorbei in ein breites Tal und steigen einen Sattel hinauf. Die vielen runden Felsformationen lassen uns die Kamera gar nicht wegpacken. Es ist einfach eine einzigartige Landschaft.
Wir könnten dem Pfad weiter folgen und in das nächste Tal absteigen, aber der Gedanke an den zwangsläufig nötigen Wiederaufstieg hält uns davon ab. Einstweilen machen wir Pause und genießen einfach nur die Aussicht und die Sonne, die ordentlich auf den Schädel brennt. Ein Ziegenpfad erscheint uns als begehbar und so kraxeln wir quer am Hang weiter. Steine hoch, Steine runter, bis wir wieder einen Abstieg ins benachbarte Tal finden. Am Ausgang dessen, was mal ein Fluss war, trinken wir Tee in einem Restaurant mit Blick auf die Stadt. Zu unseren Füßen stehen auf weiter Fläche zahlreiche Reisemobile, die wir in taugliche und untaugliche einordnen und im Anblick der für tauglich befundenen unseren Reiseträumen freien Lauf lassen.
Unser neues Zimmer hat sogar drei Betten und ein Bad mit davonfliegendem Toilettendeckel, sobald man diesen berührt. Manchmal könnte man meinen, es gäbe im ganzen Land keine Handwerker.
Später finden wir in ein sehr einfaches Straßenrestaurant. Der junge Koch ist so engagiert, zeigt uns die Inhalte seiner Töpfe und lässt uns alles kosten, so dass wir über das Ambiente hinwegschauen und gerne einkehren. Schließlich wissen wir aus Erfahrung, dass Straßenküchen oftmals die beste Wahl sind und wir werden auch hier nicht enttäuscht.
08.01.2024
Die Fahrt nach Tiznit ist nicht sehr lang. Noch einmal gibt es herrliche Bergansichten in dünn besiedeltem Gebiet. Während einer kurzen Pause statten uns zwei Straßenhunde einen Besuch ab und freuen sich über unser trocken gewordenes Brot.
In der Stadt finden wir schnell unser gebuchtes Hotel Amoudou. Es ist absolut sauber, alles funktioniert, und wir haben sogar einen kleinen Balkon, auf den wir sogleich zwei Stühle bugsieren, womit die Fläche vollständig belegt ist.
Die Stadt erscheint auf den ersten Blick langweilig, aber nachdem wir den Zugang zur nur wenige Gehminuten entfernten Medina gefunden haben, sind wir sicher, den richtigen Ort für unsere letzten Urlaubstage gefunden zu haben. Zwar liegt die Stadt 15 Kilometer vom Meer entfernt, besitzt aber den Charme einer alten portugiesischen Handelsstadt. Tatsächlich wurde hier einst Silber gehandelt. Ein paar Schmuckläden zeugen noch vom einstigen Reichtum der Stadt. Aber auch heute noch ist die Stadt mit ihren kleinen Läden, den Menschen und vielen Fahrzeugen sehr lebendig. An einem kleinen Fischrestaurant sitzen wir gemütlich beim Essen und beobachten die Szenerie aus einer Mischung vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
09.01.2024
Auch wenn es nicht ganz zum Badengehen reicht, zieht es uns heute ans Meer. Also fahren wir ins nahegelegene Aglou. Der einstige kleine Fischerort hat sich zu einem Ferienort gewandelt. Die Infrastruktur besteht aus einem Parkplatz, einer Polizeistation sowie zwei, drei Restaurants. Eine geplante weitere Ferienhaussiedlung wurde nach der Erschließung der Baugrundstücke offenbar verworfen. Die steigenden Baukosten und die Inflation machen auch vor Urlaubsorten nicht halt.
An der kleinen Steilküste kleben von Aussteigern besetzte ehemalige Fischerhütten an den Felsen. Bald werden auch diese der Vergangenheit angehören, denn der Atlantik holt sich jedes Jahr ein Stück Land mehr. Die Klippen werden genauso sein Opfer werden, wie schon Teile des malerischen Felsbogens im ein paar Kilometer entfernten Legzira.
An der Promenade machen wir ein kleines Picknick, als vor uns in einer Senke ein Hündin aus einer Höhle kriecht. Ein alter Mann hat sich ihrer angenommen und versorgt sie und ihre Jungen, die mutig die ersten Schritte in die Sonne wagen, mit Essen und Wasser. Wir freuen uns über so viel Tierliebe, noch dazu gegenüber Hunden, die bei vielen Muslimen als unrein gelten und daher nicht immer ein gutes Leben führen.
Zurück in der Stadt bummeln wir für letzte Einkäufe durch die Medina, essen an unserem favorisierten Fischstand und leeren am Abend unsere letzten Weinreserven, während wir uns mit dem Online-Check-In befassen müssen, der uns aus unserer unbeschwerten Urlaubsstimmung reißt.
10.01.2024
Noch einmal ein Frühstück unter freiem Himmel. Der Blick fällt auf eine freie Fläche neben dem Hotel, auf der sich Flüchtlinge einige Hütten errichtet haben, da sie auf ihrem ersehnten Weg nach Europa vorerst hier festsitzen. Wir hingegen haben Flugtickets und wollen angesichts der Temperaturen am liebsten hierbleiben.
In einem Vorort von Agadir lassen wir unseren kleinen Reisebegleiter waschen und der Angestellte tut dies überaus gründlich. Er klopft sogar die Fußmatten aus und befreit das Armaturenblatt vom allgegenwärtigen Staub. So gewienert geben wir das Auto schließlich ab, bekommen das Abnahmeprotokoll vom Autovermieter mit Fotos sogleich per E-Mail zugesandt und werden zum Flughafen gefahren. Wir haben nun noch reichlich Zeit, so dass Uwe noch einmal in den dem Flughafen gegenüberliegenden Ort läuft, Brot und Kuchen kauft, und wir auf einer Wiese vor der Gendarmerie picknicken. Noch einmal erfreuen wir uns an der Wärme, dann schluckt uns die Abfertigung und bald sitzen wir im Flieger, der 3,5 Stunden später im kalten Deutschland landet. Unter normalen Umständen müssten wir nun zwar einige Stunden ausharren, bis unser Zug fährt. Dank eines Bahnstreiks werden daraus zwei Tage und wir sind froh und dankbar, bis dahin bei guten Freunden unterzukommen.