Rumänien 2019
4 Wochen lang zu dritt mit Hund und Landy unterwegs nach und durch Rumänien
Montag, 24.06.
Bei feinstem Sommerwetter starten wir erneut in Richtung Rumänien. Die Tour wollen wir ohne Mautgebühren, abgesehen von der nicht zu umgehenden rumänischen Straßennutzungsgebühr, absolvieren. Nahe Zittau überqueren wir die fast unsichtbare Grenze nach Polen, um dann gleich wieder die Grenze nach Tschechien zu passieren. Weit wollen wir heute nicht mehr, denn der Urlaub beginnt bekanntlich an der Haustür, also sind wir schon mittendrin. In Turnov versorgen wir uns mit Bargeld, essen in einem kleinen Bistro ein leckeres Curry und steuern einen Zeltplatz am Fluss an. Juri freut sich mit Jonas über ein frisches Bad. Ein Restaurant gibt es auch – so kann der erste Urlaubstag ruhig ausklingen.
Dienstag, 25.06.
Auf kleinen Landstraßen fahren wir fast acht Stunden bis zum slowakischem Dorf Hodrusa Hamre, wo wir im Internet von einem Zeltplatz gelesen haben. Was in der virtuellen Welt existent sein mag, muss jedoch im wahren Leben nicht unbedingt zu finden sein. Ein paar Hügel weiter gibt es jedoch einen See mit einem etwas maroden Auto Camp, welches auch noch geschlossen scheint. Der Imbissbetreiber von nebenan meint jedoch, hier könnten wir gratis stehen, sicher nicht ganz ohne Eigennutz, denn trotzdem es zwar kein Essen im Angebot gibt, funktioniert der Zapfhahn. Wir sind überredet.
Mittwoch, 26.06.
Die Route über Nebenstraßen ist zwar navigationsintensiver, dafür aber viel angenehmer, als das teure Autobahnfahren. Wir sparen mindestens 100 Euro, bis wir gegen 17 Uhr an der rumänischen Grenze kurz vor Carai stehen. Da die Ungarn immer noch auf ihre Grenzkontrollen bestehen und das Schengen-Abkommen ignorieren, müssen wir Ausweise, Fahrzeugpapiere und sogar den Hundeimpfpass vorzeigen. Irgendetwas scheint prompt auch nicht zu passen. Die Papiere verschwinden im Büro der Ungarn, und wir stehen anderthalb Stunden herum, bis wir überhaupt erfahren, dass etwas nicht in Ordnung ist. Uwes Ausweis gilt als „gestohlen“. Wie jetzt? Wir rätseln eine ganze Weile, bis der Groschen fällt. Ach ja, das war vor zwei Jahren, ein verlorenes Portemonnaie in Berlin. Das gute Stück war zwar nach einem Ausflug ins Fundbüro wieder mit Inhalt zurückgekehrt, aber der Fall stand natürlich noch in den Akten, sogar für den ungarischen Grenzbeamten zugänglich. Hätten wir doch gleich den Pass vorgezeigt, der ja auch im Gepäck war. Damit kann die Reise nun doch nach 2 Stunden weitergehen. Der Ausweis muss jedoch zurückbleiben und soll per Post die Rückreise an die deutschen Behörden antreten (das Ziel hat er leider auch im September noch nicht erreicht, vielleicht haben sie ihn einem Wanderer mitgegeben…)
Weit kommen wir nun nicht mehr. Im nächsten Dorf bezahlen wir an einem unscheinbaren Schalter in einer Hauswand unsere Straßennutzungsgebühr von 7 Euro für einen Monat. Es ist doch schön, wenn mal etwas nicht teurer geworden ist. Im Dorf Decebal biegen wir ab und landen auf einem Feldweg in einem saftigen Schlammloch. Zwei der Räder wollten wohl nicht nass werden und stehen glücklicherweise noch auf dem Trockenen, so dass wir aus eigener Kraft rückwärts wieder auf festen Boden gelangen. Noch einmal wollen wir es nun nicht versuchen und nutzen eine kleine schmale Feldzufahrt als Ruheplatz für die Nacht. Es ist heiß und windstill, so dass die Mücken sich richtig wohl fühlen. Sie lassen sich von Mückenspray, Räucherspiralen und Antimückenkerzen so gar nicht beeindrucken und stechen nach Herzenslust auf uns ein.
Donnerstag, 27.06.
Nach einem Feldfrühstück brechen wir auf, besorgen in Satu Mare Bargeld und fahren nordwärts. Unzählige Störche haben ihren Nachwuchs auf den Dächern der Häuser groß gezogen. Einige sind zur Großfamilie mutiert und haben nun arge Platzprobleme im Nest. Selbst die Stehplätze werden bei einigen knapp.
Abseits von Zapanta finden wir eine schöne Wiese mit Wasseranschluss in Form eines kleinen Flüsschens und warten auf das herannahende Gewitter. Der Versuch, dem Regen unter dem Dach eines nahen Zeltplatzrestaurants zu entgehen, scheitert kläglich. Zwischen uns fließt der Fluss in mehreren Betten, und während zwei kleinere davon auf Einbaumbrücken noch zu überwinden sind, stehen wir im dritten Flussarm bald bis zur Hüfte in der eiskalten Strömung und es geht noch tiefer. Wir geben auf, suchen einen Weg durchs Gestrüpp zurück und stehen bald unserem Rastplatz gegenüber. Hier ist das Wasser nicht so tief, nur kalt und der Boden steinig. Immerhin sind wir rechtzeitig vor dem Regen zurück und können noch eine Plane spannen, unter der wir dem Wetter trotzen und unser Essen kochen. Lang hält der Regen nicht an, und wir nutzen die Gelegenheit, noch ein wärmendes Feuer zu entzünden.
Freitag, 28.06.
Morgenwäsche im Bach, ein ausgiebiges Frühstück mit leckerem Rührei – wir lassen uns Zeit. Dann laufen wir in Richtung Dorf zum „Fröhlichen Friedhof“.
Fast alle Gräber zieren blaue Holzkreuze mit handgemalten Bildern, die zur Geschichte oder zur Todesursache der Verstorbenen Auskunft geben. Meist gehört auch noch ein entsprechender Text dazu. Mangels Rumänischkenntnissen bleibt uns der lustige Inhalt jedoch verborgen. Einige der Tafeln zeigen auch vorn und hinten sehr unterschiedliche Bilder, entsprechend der zwei Seiten des Dahingeschiedenen. Da zeigt sich so manche dunkle Seite eines scheinbar frommen Menschen. Dazu muss man wissen, dass der Künstler sich von den Angehörigen nicht reinreden ließ. Einmal in Auftrag gegeben, wurde nichts beschönigt. Dennoch scheint sich dieser Brauch großer Beliebtheit im Dorf zu erfreuen, denn man sieht fast kein Grab ohne bunt bemaltes Kreuz.
