Reisebericht Rumänien 2018
zwei Menschen, ein Hund und ein Landy, die Behausung auf dem Dach und 3 Wochen Urlaub…
Freitag, 17.08.
Der Urlaub beginnt mit dem Umdrehen des Zündschlüssels!
Also fahren wir am Nachmittag einfach los, soweit wir kommen. Die Umfahrung von Staus und Umleitungen kostet Zeit, aber schließlich endet der Tag im Kamp Pavov bei Jihlava mit Livemusik und Pivo.
Samstag, 18.08.
Bis zur slowakischen Grenze ist es nicht mehr weit. Kurz vorher besorgen wir die Autobahnvignetten für die Slowakei und Ungarn, dürfen dank der 9 eingetragenen Sitze gleich doppelt soviel berappen wie ein normaler PKW und werden ins LKW-Register eingetragen.
Am Nachmittag erreichen wir Nyiregyháza, wo wir auf einem kleinen Zeltplatz am See, gleich neben dem Zoo unser Lager aufschlagen. Ein Hauch von Afrika weht als Löwengebrüll herüber. Nebenan gibt es Langos und Bier, ansonsten ist nicht viel los in dem kleinen Kurort.
Unterwegs fiel uns auf, dass unser Auto mit Lichtlosigkeit glänzt und das ausgerechnet hier, wo man überall mit Tagfahrlicht unterwegs sein muss. An der Lampe liegt es nicht, die man zwar fast mühelos entfernen kann, aber nur mit endlosen Fluchen wieder in die Fassung bringt. Begnügen wir uns eben mit den Parkleuchten und fahren nur bis zur Dämmerung.
Sonntag, 19.08.
Auf dem Weg nach Satu Mare verlassen wir die Autobahn. Ein Dorf folgt dem nächsten und typisch ungarisch, wollten alle an der Straße wohnen, weshalb die Orte auch meist sehr lang sind. An der Grenze gibt es noch (oder wieder) Paßkontrollen, für EU-Bürger geht es etwas schneller. Wir tanken randvoll, tauschen Geld und zahlen die rumänische Straßennutzungsgebühr von geradezu zurückhaltenden 7 Euro.
Wir halten uns ostwärts in die Maramures bis Budesti, wo wir die ersten vielen Holzhäuser und die Holzkirche bewundern. Wir wollen in der Nähe bleiben, kaufen noch ein paar Getränke und fahren Richtung Ortsausgang und Wald, in der Hoffnung, ein schönes Plätzchen für die Nacht zu finden. An einer Quelle am Straßenrand füllen wir unseren Kanister und folgen weiter der kleinen Straße, die zur Piste wird, bis wir eine Wiese als guten Standort für die Nacht befinden. Zu unserer Verwunderung fahren auch am Abend immer noch viele Autos vorbei – eine Party auf der Alm? Hund Juri freut sich jedenfalls über Bewegungsfreiheit und den nahen Bach.
Montag, 20.08.
Nach ausreichendem Frühstück und einer Morgenwäsche im Bach fahren wir weiter bergauf, da wir neugierig sind, wohin all die Leute am Abend noch gefahren sind. Am Ende des Weges finden wir ein Kloster und bewundern die noch im Bau befindliche neue Holzkirche. Vom Holzbau verstehen die Rumänen etwas. Maurer- und Betonarbeiten sollten sie aber lieber Fachleuten überlassen. Verfugt wird überhaupt nicht und im Beton krümeln ganze Kiesnester heraus, so dass sich Vögel darin einnisten könnten.
Wir verlassen das Tal wieder auf dem gleichen Weg und steuern Bârsana an, einer von vielen Orten mit einer traditionellen Holzkirche. Nicht weit davon befindet sich das gleichnamige Kloster, ein touristischer Anziehungspunkt, aber erst in den neunziger Jahren gebaut. Ein Kiosk mit leckeren Teigtaschen tröstet uns über den Touristenrummel hinweg. So sind wir gestärkt für die Weiterfahrt auf kleinen Straßen, die teils als Piste weiterführen, über Poienile Izei und Botiza nach Ieud, einem sehr langen Straßendorf, an dessen Ende wir im Wald dem Weg folgen und unser Plätzchen für die Nacht finden. Vor dem Abendessen machen wir noch einen kurzen Spaziergang. Der nach sechs Wochen endlich geheilte Zehenbruch macht sich noch etwas bemerkbar und demzufolge lässt die weibliche Kondition stark zu wünschen übrig.
Dienstag, 21.08.
Vor uns wird es duster, und wir befinden uns auf dem Weg zum Pass, auf dem sich gerade ein Gewitter zusammenschiebt. Den Regen sitzen wir beim Essen unter dem Dach der Cabana aus. Ein kleiner Hund schließt sich uns und Juri auf einen anschließenden kleinen Spaziergang an. Gern wollen wir hier oben übernachten. Auf dem Berg würden wir aber ziemlich frei stehen und das ideale Angriffsziel eines folgenden Gewitters sein. Also fragen wir an einer kleinen Hütte, die auch ein Camp betreibt. Wir werden sehr freundlich aufgenommen. Der Sohn des Hauses spricht gut Deutsch, obwohl er, wie er sagt, die Sprache nur aus dem Fernsehen gelernt hat. Wir unterhalten uns, während „Mutti“ das Essen kocht.
Nebel zieht auf, und wir werden früh ins Bett gehen.
Mittwoch, 22.08.
Ein riesiger Hund hat sich den Schatten unseres Autos zum Ausruhen ausgesucht. Wir überlegen schon, wie wir unseren Hund schadlos halten können, da trollt sich der Riese feige.
