April 2019
Ein viel zu kurzer, aber intensiver Trip nach Gambia
Dienstag, 23.04.
Unsere kleine Reisegruppe besteht aus 5 Personen, und wir freuen uns über einen Direktflug von Leipzig nach Banjul.
Wir sind ein wenig gespannt, wie der Service bei der türkischen Billigairline Corendon aussehen wird. Wir erwarten nicht viel und dem wird entsprochen.
Essen haben wir uns mitgebracht, denn diesen Extraservice gibt es nur gegen Aufpreis.
Selbst Wasser muss man kaufen. Wohl dem, der sich vorher eine leere Flasche mit in den Sicherheitsbereich nimmt und dort auffüllt.
Nach 6 ¾ Stunden Flugzeit landen wir weich in Banjul. Immerhin beherrscht der Pilot sein Handwerk.
Zwei Fahrer erwarten uns draussen, nachdem uns von moderner, aber etwas reaktionsschwacher Technik Fingerabdrücke abgenommen und
mit einem Blick in die Kamera die Übereinstimmung mit dem Passfoto erkannt wurden.
Etwa 20 Minuten dauert die Fahrt zu Helenes „Green House“ in Kololi.
Die Sonne ist gerade untergegangen, auf der Fahrt ist im Dunkeln nicht viel zu sehen.
Dafür werden wir herzlich empfangen und erleben einen schönen ersten Abend bei Wodka und einem kleinen Imbiss.
Mittwoch, 24.04.
Helenes Angestellter fährt uns zum Einkaufen und Geldwechseln.
Mit einer Person mehr an Bord befinden uns die Stadtpolizisten schon für „overloaded“, aber da wir nur einen kurzen Weg haben und
vier von uns zwei „Big Mamas“ entsprechen, wir auch sonst kein Zusatzgetier wie Ziegen und Hühner an Bord haben,
können wir sie überreden, uns weiterfahren zu lassen. Nicht weit entfernt liegt auch der Bijilo Forest Park, wo wir das Gefährt nun wieder entlasten und zu Fuß weitergehen.
Wir entrichten unseren Obolus von 150 Dalasi und wimmeln erfolgreich den sich für weiteres Salär anbietenden Guide ab, der uns versichert,
dass wir ohne ihn keinen Affen zu Gesicht bekommen. Nun denn, wir lassen es darauf ankommen.
Dank Erdnüssen und Bananen in den Taschen können wir uns bald nicht mehr vor den zahlreichen grünen Meerkatzen verstecken, die einen auch schon mal am Hosenbein zupfen.
Auch ein paar Colobusaffen sehen wir, Tokos, Geier und weitere Vögel. Dank chinesischer Investoren,
denen man tatsächlich einen beachtlichen Teil des Naturschutzgebietes verkauft hat, um ein Kongresszentrum zu errichten,
müssen die Tiere immer enger zusammenrücken und die ersten Affen haben auch schon das Areal verlassen.
Wir können nur hoffen, dass man wenigstens die alten Bäume, die hier noch stehen, achtet und den Rest nicht auch noch abholzt.
Am Strand direkt dahinter nehmen wir ein erfrischendes Bad, sehen einigen fussballspielenden Jungs und den Fischern zu.
Letztere ziehen gerade mit vereinten Kräften ihr Netz an Land.
Neben zahlreichen kleineren Fischen sind auch ein paar recht grosse Exemplare und sogar zwei Kugelfische, die mit ihren seltsamen Zähnen recht drollig aussehen.
Am Strand kann man auch gut einkehren und sich über die zahlreichen gemischten Pärchen Gedanken machen.
Sowohl Männer als auch Frauen leben hier ihren Urlaubsflirt aus, während deren einheimische Pendants wohl eher
an schnell verdientes Geld und vielleicht noch eine Versorgung darüber hinaus denken.
Der Hunger treibt uns zurück. Wir essen bei Helene gemeinsam Abendbrot und als der Strom ausfällt, wird es noch sehr gemütlich.