Auf der Straße vor dem Friedhof macht man Geschäfte mit Touristen in Form von Verkaufsständen und ein paar Einkehrmöglichkeiten. Wir lassen uns Mamaliga mit Käse schmecken und sind danach pappesatt. Auf dem Rückweg passiert ein kleines Unglück. Juri wird von einem Hund auf der Straße angegriffen und wir müssen später feststellen, dass er eine Wunde am rechten Vorderbein hat. Mit seinem Verband darf er nun vorerst nicht ins Wasser und schaut uns leidend an. Wir wagen noch einen kurzen Spaziergang, aber als ihn wieder ein paar große Hunde aus einem Gehöft angreifen, hat er genug. Jonas nimmt ihn mit zurück ins Camp. Trotzdem uns abwechselnd Pferde, Kühe und Ziegen besuchen, bleibt er nun ruhig und selbst ein freches Pferd, das unsere Zeltplane vom Auto zerrt, interessiert ihn nicht. Der Abend wird deutlich kühler als am Vortag, aber das Holz ist nun wieder trocken und das Feuer schnell entfacht.
Samstag, 29.06.
Juri war ganz brav und hat seinen Verband nicht abgeknabbert. Vielleicht denkt er aber auch nur, damit besondere Fürsorge erwarten zu können.
Wir wollen weiter nach Osten. Unterwegs füllen wir unsere Vorräte im letzten größeren Ort auf und sind so gut für das Wochenende gerüstet.
In Barsana halten wir, um noch einmal die kleine Holzkirche anzuschauen. Leider geht dies nur von außen. Die Tür ist verschlossen, und es ist auch niemand mit einem Schlüssel in Sicht.
Bei Lapus suchen wir nach einem Rastplatz. In einem Tal sahen wir mehrere neu errichtete Grillhütten, die jedoch am Wochenende von den Einheimischen in Beschlag genommen werden. Wir bevorzugen lieber einen ruhigeren Platz abseits der Straße. Ein Stück weiter biegen wir in Sucin de Sus auf einen Waldweg ab und finden nicht weit von einer kleinen Sennhütte eine passende Wiese am Bach. Der Weg führt uns auf einem Spaziergang noch etwa 1,5 Kilometer weiter, vorbei an herrlich bunt blühenden Wiesen, wir rechnen jedoch stets mit einer weiteren Hütte und kehren bald um, um nicht einer Horde Hütehunde in die Quere zu kommen.
Uwe versucht, bei unseren Nachbarn Käse zu kaufen, aber der Hirte schläft tief und fest und lässt sich auch nicht durch Rufen oder Pfeifen wecken. Die Nacht wird empfindlich kühl und wir sitzen noch lange am wärmenden Feuer.
Sonntag, 30.06.
Wir haben Glück, denn die Sonne strahlt beizeiten ins Tal und trocknet den Tau von den Zelten. Juris Pfote muss neu verbunden werden, da er trotz unseres Verbotes immer wieder ins Wasser geht. Wir verlassen das enge Tal, wieder vorbei an den Hirten, die jetzt zwar freundlich gucken, aber nicht so aussehen, als würden sie Käse verkaufen.
Wir ziehen weiter Richtung Turda. Ab Cluj gibt es eine ausgebaute Schnellstraße, die dann kurz vor Turda endet. Gleich am Beginn der Straße sehen wir auf einer großen Müllkippe klapprige Behausungen von armen Roma, die hier nach Verwertbarem suchen. Nur 20 Kilometer weiter ein ganz anderes Bild. Wir biegen rechts auf eine kleine Straße ab, durchqueren eine Furt und fahren auf einem Schotterweg zur Turda Klamm. Der kleine Fluss hat sich durch ein großes Felsmassiv genagt und ein beachtliches Portal hinterlassen. Unten im Tal wimmelt es von Menschen und Autos und wir hoffen, dass dies nur der Wochenendtrubel ist. Man kann von oben mit einer Seilbahn hinunterrauschen – mit oder ohne Bremsschirm. Von der nebenan befindlichen Imbissbude kann man das Treiben gut beobachten. Später sitzen wir oberhalb der Felsen gegenüber der Klamm und haben den perfekten Aussichtspunkt.
Montag, 01.07.
Unten im Tal stellen wir das Auto neben dem Eingang zur Klamm ab. An einem Automaten direkt am Wanderweg müssen wir ein Ticket ziehen, pro Person 4 Lei. Der Weg schlängelt sich leicht bergauf, teilweise am Wasser, dann wieder mit Seilen gesichert in den Fels gehauen und über Hängebrücken. Am Ende der Klamm weitet sich das Tal zu einer großen Wiese. Man kann schon die nächste Ortschaft sehen. Wir wenden uns nach rechts einem steilen Hang zu. In der Hitze fliesst der Schweiss, obwohl es nur 200 Höhenmeter hinaufgeht. Oben lassen wir uns erschöpft im Schatten fallen. Die Aussicht vom Plateau auf die Felsen und das Tal lohnt den Aufstieg aber allemal. Steil geht es auch wieder hinab, nun aber zwischen Bäumen, die uns ihren Schatten spenden. Wir kommen direkt am Restaurant raus, neben dem wir unser Auto geparkt haben, und nutzen die Gelegenheit zum Essen.
In Turda kaufen wir ein, tanken und fahren weiter nach Rimetea, einem malerischen Dorf mit schön restaurierten alten Häusern. Früher wurde hier Eisenerz gewonnen, die ersten deutschen Anwohner wichen bald den Ungarn, die noch heute hier wohnen.
Außerhalb der Ortschaft finden wir unser Nachtquartier auf einer Wiese am Bach, wo gerade noch andere Leute ihr Picknicklager aufgeschlagen haben. Gegen Abend packen jedoch alle zusammen und wir haben den Platz für uns.
Dienstag, 02.07.
Wieder fahren wir durch Rimetea, kaufen Wasser und Brot und füllen am dörflichen Waschplatz unseren Kanister auf. Hinter dem Ort findet ein Festival statt, dessen Teilnehmer den kleinen Laden fast geplündert haben und nun ihre erbeuteten Wasserflaschen zu ihrem Zeltlager tragen. Lang wird der Vorrat bei über 30 Grad im Schatten nicht reichen.
