August 2023 – Luxemburg und Belgien

gen Westen...

 

 

Zwei Wochen Urlaub mitten im August. Mit Auto, Zelt und Rädern wollen wir Luxemburg und Belgien erkunden. In der Hauptsaison und natürlich, um unsere Freiheit der spontanen Entscheidung nicht zu schmälern, ohne jegliche Vorbuchungen.

 

Samstag, 05.08.

Unser erster Urlaubstag findet auf der Autobahn statt. Trotz Ferienzeit kommen wir ohne Stau bis in die Eifel, wo wir unseren Weg nach Luxemburg über kleine Landstraßen abkürzen. Wir erinnern uns an die Krimiserie „Mord mit Aussicht“ und können uns angesichts der Tatsache, dass wir kaum ein Lebewesen auf der Straße sehen, gut vorstellen, dass ein verschwundener Mensch in diesem Landstrich erst einmal nicht auffällt.

Eine Brücke führt über das Flüsschen Sauer und schon sind wir im Reich der Luxemburger. Nun ist es nicht mehr weit bis Consdorf im Wandergebiet Müllerthal, wo wir auf dem Camping La Pinède den letzten freien Stellplatz ergattern. Unseren ersten Abend verbringen wir neben einem kurzen Dorfspaziergang vorrangig im Auto, denn es ist nicht nur unangenehm kühl, sondern regnet auch unaufhaltsam.

 

Sonntag, 06.08.

Trotz des wechselhaften Wetters schlüpfen wir in die Wanderschuhe und freuen uns über fast menschenleere Wege, Sandsteinschluchten und schmale Durchlässe. Einer davon, der sogenannte Kuelscheier, zu deutsch Kohlenscheune, da hier früher Holzkohle gelagert wurde, weist eine Breite von maximal 50 cm auf und die Felswände schließen sich hoch über unseren Köpfen zu einem Tunnel. Dies ist nichts für korpulente Wanderer und Klaustrophobiker und angesichts der Dunkelheit sind wir froh, eine Stirnlampe dabeizuhaben.

Einige Wege und insbesondere eine alte Eisenbahnstrecke, auf der bis Mitte der 50er Jahre noch eine Dampflok namens „Charly“ ihren Dienst tat, sind nun als Radweg asphaltiert. Es ist eine Unart, die auch hier große Verbreitung findet, einstige Wanderwege zu versiegeln. Immerhin ist heute kein Radfahrer unterwegs und der Gang durch einen alten Eisenbahntunnel hat auch etwas reizvolles, besonders, da es im Tunnel nicht regnet.

Auch wenn wir selbst gern Radfahren, so ist es doch schade, dass man als Wanderer immer weniger unbefestigte Wege vorfindet und entsprechend fußlahm kommen wir am späten Nachmittag im Camp an.

 

Wandergebiet Müllerthal
Wandergebiet Müllerthal
Wandergebiet Müllerthal
Wandergebiet Müllerthal

 

Montag, 07.08.

Die Reisezeit in der Hochsaison ist denkbar ungünstig gewählt. Nicht nur, dass wir Temperaturen und Regenmengen wie im April haben, leider sind auch noch überall Ferien und Flugreisen teuer, weshalb die meisten Leute maximal ins Nachbarland verreisen. Die Zeltplätze sind fast alle voll belegt und es ist Glücksache, noch einen freien Platz zu bekommen. In Luxemburg-City haben wir jedenfalls kein Glück, weshalb wir uns auf das Sightseeing mit dem Auto beschränken und gleich nach Belgien weiterziehen. Auch hier das gleiche Bild und in der Sorge, keinen Schlafplatz mehr zu finden, quartieren wir uns am frühen Abend auf einem sauteuren Campingplatz ein. Die kostenlose Kinderbespaßung benötigen wir dabei ebensowenig wie das beheizte Schwimmbad, in dem sich trotz kühler Außentemperaturen von etwa 11 °C ebenso hauptsächlich Kinder tummeln. Wir dürfen einen Platz im hinteren Teil beziehen und dabei den Duft der Kläranlage einsaugen. Leicht muffig sind auch die schlecht belüfteten Sanitäranlagen. Wir erdulden ja sonst eine Menge, aber für den Preis wäre mehr Luxus angesagt. Immerhin gibt es heißes Duschwasser. Wasser gibt es auch von oben und in Form eines Flüsschens mit dem Namen Lomme, wo wir mit einer Flasche Wein den Abend verbringen.

 

Dienstag, 08.08.