Donnerstag, 25.04.
Wir starten zu einem Ausflug entlang der Küstenstraße nach Süden. Erster Halt ist der Fischmarkt in Tanji.
Der Geruch von Räucherfisch steigt in die Nase. Auf großen Rosten, unter denen das Feuer lodert, liegen eng aneinandergestapelt Fisch an Fisch.
Näher zum Ufer bietet man allerlei Frischfisch feil, während die Fischerboote auf den Wellen schaukeln.
Angrenzend findet man die Stände des sonstigen Angebotes – Obst und Gemüse, Süßigkeiten und Haushaltswaren aller Art.
Nächste Station ist ein kleines ethnologisches Museum. Wir erfahren etwas über die Tiere, die einst auch hier heimisch waren und was davon übrig blieb.
Der Mensch macht überall die gleichen Fehler und lernt leider auch nicht daraus.
Die Prognose der Artenvielfalt sieht auch für diesen Landstrich verheerend aus.
Im Freiluftteil der Anlage kann man das Dorfleben mit seinen familiären Strukturen, Ritualen und Handwerken nachempfinden und in einer
weiteren Ausstellung das hiesige Kunsthandwerk bestaunen, besonders die in einem eigenen Raum ausgestellten Batikstoffe.
Die kleine Reptilienfarm, die wir als nächstes besuchen, hat bei einem Buschfeuer einige Tiere verloren,
dennoch bekommen wir eine interessante Führung und können Schlangen, Echsen und Schildkröten bewundern.
Fast an der südlichen Grenze befindet sich ein Fischerdorf zwischen Mangrovenlagunen und dem offenen Meer.
Hier tragen die Leute den frischen Fang von den Booten in eine große Halle. Fotos sind nicht erwünscht,
denn der Anblick von Fischleibern, die mit einem Radlader zusammengeschoben werden, um zu Fischmehl verarbeitet und schließlich in einem chinesischen Hühnermagen zu verschwinden, ist wohl nicht im Sinne der chinesischen Betreiber dieser entlang der Küste sich verteilenden Anlagen.
Auf dem Rückweg nehmen wir am „Paradise Beach“ ein Bad. Neben dem Paradies steht eine weitere chinesische Fischfabrik und nur der frische Wind, der vom Meer landeinwärts weht,
sorgt dafür, dass es nicht überall nach Kadaver duftet.
Am Abend genießen wir frischen, in diesen Gefilden ungiftigen Kugelfisch bei Helene und überlegen, ob wir uns noch ins Nachtleben stürzen sollen. Irgendwie ist dann aber doch jeder müde.
Freitag, 26.04.
Mit dem Buschtaxi starten wir für schmale 25 Dalasi p. P. nach Banjul, nachdem wir gefühlt noch eine Extrarunde durch etliche Nebenstraßen gedreht haben.
In Banjul finden gerade Straßenarbeiten statt, so dass einerseits der Verkehr zum Erliegen kommt, andererseits die Gelegenheit zu Beobachten der Bauarbeiten besteht.
Ein Pistenschieber schafft das Planum, woanders wird damit der alte Asphalt aufgebrochen. An anderer Stelle wird in Abschnitten so betoniert, dass immer ein Weg für Fußgänger bleibt.
Hier braucht man keine Absperrungen, Baustellenampeln und Ersatzbrücken.
Im Fährhafen regiert das Chaos, und etliche LKW’s reihen sich nebenan am Frachthafen ein, um Container aufzunehmen.
Wir lassen uns im typischen afrikanischen Straßenleben treiben, staunen über horrende Obstpreise und stehen zufällig irgendwann vor dem Albert Market,
der neben der kunsthandwerklichen Abteilung auch alles für den täglichen Bedarf bietet.
Hinter dem Markt steht die schwimmende Energieversorgung in Form einer Plattform, die mittels Diesel die Stadt nebst Umgebung versorgt.