In Poiana Aiudului biegen wir rechts ab und müssen zurücksetzen, da uns auf dem schmalen Weg ein Fahrzeug entgegenkommt. Die beiden etwas düster blickenden Männer fragen nach unserem Ziel, meinen dann aber, bis nach Ramet sei es mit dem Allrad überhaupt kein Problem. Der Weg sieht erst einmal so gar nicht schwierig aus. Es geht durch ein breites, sacht ansteigendes Tal mit zahlreichen leuchtend blühenden Königskerzen. Dann wird es jedoch enger, feuchter und steiler. Mehrfach müssen wir durchs Wasser, um gleich danach kurvenreiche ausgewaschene steile Anstiege zu überwinden. Dabei gibt es hier durchaus noch einzelne bewohnte Häuser, auch sehen wir hin und wieder Autos davor stehen. Nun wird der Weg allerdings auch besser und bald sind wir in Ramet, einem winzigen Ort, dennoch ausgerüstet mit Polizeistation, Verwaltung, Kinderspielplatz und einem Laden. Oberhalb rasten wir im Schatten einiger kleiner Bäume direkt an einem der hier noch vorhandenen Holzhäuser mit ihren typischen hohen Strohdächern. Dieses hier wurde als Stall und Heuschober genutzt. Leider klafft im Dach bereits ein großes Loch und der Regen kann ungestört die einstige Arbeit der Zimmerleute zunichte machen.
Von hier oben haben wir einen tollen Blick auf die Ramet Klamm und die umliegenden Berge. Auch die Piste ist nun deutlich besser, vermutlich fahren die Bewohner auch ausschließlich von dieser Seite hinauf. Am Ortseingang des Dörfchens Ponor biegen wir links auf einen schmalen Feldweg und finden an einem kleinen alten Steinbruch unser heutiges Lager. Den Rest des Tages sitzen wir im Schatten und können uns einfach nicht aufraffen, in der Hitze noch einen Spaziergang zu machen. Nur die leckeren Walderdbeeren, die hier wachsen, lassen uns ein wenig aktiv werden.
Als die Sonne langsam untergeht, wird es dann noch ein gemütlicher Abend. Wir bleiben lange auf und mit jeder Stunde wird der Sternenhimmel prachtvoller. Eine Eule ist wohl derselben Meinung und ruft in die Nacht.
Mittwoch, 03.07.
Am Morgen braut sich ein Gewitter zusammen, so dass wir eilig packen und einen Coffee-To-Drive im Auto nehmen. Kurz vor Mogos biegen wir ab, die Piste wird wieder etwas schlechter. Weiter unten passieren wir einige Dörfer mit mehreren neu eröffneten Pensionen und entsprechend werden die Straßen asphaltiert, um möglichst viele Besucher anzulocken. Den Bewohnern erleichtert dies sicherlich auch das Leben, nur der Charme der Dörfer bleibt eben auf der Strecke. In zwei Jahren wird wohl der Verkehr drastisch zulegen und deutlich schneller durch die Orte fließen.
Wir halten uns ostwärts und machen Halt in Medias. Die kleine Stadt hat eine sehr schöne kleine Altstadt. Am Markt kann man günstig parken, aber da wir uns zeitlich verschätzen, müssen wir noch zweimal den Parkautomaten füttern. Erst lässt man sich im Restaurant sehr viel Zeit und für einen Spaziergang soll es nun auch noch reichen. Eingekauft wird ebenfalls noch und schließlich verlassen wir das Städtchen in Richtung Biertan.
Auf der Suche nach einem Schlafplatz irren wir ziemlich unsicher umher. Dort, wo wir die Ausfahrt auf Feldwegen suchen, prangen überall Verbotsschilder mit Strafandrohungen von 500 Lei. Als uns aber auch auf einer Asphaltstraße ein ebensolches Schild begrüßt, kommen wir ins Grübeln und bemühen unsere Übersetzungs-App. „Schutt und Abfall entsorgen verboten!“ steht da geschrieben, na das haben wir ja nun nicht vor. Also wieder zurück zum Feldweg und nicht weit finden wir eine abgemähte kleine Wiese, auf der wir gut stehen können. Ein paar Rehe lassen sich sehen und die Dorfhunde bellen von weitem. Das Wetter hat sich beruhigt und ringsum duftet es nach Honig.
Donnerstag, 04.07.
Im Dorf füllen wir am Morgen Wasser vom Dorfbrunnen nach und besichtigen in Biertan die Kirchenburg. Im letzten Jahr waren wir schon einmal hier, leider war an dem Tag gerade Ruhetag. Da diese Kirche lange Zeit Bischofssitz war, wird sie als die bedeutendste ihrer Art eingestuft. Wir allerdings finden die Burgen in Honigberg (Harman) und Tartlau (Prejmer) viel schöner. Einzig faszinierend ist die Tür der Sakristei, die mit einem ausgeklügelten mechanischem Schloss gesichert werden kann, das eine 15-fache Verriegelung auslöst. Eine wahre Meisterleistung.
In Sigishoara machen wir ebenfall noch einmal Halt und besuchen die schöne Altstadt. Am Gymnasium auf dem Schulberg ist gerade Pause und zahlreiche Schüler in Schuluniformen beleben den Platz. Irritierend ist allerdings, dass am Schuleingang ein Polizist Wache hält. Wovor man hier Angst hat, erschliesst sich uns nicht.
Wir fahren noch weiter nach Zarnesti. Da wir nicht die Fernstraße nutzen, ist die Fahrt zwar angenehmer, aber die Straßen voller Schlaglöcher oder eben Offroad. Am Ortseingang finden wir die goldene Tafel der Städtepartnerschaften mit der Stadt Markkleeberg an erster Stelle. Wir kaufen ein paar Sachen ein und fahren in das breite Tal am Nationalpark Piatra Craiului, welches wir bereits vom letzten Jahr kennen. Diesmal finden wir eine schöne Wiese, die zwar nicht die grandiose Aussicht bietet, aber dafür nicht so einsehbar von der Straße ist. Hier können wir nackt im Fluss baden und unsere Wäsche waschen. Spät abends, wir sitzen noch am Feuer, macht eine Kuh ihre Runde. Eigentlich ist hier Bärengebiet. Oder ist es vielleicht eine Bären-Opfer-Kuh, für die man dann EU-Entschädigung erhält?
Freitag, 05.07.
Wir fahren die Straße ein paar Kilometer hinauf, denn stehenlassen wollen wir unser wildes Lager nicht. Ein Wanderweg führt steil hinauf, zuerst über Wiesen, dann im Wald an einem Bachbett auf Schotter. Ein Schild weist den Gipfel mit 5,5 bis 6,5 Gehstunden aus. Der Hang wird immer steiler und es beginnen die ersten Kletterpassagen. Wir überholen ein Pärchen, dummerweise wird ihnen dies zum Verhängnis, denn über ihnen löst Juri einen Stein vom Hang. Jonas warnt noch, aber in ihrer Unterhaltung hören sie den Ruf wohl nicht. Der Stein streift den jungen Mann am Kopf und er blutet etwas. Zum Glück scheint es nicht schlimm zu sein. Verbandsmaterial haben die beiden dabei und steigen wieder ab. Wir wollen es wissen, aber schon nach einer Kletterpassage an Ketten folgt die nächste, die für Juri zum unpassierbaren Hindernis wird. So beschließen auch wir den Abstieg. Bis nach oben hätten wir es wahrscheinlich sowieso nicht geschafft und der Rückweg ist auch so beschwerlich genug. An einer steilen Wiese machen wir ein kleines Picknick und rutschen schließlich den Hang wieder hinab.