Mit den ersten Sonnenstrahlen, die sich endlich gegen Mittag zeigen, steigen wir auf die Räder und müssen gleich einen steilen Berg hinauf, dem im Laufe des Tages noch einige folgen werden. Von Grupont, nahe des Campingplatzes, radeln wir nach Forrières und weiter ins Städtchen Jemelle. Unterwegs finden wir einen nur mäßig belegten Zeltplatz mit netten Betreibern und vielen Haustieren. Dazu kostet dieser gerade einmal die Hälfte unserer derzeitigen Bleibe und ist um einiges schöner und grüner. Wir beschließen spontan, morgen hierher umzuziehen und weiter die Gegend zu erkunden.

Jemelle ist eine alte Bergarbeiterstadt, bei deren Anblick man unweigerlich an den verlassenen Ort aus „Willkommen bei den Sch'tis“ denken muss, auch wenn hier tatsächlich noch Leute wohnen. Die Fassaden an der Durchgangsstraße sind grau vom Straßenstaub, einige Häuser sind verfallen oder stehen zum Verkauf, die meisten Läden geschlossen. Nur der Bäcker verkauft noch sein Brot.

Wir fahren weiter ins nahegelegene Rochefort und wieder zurück nach Grupont, schiebend über nasse zerfurchte Feldwege, durch Waldgebiete und auf kleinen Nebenstraßen. In Erwartung des nächsten Regengusses bauen wir uns ein Planendach und legen die warmen Sachen griffbereit in Reichweite.

 

Forrières
Forrières

 

Mittwoch, 09.08.

Wir verlassen erleichtert den Ort des touristischen Grauens und fahren die wenigen Kilometer zum Camping Relaxi, wo wir bei schönstem Sonnenschein – das hat schon etwas Symbolhaftes – unser Zelt am Flussufer aufschlagen und den Rest der vom Regen gezeichneten Ausrüstung trocknen.

Im nahegelegenen Jemelle finden wir sogar noch einen kleinen Supermarkt, versorgen uns mit Proviant und besuchen Rochefort, die einzig nennenswerte Stadt in der Gegend, wenngleich diese auch schnell durchschritten ist. Viel Sehenswertes gibt es nicht, außer ein im Jahr 1862 errichtetes ansehnliches Rathaus und eine opulente Kirche. Eine Höhle böte noch eine Ausflugsvakanz, aber wir sind so froh, endlich wieder einmal die Sonne zu sehen, dass uns das Abtauchen unter Tage nicht so recht reizt.

Am Nachmittag sind wir zurück, erfreuen uns an dem Zeltplatzpony, den Hasen, den lustigen Puschelhühnern und an unserem Platz mit Blick auf den Fluss.

 

Camping Relaxi
Camping Relaxi

 

Donnerstag, 10.08.

Sind es beim Frühstück noch gerade mal 10 °C, wird es bei strahlend blauem Himmel später endlich so warm, dass man fast schon wieder gern den Schatten aufsucht.

Auf dem Weg nach Bouillon, unserem ersten Ziel heute, wird die Straße halbseitig repariert, so dass eine Baustellenampel die nächste ablöst. Sobald ein Stück fertiggestellt ist, wird es auch wieder für den Verkehr freigegeben. In Deutschland wäre die Straße für mindestens vier Monate gesperrt und es gäbe eine 20-Kilometer-Umleitung.

Schön ist auch, dass man in jedem Ort kostenlose Parkplätze findet, so auch in Bouillon, einem schönen kleinen Städtchen nahe der französischen Grenze an den Ufern der Semois. Wir steigen die Stufen zum Chateau hinauf und verlieren uns fast in den zahlreichen Gängen und Winkeln der im 11. Jahrhundert errichteten Burganlage. Kurz schauen wir der täglich mehrmals vorgeführten Falknerschau zu, nutzen dann aber lieber die bestehende Aufmerksamkeit der Zuschauer für die weitere Besichtigung ohne Gedränge. Eine kleine Besonderheit der Burg ist der Käsekeller. Eine Schäferei nutzt hier die Bedingungen der in den Felsen gehauenen Kellerräume mit einer Temperatur von stetig 13 °C und der idealen Luftfeuchtigkeit für die Reifung ihres Käses, und man kann auf der Besichtigungsrunde auch einen Blick in den Reiferaum werfen. Eine gute Werbung für die Käserei ist es allemal.