Ob dies eine effiziente Lösung sein kann, sei dahingestellt.
Von Banjul geht es mit dem Taxi für 300 Dalasi nach Bakau. Hier gibt es einen sehenswerten botanischen Garten, und auch wenn gerade Trockenzeit ist,
ist es hier im Schatten großer Bäume und dem übereinandertönenden Vogelgezwitscher sehr angenehm.
Nach einem kurzen Abstecher hinunter zum Strand, der neben einer kleinen Steilküste in einer Bucht liegt, schauen wir noch an den Ständen einiger Souvenirhändler vorbei,
wo neben Holzgeschnitztem und Tüchern auch allerlei Kleinkram angeboten wird.
Als ich mein in Thailand gekauftes Armband mit asiatischen Schriftzeichen am Stand wiederentdecke, möchte mir die Verkäuferin allen Ernstes erklären, dass dieses Stück aber sicher aus Gambia kommt.
An der Straße treffen wir auf zwei Leipziger aus einem Sozialprojekt, mit denen wir uns zum Essen verabredet haben.
Sie laden uns gleich in ihren Bus, so können wir gemeinsam zu unserem Treffpunkt bei „Mama’s“ fahren.
Wir essen vorzüglich, haben eine gute Unterhaltung und werden sogar bis vor die Tür nach Hause gefahren.
Samstag, 27.04.
Wir treffen uns mit den beiden Leipzigern, um gemeinsam das Vorschulprojekt in Kusamai zu besuchen.
Anlass ist die Einweihung einer neu gebauten Banta-ba, einem Ort, wo man sich versammelt und wo die Kinder künftig im Schatten die Mahlzeiten einnehmen können.
Trotz Ferien sind fast alle Vorschulkinder anwesend und freuen sich über den Besuch.
Die Direktorin hat für uns gekocht und ein Mitarbeiter zeigt uns in Tamba Kunda ein weiteres Projekt und seinen nicht weit entfernten kleinen Hof, der direkt neben einem beeindruckenden Kapok-Baum liegt. Der Baum spendet Schatten für die ganze Familie und gleichzeitig dient ein Hohlraum als kühlende Speisekammer.
Am Nachmittag fahren wir zur AbCa’s Creek Lodge, schön gelegen an einem kleinen Flußarm mit Mangroven, Meerkatzen und kleinen Baumhörnchen.
Die Doppelbetten der Zimmer sind nur für sehr schlanke Gäste geeignet oder man rückt wirklich eng zusammen.
Nach einiger Diskussion gibt es für jeden die passende Lösung, was man angesichts eines Preises von 40 Euro wohl auch erwarten kann.
Sonntag, 28.04.
Am Morgen starten wir zu einem Bootstrip durch den Creek, entlang der Mangrovenwälder.
Obwohl es hier zahlreiche Vogelarten geben soll, sehen wir nur wenige Exemplare.
Am Ende ist die Tour kürzer als vereinbart, für 8 Euro pro Person doch eher enttäuschend.
Nach einem bescheidenen Frühstück hat jeder so seine Pläne.
Die Vereinsmitglieder haben ein Meeting, der Angler unter uns will es noch einmal wissen und steigt erneut in ein Boot,
und so spazieren wir zu zweit zwei Stunden lang die Straße hinunter zum Fluß nach Bintang und zurück.
Am Ufer steht ein schöner großer Kapokbaum, daneben liegen die Fischerboote. Ein großer Haufen Austernschalen,
rostige Kühltruhen, kleine Lagerhäuser und eine Räucherhalle zeugen davon, dass man hier vom Fisch- und Austernfang lebt.
Allerdings ist es gerade sehr ruhig. Ein Buschtaxi kommt die Straße herunter, ein ausrangiertes Fahrzeug der freiwilligen Feuerwehr Delitzsch! Man macht sich nicht die Mühe, die Lackierung oder die Aufschriften zu entfernen, vielleicht gilt das auch als schick.