Unten im Tal kehren wir ein, essen lecker und fahren dann wieder auf unseren Platz. Gerade genießen wir die Ruhe, als eine Kuhherde durch den Bach steigt und geradewegs durch unser Lager trabt. Juri bleibt artig, aber wir verbannen ihn trotzdem lieber ins Auto. Als der Hirte auftaucht, kommt er mit finsterer Miene auf uns zu und ist verärgert, dass wir hier stehen. Mit einem kalten Bier überzeugt Uwe ihn schnell und wir dürfen eine Nacht bleiben. Später holt er sich noch ein Bier und erzählt wilde Bärengeschichten. Aber an einem Ort, wo nachts sogar Kühe umherstreifen, war bestimmt lange kein Bär unterwegs. Am anderen Ufer macht sich eine Schafherde nebst Hunden breit, so dass Juri erst einmal im Auto ausharren muss.
Samstag, 06.07.
In Zarnesti füllen wir ordentlich die Vorräte auf. Bis zur Bauernburg Rasov müssen wir nicht weit fahren. Wir parken unten in der Stadt und laufen entlang der Straße bis zu einem großen Touristenparkplatz. Dort führt eine Straße steil nach oben, vorbei an einer weiteren touristischen Attraktion, dem Dino-Park, der Anziehungspunkt zahlreicher Familien ist. Innerhalb der Burganlage hat die Dorfbevölkerung wahrscheinlich nicht nur in Belagerungszeiten gelebt. Einige Häuser sind noch erhalten und werden als Läden für allerlei touristischen Krimskram genutzt. Ein unter den Rumänen wohl sehr bekannter Bergsteiger, der auch den Mount Everest bestiegen hat, stellt sich in Person selbst aus und lässt sich mit Groß und Klein fotografieren.
Für ganz Bequeme gibt es aus schweizerischer Hand eine Drahtseilbahn, daneben führen Treppen auf den Berg, die uns nun wieder hinunter helfen.
Unten im Ort ist vom Trubel nichts zu spüren. Die Straßen sind geradezu leergefegt. In Ermangelung von Cafés und Restaurants meiden die Touristen das kleine Städtchen. Wir sind froh, das wohl einzige Restaurant dennoch zu finden.
Weiter führt die Fahrt südöstlich in die Walachei. Die Gegend wirkt zunehmend ärmlicher. Pferdewagen gehören hier zum ganz normalen Alltagsbild. Einzig die üppigen Villen der Romabarone ragen reichtumzeigend heraus. Die Mehrheit der Clanmitglieder schafft mit Hilfsarbeiten und Betteln in ganz Europa diesen Reichtum einzelner.
Wir statten den Schlammvulkanen bei Berca einen Besuch ab, wo sich blubbernd leicht ätzender Schlamm den Hang erobert. Aus der richtigen Perspektive kann man sie auf den Fotos riesig erscheinen lassen, obwohl sie in Wirklichkeit oft nur einige Zentimeter hoch sind. Insgesamt umfasst das Naturschutzgebiet etwa 30 km².
Auf der Suche nach einem Nachtlager stoßen wir auf einen kleinen Zeltplatz mit Restaurant. Der freundlichen Besitzer begrüßt uns sofort und findet einen passenden Standplatz für uns, Hängematte inklusive.Sonntag, 07.07.
Vom Zeltplatz aus erreicht man zu Fuß ein zweites Areal mit Schlammvulkanen, welches wir natürlich auch sehen müssen. Ein schmaler Weg führt nach oben, am späten Vormittag ist es bereits ordentlich heiss. Oben sind wir begeistert. Die zahlreichen Schlammkegel sind noch beeindruckender als die in Sichtweite unter uns liegenden, welche wir gestern besichtigt haben.
Weiter geht es über Buzan eine der stark befahrenen Fernstraßen entlang. Das LKW-Fahrverbot am Sonntag wird von einigen Fahrern ignoriert, aber wir kommen gut voran. Bis zum Meer wird es uns auch angesichts der Hitze heute zu weit und wir beschließen, uns einen Platz an der Donau zu suchen. Für die Passage der Donaubrücke vor Harsova ist ein Brückenzoll von 11 Lei zu errichten. Dahinter biegen wir von der Hauptstraße ab und suchen zwischen Damm und Donau einen Stellplatz. Rechts und links breitet sich Sumpf aus, der Millionen von Mücken beherbergt. Der Weg wurde sicher schon lange nicht mehr befahren. Teilweise ist er fast von Akazien zugewachsen. Als es wieder lichter wird, sehen wir mehrere Zelte und suchen uns zwischen den Bäumen mit Blick auf den Fluss auch unseren Platz. Gebadet wird hier in zwei Solbecken, die von heißen Quellen gespeist werden. Das ist wohl die Hauptattraktion dieses Platzes. Die Mücken sind es jedenfalls nicht, es sei denn, man steht auf Schmerzen. Schon am Fluss ist es kaum auszuhalten. Noch schlimmer ist es, wenn man versucht, seine Notdurft im Wald zu verrichten.
Nebenan liegen einige vor-sich-hin-rostende Schiffe die ihre letzte Fahrt wohl schon lang hinter sich haben. Ein paar sehr lange Lastkähne passieren uns und die alten Herren vom Zeltplatz legen ihre Angeln aus, schwatzen miteinander und halten sich an Bier und Palinka.
Wir kochen uns unser Abendessen und versuchen mit allen Mitteln uns gegen die Stechviecher zur Wehr zu setzen.
Nachts machen ein paar Typen Party in den Badebecken und wir danken dem aufkommenden Regen, der sie endlich verschwinden lässt.
Montag, 08.07.
Schon beim Frühstück schlagen die Mücken wieder zu. Wir packen zusammen und sehen, dass wir hier wegkommen. Der Weg ist nicht mehr lang. In Küstennähe sehen wir alte Industrieanlagen so weit das Auge reicht. Ob wir hier wirklich einen Platz zum Schlafen finden? In Vadu kaufen wir im einzigen Laden ein und stehen kurz danach vor großen Hinweistafeln, die unter anderem das Campieren verbieten. Da aber zahlreiche Autos weiterfahren, tun wir es ihnen gleich und stellen erleichtert fest, dass sich das Verbot nicht auf den Strand bezieht. Das Gebiet hinter dem Strand erholt sich langsam von der jahrzehntelangen Umweltverschmutzung und soll geschützt bleiben. Dafür stehen direkt am Meer zahlreiche Zelte und auch wir finden einen schönen Platz mit Aussicht.