Die Stadt Dinant ist unser anderes Tagesziel, 46 Kilometer weiter nördlich an der Maas gelegen. Hier boomt der Bootstourismus und an den Anlegestellen bilden sich lange Schlangen. Wir sind des schönen Panoramas hier, das uns nun wie auf den Werbefotos mit blauem wolkenlosen Himmel geboten wird. Schwenkt man über die Brücke in der Stadt, kann man den Blick auf die eng stehenden Häuser am Ufer vor einem hohen Felsmassiv bestaunen, abgerundet durch eine majestätische Stiftskirche und der darüber liegenden Zitadelle. Dinant ist auch der Geburtsort von Adolphe Sax, dem Erfinder des Saxofons. Riesige im Ort aufgestellte Saxofone in den Farben der europäischen Länder sorgen für Staus der Touristenströme, denn jeder will sich damit fotografieren lassen.

Wir sitzen lieber am Flussufer und beobachten das Treiben.

Am späten Nachmittag sind wir zurück und genießen die letzten Sonnenstrahlen, bevor uns wieder ein kühler Abend bevorsteht.

 

Bouillon
Bouillon
Bouillon
Bouillon
Dinant
Dinant

 

Freitag, 11.08.

Unser nächstes Ziel heißt Gent und ist knapp zweihundert Kilometer entfernt. Schwierig ist nach wie vor die Zeltplatzsuche. Besser ist es, eine Buchung zu haben, so unverständlich das für uns ist, dass man mittlerweile alles planen muss. Es gelingt uns schließlich, zwei Nächte auf dem stadtnahen Zeltplatz zu ergattern, allerdings erst ab morgen. So entschließen wir uns für eine Zwischenstation auf dem Lande und werden irgendwo im Nirgendwo fündig. Die Betreiber sitzen hier wohl schon über 50 Jahre, zumindest hätten sie das passende Alter zur ebenso langen Existenz des Campingplatzes. Der Preis ist mit 13 Euro auch ausgesprochen moderat für belgische Verhältnisse und großen Luxus benötigen wir ohnehin nicht. Im angrenzenden Wald treffen wir bei einem Abendspaziergang auf einen Rehbock, der in etwa zehn Meter Entfernung sein Blättermahl genießt und sich von uns nicht stören lässt. Wir stehen reglos da, bis er langsam im Wald verschwindet. Wahrscheinlich hatte er uns die ganze Zeit im Blick und wollte nur ein cooler Bock sein und keine Angst zeigen. Ein wenig scheuer ist da die Mutter mit Kitz, die sich ganz schnell unseren Blicken entzieht.

 

Samstag, 12.08.

Mit Nieselregen fängt der Tag perfekt an. Das Zelt ist noch leicht feucht, als wir es zusammenklappen. Entgegen unserer Befürchtung bekommen wir doch noch einen freundlichen Tag und sind bald in Gent. Am Zeltplatz, der ringsum von zahlreichen Sportanlagen und einem Park umgeben ist, müssen wir warten, bis für die Damen an der Rezeption die dreizehnte Stunde geschlagen hat. Vorher wird niemand eingecheckt, obwohl sie an ihren Tischen sitzen und absolut nichts zu tun haben. Derweil wird die Schlange vor der Schranke immer länger.

Der Platz ist ziemlich groß, aber so in kleine Wiesen geteilt, dass man die Fläche gar nicht so wahrnimmt. Wir packen die Fahrräder aus dem Auto und radeln am Wasser entlang, kaufen unterwegs einen Snack, den wir uns am Ufer der Leie in der Altstadt schmecken lassen, während ein Touristenboot nach dem anderen an uns vorbeizieht. Sowohl auf dem Wasser als auch auf den festen Wegen ist man nirgends allein, aber angesichts der wunderschönen Altstadt mit vielen schönen alten Bauten, all den Straßenmusikern und dem perfekten Wetter ist das auch nicht verwunderlich.

Mit dem Rad kommt man kaum durch die Menschenmassen, obwohl man theoretisch überall fahren darf, auch entgegen der Einbahnstraßen. Sobald man allerdings Gleise sieht, ist Vorsicht angeraten. Zu leicht kann man in den Straßenbahnschienen hängen bleiben und natürlich sollte man der Bahn schnell genug Platz machen. Die Anwohner haben sich zwangsläufig mit den Gegebenheiten arrangiert und im Allgemeinen fährt man hier sehr rücksichtsvoll.

 

Gent
Gent
Gent
Gent

 

Sonntag, 13.08.