Um die Mittagszeit starten wir von der Lodge, nehmen noch ein eventuelles neues Projekt für den Verein in Augenschein,
dann steigen wir zu zweit in Brikama aus, während es den Rest der Gruppe gleich zur Küste zieht. Wir geben uns dem Markttreiben hin und entdecken am Rand eine Baustelle.
Während wir fachsimpelnd davorstehen, kommt der Inhaber der Baufirma und gibt uns gleich eine Führung durch den Rohbau des entstehenden Büro- und Geschäftshauses.
Wir zollen ihm unsere Anerkennung und schauen weiter über den Markt.
Nebenan holen wir uns schwarze Füße in der Holzkohlenabteilung, daneben der Textilmarkt und schließlich bestaunen wir das Sägewerk und die angrenzenden Tischlereien.
Ein Taxifahrer fährt uns zum etwas weiter gelegenen Holzschnitzermarkt und will tatsächlich kein Geld von uns.
Vielleicht hat er ja Anteile am Markt, oder es gibt eben doch noch uneigennützige Menschen.
Auf dem Markt verhandeln wir fast eine Stunde hart und haben unheimlich viel Spaß dabei.
Der Deal ist am Ende mit der Besorgung eines Taxis verbunden, eine gute Idee, denn gegen Abend wollen einfach alle nach Hause und die Fahrzeuge sind mehr als voll.
Für 300 Dalasi bekommen wir ein Taxi bis nach Kololi, immerhin ca. 18 Kilometer, treffen die anderen pünktlich im vereinbarten Restaurant,
von wo wir nur noch ein Stück Fußweg bis zum „Green House“ haben.
Montag, 29.04.
Da wir auch am letzten Tag noch etwas erleben wollen, brechen wir zu zweit auf zu einem Angeltrip.
Wir haben einen Taxifahrer für den ganzen Tag, der uns erst einmal an den Creek in Banjul bringt, wo ein Boot auf uns wartet.
Das Boot ist groß genug für 20 Leute, aber wir haben es mit Fahrer und Kapitän für uns.
Man könnte sogar ein paar Matratzen auslegen und wunderbar darauf schlafen.
Wir fahren bei Ebbe bis zum Mündungsgebiet des Gambia River in Sichtweite des Hafens.
Ein paar Wracks liegen hier neben auf die Abfertigung wartenden Schiffen.
Am hier herumliegenden Material hat wohl noch keiner Interesse bekundet.
Wir angeln die ersten kleinen Fische, die eigentlich die Köder für die größeren sein sollten.
Immerhin gehen sogar mir als absolutem Laien ein paar kleine an die Angel.
Die großen Exemplare sind allerdings weniger gewillt, sich fangen zu lassen.
So wird aus der Geschäftsidee des Tages, den großen Fang an ein Hotel zu verkaufen und am Abend im Geld zu schwimmen wohl nichts. Egal.
Wir haben Spaß mit den Jungs und können uns sogar oben auf dem Dach sonnen, als wir nach 5 Stunden aufgeben und zurückfahren.
Mit dem Taxi geht es nun noch kurz zum Strand auf ein kühles Getränk, dann zum Quartier, wo wir uns herzlich verabschieden.
Die Fahrt zum Flughafen haben wir gleich mit vereinbart, so dass wir gerade noch pünktlich am Check Inn erscheinen.
Die weitere Prozedere zieht sich hin, da die Technik an der Passkontrolle so ihre Tücken hat und nicht jeder Passagier gleich weiss, welche Finger er wohin legen soll.
Überraschenderweise kann man nach der Sicherheitskontrolle noch gemütlich draußen sitzen wie im Freisitz. Rauchen ist ebenfalls kein Problem.
Leider ist die Zeit nun knapp, es reicht noch für ein schnelles Bier und das letzte Geld wechselt den Besitzer. Als letztes kleines Highlight können wir sogar im Zubringerbus vorne beim Fahrer sitzen.
Das geht nur in Afrika!
Autorin: Ines Krüger