Das Meer ist eisig kalt, aber die einzige Chance, die juckenden Mückenstiche zu beruhigen und sich zu kühlen, wenn die Sonne durchkommt.
Unsere Aussicht wird durch einen Kleinbus zugestellt, der zwei wichtig tuende Fotografen nebst einigen Möchtegern-Models ausspuckt. Mit allerlei Badeassesoires und Schwimmhilfen posieren sie für Fotos am Strand und bedienen alle unsere Klischees.
Dienstag, 09.07.
Wir sitzen noch beim Frühstück, da kommt ein hilfesuchender Autofahrer, der sich am Ende des Strandes festgefahren hat. Dummerweise hat er sich so tief im Sand eingegraben, dass wir den Van nicht herausziehen können. Eine Schaufel haben wir zu unserer Schande nicht dabei – wie sind wir nur schlecht ausgerüstet. Ohne Freischaufeln braucht man hier gar nichts versuchen. Am Strand entdecken wir noch einen Landy, dessen Fahrer besser ausgerüstet ist. Er leiht dem Unglücksfahrer seine Schaufel und für die finale Hilfe findet sich schließlich ein Radlader.
Wir nehmen noch ein Bad und anschließend Kurs auf das Donaudelta. Unser lustiges Navi findet Feldwege, die sogar eine Straßennummer haben und erzählt uns mitten im Nichts, dass wir „jetzt abbiegen“ sollen auf einen Weg, den es nicht gibt. Da hat der Bauer einfach darübergepflügt. Sicher fahren sonst hier auch nur Pferdewagen. Große Bewässerungsgräben, die trocken und voller Müll liegen, begleiten unseren Weg. An einer wilden Müllkippe müssen wir noch vorbei, dann sind wir wieder auf einer Asphaltstraße. Tulcea ist trotz seiner langen Geschichte auf den ersten Blick nicht wirklich interessant, wir füllen nur die Reserven auf, bevor wir das Festland verlassen. In Nufaru finden wir die Fähre, die uns ins Delta bringen soll. Auf Nachfrage, wann sie denn übersetzt, meint einer, „erst wenn drei Fahrzeuge hinüber wollen“. Ein dazukommender Fußgänger ist aber wichtig genug, so müssen wir nicht lange warten, setzen über und fahren auf einer Piste in Richtung Partizani. An den Feldrändern sehen wir die Reste der letztjährigen Anpflanzungen. Fröhlich stehen hier die Hanfpflanzen am Straßenrand. Zwei Schlangen kreuzen unseren Weg. Wir identifizieren sie als Ringelnattern, allerdings sind diese hier eher grau gemustert und haben keinen gelben Fleck, wie die bei uns heimischen.
In Partisani fragen wir den erstbesten Fischer, der auf einem Kahn werkelt, nach der Möglichkeit einer Bootstour. Uwe hat vorher ausgiebig Preise recherchiert, denn teilweise wird für die Bootstrips ordentlich abkassiert. Wir haben Glück. Für 3 Stunden vereinbaren wir 300 Lei, dazu unterwegs noch eine Verpflegung mit Fischsuppe. Die Kommunikation verläuft per Telefon über seinen Enkel, der Englisch spricht. Die Verbindung ist sauschlecht, aber mit dreimaliger Wiederholung haben wir für den nächsten Tag um 10 Uhr alles klargemacht.
Gerade sind wir wieder auf der Straße, als uns ein Reiter entgegenkommt, der vor einer aufgebrachten Kuhherde flieht. Die Kühe hatten es auf das Pferd abgesehen, aber vor unserem Landy machen sie dann doch Halt und drehen ab.
Nicht weit liegt das Euro Camp, wo wir für zwei Nächte bleiben werden. Da das Camp vorn mit Bungalows bebaut ist, muss man zum Zeltplatz von hinten heranfahren. Ein Mädchen fährt mit dem Fahrrad voran und öffnet uns die Tore, denn der Weg führt über eine Koppel. Am Abend essen wir im campeigenen Restaurant zwischen einer Rentnertruppe, die die Bungalows belegt hat. Wir verziehen uns nach dem Essen und kämpfen noch bis gegen 23 Uhr gegen die Mücken, bis sie uns endlich in Ruhe lassen.
Mittwoch, 10.07.
Bis zum vereinbarten Startpunkt sind es nur wenige hundert Meter. Unser Kapitän ist ein älterer Herr, so um die 65 und spricht nur rumänisch. Zu Scherzen scheint er gern aufgelegt zu sein. Lange fahren wir den Kanal geradeaus, vorbei an Häusern und Weiden. Ein Fuchs stillt seinen Durst am Ufer. Richtig große Schiffe fahren hier auch und bilden einen krassen Kontrast zu der ländlichen Idylle rechts und links. Nach einer Dreiviertelstunde biegen wir ab, nun wird die Landschaft wilder und ruhiger. Reiher, Ibise, Krähen, Störche, Bienenfresser und viele andere Vogelarten bevölkern das Ufer. Vom Fischreichtum profitieren wir am Mittag, als wir in einer Bucht, die zum Touristenort „Mila 23“ gehört, lecker bekocht werden. Es gibt ein 3-Gänge-Fischmenü aus Kochfisch, Fischsuppe und frittiertem Fisch, dazu Weißwein, Brot, Kartoffeln und Mamaliga. Wir sind gut gesättigt und zahlen für alles 150 Lei, auch das Essen für unseren Kapitän ist da mit drin. Ein Polizeiboot legt an, man palavert ein wenig und auch wenn der jüngere Kollege etwas genervt scheint, bringt das den älteren nicht aus der Ruhe. Mit einem Fischpaket unterm Arm geht der Dienst weiter. Man kennt sich hier.
Der Rückweg führt uns durch weitere kleine Flussarme. Wir sehen Pelikane, weiße und schwarze Ibise, viele Reiher und einige Greifvögel. Im flachen Wasser schlingen sich die Wasserpflanzen um die Rotorblätter und es ist nicht leicht, diese wieder loszuwerden. Bereits in Mila 23 an der schwimmenden Tankstelle sprang der Motor fast nicht mehr an und so kommt Ausschalten für den Kapitän nicht in Frage. Er ist überhaupt ein verrückter Geselle. Bei einer Pinkelpause findet er ein verrostetes Wagengestell mit Grill, schleppt es aufs Boot und befestigt das ganze vorn auf dem Bug. Ob es ein Anflug von Umweltschutz ist, er den Schrottwert erkennt oder er es nur als Gewicht nutzt, um den Motor hinten ein wenig aus dem Wasser zu bringen, wird uns nicht so ganz klar. Wahrscheinlich alles zusammen, sonst hätte er den leichten Grillrost wohl liegenlassen. Um seinen Durst zu stillen, schwenkt er hin und wieder seinen Becher ins Flusswasser und trinkt theatralisch davon. Im allgemeinen ist es ja auch sehr sauber, aber wo Motorboote fahren und zahlreiche Vögel und Kleinstgetiere leben, braucht man schon einen sehr robusten Magen, wenn man dieses Wasser trinkt.