Neben einigen Orten, die wir in der Altstadt noch nicht gesehen haben, wie auch den Belfried aus dem 14. Jahrhundert, der neben seiner Funktion als Wachturm auch wichtige Papiere der Stadt beherbergte, schauen wir uns auch an, wie die Bewohner außerhalb der Touristenzone leben. Mit dem Rad geht das wunderbar und man verschmilzt ein wenig mit den Einheimischen, wenn man wie sie an den Flüssen und Kanälen entlang die Radwege nutzt und durch Wohnviertel kommt, wo sonst keine Touristen unterwegs sind. Man wohnt hier eng beieinander und so unterschiedlich, wie es nur sein kann. Von alten Reihenhäusern, über Plattenbauten bis zu teurem modernen Luxus gibt es hier jeden Wohnstil. Auch auf dem Wasser wohnen Menschen. Alte Lastkähne wurden zu Wohnungen, die einen schick hergerichtet, andere machen eher den Eindruck einer Notunterkunft.

Wir sind froh, die Fahrräder dabei zu haben, denn das Radeln macht in der Stadt wirklich Spaß, auch, wenn es einige Male über holpriges Pflaster und eng an Straßenbahnschienen entlang geht. Auch die Orientierung fällt uns nach und nach leichter, nur selten bemühen wir noch das Navi.

 

Gent
Gent
Gent
Gent

 

Montag, 14.08.

Bis Antwerpen ist es nicht weit, und da wir erst ab 16 Uhr auf dem Zeltplatz einchecken können, haben wir uns noch ein kleines Zwischenziel gesucht. In der Polderlandschaft kurz vor der Stadt statten wir der Vogelwelt einen Besuch ab. Sah das Gebiet auf der Karte noch recht interessant aus, so sind wir doch ein wenig enttäuscht, was der Naturschutz mancherorts so mit sich bringt. Die Sumpflandschaft ist weitestgehend abgesperrt, nur ein Weg führt völlig geradlinig mitten hindurch, die restlichen Wege machen einen sehr großen Bogen, sind ausnahmslos asphaltiert und sind zum Wandern wenig geeignet. Gegenüber am anderen Flussufer der Schelde machen sich hässliche Fabrik- und Werftanlagen breit.

Vogelbeobachter kommen dennoch auf ihre Kosten.

Auf dem Campingplatz stellen wir fest, dass unsere Buchung das Auto ausschließt und die kleinen Zeltwiesen am Rand nur für unmotorisierte Gäste zugänglich sind. Also mogeln wir uns neben dem Wirtschaftsgebäude an den Rand und klappen frech das Dachzelt auf. Bezahlt haben wir schließlich und gebucht werden kann nur über Internet. Das macht in unseren Augen den Zelturlaub in Belgien zunehmend unattraktiver, denn wir verbinden diese Art zu Reisen eher mit Spontaneität und nicht mit minutiöser Planung.

Am Abend suchen wir uns nach all der Aufregung noch einen schönen Platz am Flussufer. Bei einer Flasche Rotwein blicken wir auf die Stadt und die letzten Boote, die noch in der Dunkelheit unterwegs sind.

 

021a
021b
Antwerpen
Antwerpen

 

Dienstag, 15.08.

Um zur Innenstadt zu gelangen, müssen wir auf die andere Seite der Schelde. Das geht entweder per Fähre oder durch den 1931 bis 1933 errichteten und nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg wieder reparierten St.-Anna-Tunnel. Per Aufzug oder über hölzerne Rolltreppen geht es 31 Meter in die Tiefe und 572 Meter unter dem Fluss hindurch auf die andere Seite, wo wir uns mitten auf einem Flohmarkt wiederfinden. Überhaupt sind erwartungsgemäß die schönsten Plätze in der Stadt voller Menschen. Die Restaurants sind trotz saftiger Preise überfüllt und in der ganzen Stadt herrscht Markttreiben. Neben Antiquitäten findet man Stände mit Obst, Blumen und natürlich auch vielem unnützen Dingen. Wem es nichts ausmacht, seine Austern mit Champagner mitten im Gedränge zu schlürfen, kann auch dies hier tun. Mit den Rädern können wir uns dem Trubel leicht entziehen und fahren auf den weniger belebten Straßen einmal um das Stadtzentrum herum, machen Halt im Stadtpark und im sogenannten Klein-Antwerpen, das bevorzugte Viertel von ultraorthodoxen Juden. Zwischen Tradition und Moderne sich nicht entscheiden zu wollen, sieht man Familien in traditioneller Tracht mit stylischen Kinderwagen und sogar Rabbis auf E-Bikes.

Bevor wir Belgien verlassen, muss selbstverständlich noch eine original belgische Waffel verzehrt werden. Wir finden einen wunderbaren Verkaufsstand mit einer ebenso wunderbaren älteren Dame, die liebevoll ihre Waffeln bäckt, mit ordentlich Sahne verfeinert und das Verkaufsgespräch in scheinbar allen Sprachen beherrscht.

Im Zickzack durch kleine Gassen finden wir wieder zum Tunnel und wagen uns erneut aufgrund des hohen Andrangs am Lift mit unseren Fahrrädern auf die hölzerne Rolltreppe, wie es auch die meisten Einheimischen tun. Mit dicken Packtaschen ist das nicht unbedingt die beste Lösung, schnell bleibt man damit hängen und kommt in Einzelteilen unten an.

Da neben unserem Zeltplatz eine lautstarke Technoparty brummt, verziehen wir uns am Abend noch einmal und finden für unseren Sundowner einen ruhigen Platz mit extravagantem Blick auf die Raffinerie.

 

Antwerpen
Antwerpen
Antwerpen
Antwerpen
Antwerpen
Antwerpen

 

Mittwoch, 16.08.

Unbehelligt trotz unseres unberechtigten Standplatzes entweichen wir dem Campingplatz und kämpfen kurz darauf schon mit dem Navi, das uns in seltsamen großen Schleifen zum Tunnel schicken will, durch den wir zur Stadt gelangen. Mit ein wenig Ignoranz und einer weiteren ungeplanten Stadtrundfahrt verabschieden wir uns von Antwerpen und treten die erste Phase unseres Heimweges an. Das Überschreiten der deutschen Grenze spüren wir  schlagartig an den einsetzenden Bleifüßen der vorbeiziehenden Autofahrer, als ob die horrenden Spritpreise keine Relevanz besitzen. Da mag man am liebsten gleich wieder umkehren.

Am Abend erreichen wir Marburg und sind froh, bei unseren Freunden ein sicheres Dach über dem Kopf zu haben, denn eine mächtige Gewitterwolke zieht über Hessen.

 

Donnerstag, 17.08.

Das Wetter hat sich wieder beruhigt, so dass wir beschließen, noch einmal unser Zelt in der Rhön aufzuschlagen. In Tann machen wir halt und schauen uns das Schloss der gleichnamigen Familie an, selbstverständlich nur von außen. Ein im Innenhof parkender Landy schafft sogleich eine gewissen Sympathie, auch wenn wir die Schlossherren nicht persönlich kennenlernen.

Nebenan wurde auf dem in den 50er Jahren abgebrannten Gelände des zugehörigen Gehöftes ein Museumsdorf errichtet, mit originalen, wieder aufgebauten Gebäuden der Umgebung und zahlreichem Hausrat und sonstigen Gerätschaften. Die Gegend war von Armut geprägt und bis heute merkt man an den noch moderaten Preisen, dass wir uns im ehemaligen deutsch-deutschen Grenzstreifen mit geringer Infrastruktur befinden.

Zwei Dörfer weiter beenden wir unsere heutige Tour auf einem kleinen Zeltplatz in Dippach mit Blick auf die einstigen Vulkane, die das Gesicht der Rhön prägen.

 

Tann
Tann
Tann
Tann

 

Freitag, 18.08.

Strahlend blauer Himmel empfängt uns schon am Morgen und begleitet uns den ganzen Tag. Gut frühstücksgestärkt schlüpfen wir in die Wanderschuhe und besteigen den Auersberg, der Hausberg der kleinen Gemeinde. Die Wege sind nur zum Teil beschildert und so biegen wir ständig falsch ab, bis wir dennoch den Gipfel erreichen, der ein wenig ernüchternd und unspektakulär daherkommt. Ringsum ist alles zugewachsen und der erhoffte Ausblick bleibt uns verwehrt. Unser großer Trost sind einige Schopftintlinge und riesige Boviste, die uns wohl nicht nur für heute Abend ernähren werden. Beim Abstieg finden wir für eine Pause eine Bank mit Aussicht zur ehemaligen innerdeutschen Grenze und auf die davorliegenden kleinen Dörfer, passieren eine Ziegenherde mit riesigen Hirtenhunden und eine sich auf dem Weg sonnende Blindschleiche.

Der letzte Urlaubstag geht zu Ende. Der Wetterbericht kündigt neuen Regen an.

Zeltplatz in Dippach
Zeltplatz in Dippach
Autorin: Ines Krüger