Kurz vor dem Hauptkanal kreuzen Kühe unseren Weg. Sie schwimmen tatsächlich über den Fluss von einer Weide zur anderen. Fast erinnert die Szenerie an die Gnuherden in Afrika, nur eben ohne Krokodile. Am späten Nachmittag legen wir wieder an, als gerade ein großer Frachter mit Kühen auf drei Etagen vorbeifährt. Oben auf dem Deck stapelt sich das Futter für die wohl mehrtägige Fahrt unter der Flagge von Panama. Dass die Kühe diese Kreuzfahrt genießen, wagen wir mal zu bezweifeln.
Wir zahlen unsere vereinbarten 100 Lei pro Stunde für die Tour. Statt 3 sind es nun zwar 5 Stunden geworden, aber wir sind nicht böse darüber. Der Ausflug war sehr schön, wir hatten ein kleines Boot für uns und es war deutlich preiswerter als bei anderen Anbietern.
Donnerstag, 11.07.
Als wir Partizani verlassen, treffen wir unseren Kapitän am Straßenrand und verabschieden uns noch einmal herzlich. Unsere Fahrt führt uns nordwestlich, zunächst nach Braila, wo wir auf abenteuerliche Weise die Donau überqueren. Dies geht nur mit Fähren, die über breite Plattformen verfügen, auf denen die Fahrzeuge so optimiert geparkt werden, dass man sich gerade noch dazwischenquetschen kann.
In der Stadt versorgen wir uns mit Bargeld und Lebensmitteln und fahren über ruhige Landstraßen weiter nach Focsani. Auch hier wächst, wie fast überall in der Gegend wilder Hanf, der aber zu keiner Verwendung taugt, wohl nicht mal für Tee…
Weiter nördlich finden wir unseren Übernachtungsplatz, indem wir einem kleinen Weg hinter Häusern folgen. Einzig zwei Besucher kommen vorbei – ein Pferdewagen mit Grünabfall und ein Pferdebesitzer, der sein weidendes Pferd abholt.
Nach einem kurzen Gewitterguss können wir noch im Sonnenschein kochen, aber die Wetterlage ändert sich, und es wird sehr frisch.
Freitag, 12.07.
Die Pferde kommen wieder auf die Weide, ein Gespann fährt den Hügel hinauf und wir bilden einen ungewohnten Anblick für Mensch und Tier.
Eine Asphaltstraße führt uns in ein Tal und geradezu in die Irre. Wir bemühen das Navi, welches uns umgehend eine „schöne Route“ präsentiert. Längst sind wir nicht mehr auf festem Boden. Der Weg führt steil bergauf. Einige Schlammpassagen haben wir schon hinter uns, als in einer Senke ein sehr tiefes Schlammloch neben dem Abgrund lauert, so dass wir uns entschließen umzudrehen. Der Zufall will es, dass nicht weit zurück eine Stelle zum Wenden vorhanden ist, allerdings heißt dies, steil rückwärts hinauf und dann den kleinen Weg genau treffen. Im Traktorgang schiebt sich der Landy hinauf, wir können wenden und machen an der nächsten freien Stelle erst einmal eine Pause. Dieser Weg soll es also nicht sein. Das Navi trällert unbeirrt sein „bitte wenden“ vor sich hin, schließlich handelt es sich ja um eine öffentliche Straße. Nach der „schönen Route“ versuchen wir nun die „optimale“. Vielleicht sollten sich die Programmierer auch mal die Wege anschauen, denn auch hier geht es nur noch Offroad weiter, was uns ehrlicherweise nicht sehr stört. Immerhin liegen an dieser Strecke einige kleine Dörfer und der heimische Dacia fährt hier auch entlang. Auch wir haben hier keine Probleme und finden den Weg in die Zivilisation zurück.
Obwohl uns verschiedene Schilder am Straßenrand von touristischem Gebiet künden, finden wir kaum Restaurants. Das einzige Gasthaus hat zwar eine große Speisekarte, allerdings nur noch Suppe im Angebot. Immerhin gibt es drei verschiedene, so dass für jeden etwas dabei ist. Nicht weit davon soll eine Straße zu einer Klamm führen. Natürlich ist es ein Waldweg, ein sehr ausgefahrener, aufgeweichter noch dazu. Holzlaster kommen uns entgegen. Noch geben wir nicht auf. Dann steigt der Weg wieder an. Wir sehen nur noch Schlamm vor uns und stellen fest, dass wir auf die mögliche touristische Sehenswürdigkeit doch lieber verzichten wollen, so es sie denn überhaupt noch gibt. Der Weg ist selbst für Wanderer eine Qual. Inzwischen ist es Nachmittag geworden. Wir rumpeln zur Straße zurück und fahren über den Pass. Ein Stück unterhalb biegen wir auf einen Waldweg ab und finden eine herrliche Wiese für die Nacht. Eine alte Feuerstelle von Waldarbeitern dient uns zum Kochen und das wärmende Feuer tut am Abend gut. Immerhin befinden wir uns auf rund 1000 Metern.
Samstag, 13.07.
Der Platz ist fast zu schön, um ihn wieder zu verlassen. Unsere heutige Fahrt ist nicht sehr lang. Über einen kleinen Umweg, den wir durch Unachtsamkeit nehmen, gelangen wir nach Baine Targes. Dahinter liegt der Lacu Ana, ein Kratersee. Oberhalb des Sees befindet sich ein Zeltplatz, gut umzäunt und bärensicher mit Elektrozaun gesichert. Ringsum herrscht sportlicher Trubel, denn es findet gerade ein Triathlon statt. Das Wetter dazu ist nicht gerade gemütlich. Wir umrunden zu Fuß den See, als es wieder anfängt zu regnen. Einige Blaubeeren wandern in unsere Münder und an einer Imbissbude stillen wir den ersten Hunger mit süßen ungarischen Schornsteinkuchen, die ähnlich wie unsere Baumkuchen hergestellt werden. Nun müssen wir wieder aus dem Krater nach oben steigen und wählen aufgrund des noch immer laufenden Wettkampfes die Querfeldeinvariante. Sehr zu unserem Glück, denn wir finden massenhaft Pfifferlinge. Das Abendbrot ist damit gesichert und nach einer kurzen Rast machen wir noch einen kleinen Spaziergang zum nebenan liegenden Hochmoor. Es gibt eine kostenlose Führung auf ungarisch und rumänisch. Eine junge Frau ist so lieb und übersetzt für uns ins Englische. Es gibt einige interessante Pflanzen hier. Darunter kleine Fleischfresser, Beeren und giftige Exemplare, wie zum Beispiel die Rosmarinheide. Auf dem vor 30.000 Jahren entstandenen Krater wachsen nun Krüppelkiefern, Birken und Moose. Tiefe saure Seen haben sich gebildet.
Nachts knackt es draußen verdächtig und Juri ist ganz aufgeregt. Vielleicht ein Bär? Zu Gesicht bekommen wir aber leider keinen. Sicher ging auch der Trubel heute jedem auf Ruhe besonnenen Bären auf den Keks.
Sonntag, 14.07.
Wir heizen den campeigenen Badeofen an und gönnen uns vor Abfahrt eine heiße Dusche. In Szeklerburg laufen wir durch die fast leergefegte Fußgängerzone und der überdachte Freisitz des scheinbar einzigen Restaurants kommt uns gerade recht, um vor dem Regen zu fliehen und etwas zu essen.
Weiter geht es nordwärts. Wir biegen ab in Richtung Damuc, in der Nähe des Lacu Rosu. Eine gut fahrbare Piste führt durch wunderbare Landschaft. Wir sind schon fast im Ort, kehren um und suchen uns ein grünes Plätzchen neben der Piste, bauen die Zelte auf und verspeisen die restlichen Pilze.
Der Regen hat uns nun fest im Griff, das Feuer brennt dennoch und unter der Plane bleibt es trocken.
Montag, 15.07.
Am Morgen lässt der Regen endlich nach. An der Straße liegt ein Kalbskopf, der unserer Meinung gestern noch nicht da war. Er muss wohl von einem der vorbeigefahrenen Laster gefallen sein. Ein makaberer Anblick ist es allemal.
Wir packen in Ruhe ein. Nass ist sowieso alles. Ein paar neugierige verschmuste Kühe kommen vorbei. Juri will sie verjagen und handelt sich einen Strafaufenthalt im Auto ein.
Wir fahren zur Bicaz-Klamm und finden einen kleinen Pfad oberhalb des Flusses. Er beginnt an einer abgebrochenen Steinbrücke, führt entlang des Flusses und überquert ihn auf einer abenteuerlichen Hängebrücke. Die Stahlseile machen noch einen stabilen Eindruck, was man von der Beplankung nicht sagen kann. Einige Bretter sind verfault und auf den letzten fünf Metern fehlen sie völlig. Ein Paar, da uns entgegenkommt, ist wohl zweimal darübergeturnt, wir aber kapitulieren für das Wohl des Hundes. Ein Drahtseilakt ist nichts für Hundepfoten.
Nicht weit liegt der Lacu Rosu und lädt zu einer Umrundung ein, schöne Fotomotive inbegriffen. Am Ende der Tour gibt es Langos und mit dem wieder beginnenden Regen steigen wir ins Auto und fahren weiter nordwärts zum Ceahlău-Gebirge. Am Ende der Straße in Izvoru Muntelui liegt ein einfaches Camp neben einer Cabana für 20 Lei pro Nacht, mit einem Plumpsklo und einem eigenen Wasserfall, den man mangels sonstiger Sanitäreinrichtungen als Dusche nutzen kann. Kaltes Wasser ist ja sehr erfrischend.
Essen gibt es in der Cabana und wir hoffen auf schönes Wetter für eine Wanderung morgen. Juri hat inzwischen Freundschaft mit einem anderen Hund geschlossen und balgt sich mit ihm auf der Wiese.
Dienstag, 16.07.
Am Morgen lichtet sich der letzte Nebel und die Sonne lässt sich blicken. Wir brechen auf und steigen etwa 1000 Meter immer steil bergauf. Etwa drei Stunden brauchen wir, die Beine werden schon müde, dann führt eine skurril wirkende, steile Treppe die letzten Meter zum höchsten Gipfel Toaca1904 m lesen wir.
Hier oben befindet sich eine meteorologische Station und in Sichtweite die Dochia-Hütte. Dort treffen wir Juris Hundefreund von gestern wieder. Er ist wohl mit Wanderern hinaufgekommen. Die Hüttenhunde sind etwas ungehalten und wollen ihr Revier nicht so leicht aufgeben, schon gar nicht an so einen jungen Burschen aus dem Tal. Mutig stellt sich Juri vor seinen Kumpel. Ja, in der Wildnis braucht man Freunde.
Wir essen eine Kleinigkeit und setzen zum Abstieg an. Endlos geht es nun bergab mit beiden Hunden.
Am Camp angekommen, erleben wir eine unangenehme Überraschung. Unser Dachzelt steht noch offen und es hat geregnet. Matratze und Schlafsäcke sind ziemlich nass. Wir nutzen jeden Sonnenstrahl, um unser Zeug zu trocknen, müssen dann aber doch ein wenig für die Nacht improvisieren.
Wir haben auf dem Platz Gesellschaft bekommen. Ein Paar um die 80 hat sein Zelt aufgeschlagen – Respekt! – und eine Jugendgruppe aus der benachbarten Cabana macht auf der Wiese ein Lagerfeuer und nervt ein wenig mit ihrem Musikgeschmack.
Mittwoch, 17.07.
Die Straße durch den Nationalpark nach Durau ist offiziell gesperrt, aber der Ranger meint, das sei nur für normale PKW gültig, wir dürften durchfahren. Einige „normale“ PKW kommen uns trotzdem entgegen. Die schlechte Schlaglochpiste erspart aber immerhin einen langen Umweg um den Stausee. Ab Durau gibt es wieder normale Straßen und gleich ein Ort am anderen. Wir biegen ab in ein breites Tal nach Gornu Haitii, finden dort auch den Beginn eines Wanderweges zu den „12 Aposteln“, leider nirgends eine Zeltmöglichkeit. Zwar ist auf einer Wanderkarte ein Camp eingezeichnet, aber die Wege sind alle gesperrt. Das scheint in dieser Gegen ein echtes Problem zu sein. Da es immer später wird, entschließen wir uns, nach Vatra Dornei auf den Zeltplatz zu fahren. Für einen Kurort ist es sehr laut, aber der Preis überzeugt mit 15 Lei pro Person, und der Hund darf kostenlos übernachten.
Donnerstag, 18.07.
Wir starten noch einen Versuch, in das Wandergebiet zu den „12 Aposteln“ zu kommen und fahren ins Nachbartal nach Dornisoara. Aber auch hier finden wir keinen Übernachtungsplatz und geben schließlich auf. Bis Vatra Dornei sind es nun 22 Kilometer zurück, wo wir nach Nordwesten abbiegen. Die Straße ist ganz neu asphaltiert und regt natürlich jedermann umgehend zum Rasen an. Auch die zahlreichen Holztransporte kommen so zügiger voran, so dass legale, aber auch illegale Abholzung noch effektiver betrieben werden kann. Oft landet das Nadelholz als OSB-Platten an Außenwänden von Schuppen und sogar Wohnhäusern, wo es nach kurzer Zeit durchnässt und dahinfault. Vielleicht sollte man die Leute mal aufklären, dass diese Platten für den Innenbereich gedacht sind.
Am Rotunda Pass, der noch auf einer der unbefestigten Hauptstraßen zu erreichen ist, finden wir unsere Zeltmöglichkeit für die Nacht, sogar mit einem überdachten Picknickplatz.
Freitag, 19.07.
Am Vormittag wollen wir noch ein bisschen wandern, aber die Hirten mit ihren zahlreichen Hunden sind einfach überall. Die sehen schon fremde Menschen nicht gerne und fremde Hunde schon gar nicht. Wir belassen es bei einem kurzen Spaziergang und fahren dann weiter zum Prislop Pass, wo wir bei „Mutti“ eine Suppe löffeln. Kuchen gibt es gratis dazu. Angeblich kann man oben auf der Alm Käse kaufen, weshalb wir den steilen Weg hinauffahren, an dem sich auch einige Fahrer von Kleinwagen versuchen. Vor uns fährt so ein Experte, der permanent aufsitzt und dann doch an der steilsten Stelle aufgibt und den Wagen abstellt. Wie er wieder hinunterkommt, wird er später entscheiden.
Oben gibt es zu unserem großen Bedauern leider auch keinen Käse.
Auf der Weiterfahrt finden wir einen Stand mit Honig und zu unserer Freude verkauft der alte Herr auch Käse. Dieser ist auch lecker, wird sich aber nicht lange halten, da er ungesalzen ist. In Borsa kaufen wir noch den täglichen Bedarf ein und landen am späten Nachmittag in Ieud, wo wir im gleichen Tal lagern, wie bereits im vergangenen Jahr.
Samstag, 20.07.
Am Morgen zieht eine Schafherde vorbei und mit ihr acht oder neun Hunde. Juri muss erst einmal im Auto bleiben, bis sie vorbeigezogen sind. Ein junger Rüde hat wohl heute keinen Bock auf Schafehüten, schleicht sich zurück und erweist sich als guter Spielkamerad für Juri.
Bei Baia Mare hoffen wir an einem See auf eine Zeltmöglichkeit, aber es gibt nur einen Minizeltplatz und eine dreckige Wiese voller Glasscherben. Weiter hinten am Ende des Ortes finden wir dafür ein großes Restaurant mit eigener Forellenzucht und essen vorzüglich.
Für die Übernachtung ziehen wir nun weiter in Richtung Satu Mare und finden in Flussnähe einen freien Platz, wo uns die Mücken zwar auch erreichen, aber nicht ganz so zerstechen wie wohl direkt unten am Ufer, auch wenn es dort sicher reizvoller gewesen wäre. Ausserdem sind die Plätze von Anglern belegt. Ein Hauch von Verwesung liegt in der Luft. Wir sehen ein Plastikbündel und ein paar Fellreste. Wahrscheinlich hat hier jemand sein totes Haustier entsorgt. Ja, der perfekte Platz zum Übernachten.
Sonntag, 21.07.
Gerade ist der Frühstückstisch gedeckt, als ein dicker Regenschauer über uns hinwegzieht. Wenigstens sind die Zelte schon eingepackt. Das Frühstück fällt aus und wir essen eine Kleinigkeit unterwegs. Das letzte Geld geben wir für Lebensmittel und Sprit aus, dann folgt eine moderate Passkontrolle an der Grenze und die Fahrt nonstop durch Ungarn.
Bei Banska Stiavnica steuern wir wieder das Auto Camp am Počúvadlianske jazero an. Diesmal macht es keinen verlassenen Eindruck, dafür finden wir hinter einer nun offenen Seitentür einen sauberen Sanitärtrakt mit warmen Duschen. Für alles zahlen wir 11 Euro. Der Imbiss bietet wieder kein Essen an, also kochen wir etwas aus den eigenen Vorräten.
Montag, 22.07.
Wir stehen früh auf, denn wir haben einen langen Weg vor uns. Die Route über die Landstraßen ist zwar kürzer und kostengünstiger, da man sich die Mautgebühren spart, dafür darf man sich hin und wieder über einen vorausfahrenden Trecker und jede Menge LKW’s freuen. Krampfhaftes Überholen, auch bei Gegenverkehr scheint vielen Fahrern angeboren zu sein. Meist bremsen sie dann die anderen aus, weil sie in den Sicherheitsabstand einscheren. Nach knapp neun Stunden haben wir das Kokorin-Gebirge erreicht und finden auf der Zeltwiese, wo wir schon einige Male waren, noch einen freien Platz. 13 Euro für zwei Nächte verlangt die Pächterin, die natürlich zu unseren Ungunsten gerade vor Ort ist.
Dienstag, 23.07.
Ist es wirklich nötig, früh um 6 Uhr Bäume zu fällen? In der Hauptsaison? Vom Geräusch der Motorsägen geweckt, versuchen wir, noch etwas zu schlummern bis die Sonne ins Tal kommt. Am letzten Tag wollen wir noch einmal wandern und starten am späten Vormittag zu einer langen Tour. Nach drei Stunden haben wir Strezivojice erreicht und gönnen uns eine Pause, um dann den Weg entlang der Sandsteinfelsen nach Raj zu nehmen. Mittlerweile ist es früher Abend und nach einer Erholungspause geht es an den restlichen Rückweg zum Zeltplatz. Durchgeschwitzt nehmen wir ein Bad im Bach und genießen unseren letzten Urlaubsabend.
Mittwoch, 24.07.
Heute morgen knarren die Sägen noch früher. Es ist ja auch nur Ferienzeit, und wir befinden uns am Rande des Naturschutzgebietes.
Die Heimfahrt steht an und wir versuchen, uns das Urlaubsflair noch ein wenig zu halten, in dem wir die großen Straßen meiden. In Moldava kehren wir für die letzten Kronen ein und sitzen am Tisch mit zwei alten Herren, die hier regelmäßig ihre Radtouren absolvieren. Sie sind noch herrlich fit für ihr Alter.
Gegen Abend sind wir in Leipzig, es sind noch immer etwa 30 Grad – ein herrlicher Sommerabend.
Autorin: Ines Krüger