Bei unseren Wirtsleuten trinken wir noch einen Kaffee, bevor wir uns weiter auf den Weg machen, immer östlich entlang der Bistrita. Da wir die großen Straßen eher meiden, finden wir uns bald auf immer schlechter werdenden Pisten durch abgeschiedene Dörfer, in denen die Zeit, abgesehen von einigen Autos, stehengeblieben scheint. Die Suche nach einem Platz für die Nacht gestaltet sich schwierig, denn fast alle Forststraßen, die von der Piste wegführen, dürfen offiziell nicht befahren werden. Es hat geregnet und bald fahren wir nur noch durch Schlamm und Pfützen, vorbei an staunenden Holzfällern, bis wir endlich im Hellen noch eine Wiese finden, ein wenig abseits der letzten Hirten, auf der wir unser Nachtlager aufschlagen können. Es fängt an zu regnen, also verbringen wir den Rest des Abends im Auto und nutzen eine kleine Regenpause zum Zeltaufbau. Juri döst friedlich auf der Rückbank, nur ab und zu stößt er im Traum ein leises „wuff“ aus.
Donnerstag, 23.08.
Die Piste, die sogar eine Straßennummer hat, zieht sich. Wir befinden uns auf der Straße 174 und die 174 e sieht nicht besser aus, obwohl sie auf der Karte etwas dicker gezeichnet ist. Irgendwann erreichen wir ein größeres Dorf mit einigen neuen Häusern und bald gibt es auch wieder Asphalt unter den Rädern, wenn auch sehr bröckligen. Stellenweise wird aber an der Erneuerung gearbeitet.
Wir machen einen Abstecher nach Durau in der Hoffnung, dort durch das Ceahlau-Gebirge nach Bicaz zu fahren, aber der Ort ist so zugebaut, dass wir vermuten, dass die Durchfahrt nicht möglich ist. Wir umrunden den großen Stausee also auf der anderen Seite bis nach Bicaz und biegen ab durch die Bicaz-Klamm, landschaftlich ein absolutes Highlight, aber sehr verkehrsreich und noch dazu an den Stellen, wo man die Schlucht parkenderweise auf sich wirken lassen könnte, von zahlreichen Markständen belagert. Weiter unten erreichen wir den Lacu Rosu, wo wiederum Touristenrummel herrscht und ein großes Hotel das Ambiente bestimmt. Kurz hinter dem Ort finden wir einen kleinen privaten Zeltplatz, von wo wir zu Fuß bequem die 1,5 km zum Einkaufen laufen können. Ein nahes Gewitter beschert uns Regenschauer, so dass wir den Abend wieder gemütlich im warmen Auto verbringen.
Freitag, 24.08.
Samstag, 25.08.
Wir fahren weiter und besichtigen auf unserem Weg nach Brasov noch zwei sehr schöne Kirchenburgen, die von Tartlau (Prejmer) und Honigberg (Hâman).
In Brasov schlendern wir durch die Altstadt, nachdem wir einen Parkautomaten mit unzähligen Münzen gefüttert haben, die wir mühsam von Passanten erwechseln mussten. Sehr kundenfreundlich ist das nicht, Automaten für Kleingeld aufzustellen, wo Münzen fast nichts wert sind.
Die alten Häuser sind zum großen Teil sehr schön restauriert, die Fußgängerzone prägen zahlreiche Restaurants und auf dem Markt wird gerade eine mächtige Bühne aufgebaut. Für welche kulturelle Größe, können wir nicht in Erfahrung bringen. Wir kaufen noch ein paar Vorräte ein und verlassen Brasov in Richtung Zarnesti, die Partnerstadt von Markkleeberg, wovon sogar am Ortseingang ein goldenes Schild zeugt. Hinter dem Ort bei Piatra Craiului schauen wir von einer Wiese am Fluß auf das gleichnamige Bergmassiv. Ein perfektes Panorama für einen Schlafplatz. Ein paar große beeindruckende Hirtenhunde haben den Platz besiedelt und können von den campenden Urlaubern gut leben. Zum Glück verstehen sie sich mit Juri, es gibt zumindest keinen offenen Streit und eine Hündin hat große Freude daran, mit ihm ihr Spiel zu treiben. Später kommt ein Hirte und holt seine Hunde ab, die widerwillig das Feld räumen.
Unsere rumänischen Nachbarn sind ganz nett, sie kochen ausdauernd, laden uns zum Kosten ein, wollen dann aber wohl doch unter sich sein und wir ziehen uns zurück.
Über die Hochebenen in Richtung Kronstadt / Brașov
Sonntag, 26.08.
Noch einmal fahren wir durch Zarnesti. Jetzt ist wieder Ruhe im Städtchen eingekehrt, nachdem wir am Morgen im Markttreiben fast steckenblieben. Wir fahren nordwestlich nach Fagaras und weiter nach Cincșor, das aus mehreren Ortsteilen besteht. Man liest noch deutsche Ortsnamen wie Klein- und Großschenk. Beide sind Standorte von Kirchenburgen. Die Burg in Kleinschenk können wir besichtigen – ein wahres Kleinod mit idyllischem Blumengarten. Einige Hunde bewachen den Ort, weshalb Juri sicherheitshalber im Auto warten muss. In Großschenk machen wir eine kurze Rast, schauen uns die Kirche von außen an. Dabei finden wir ein paar Ausweispapiere, die ein junger Mann wohl verloren hat, und gleich darauf seinen Vater, dem wir sie übergeben, worauf er kopfschüttelnd weiterläuft und seinem Sohn wohl eine Predigt halten wird.
Hinter dem Dorf fahren wir hinaus auf einen Feldweg, finden eine abgemähte Wiese als Stellplatz für die Nacht und genießen die Stille, die nur durch die nahe Büffelherde und ein paar Hunde unterbrochen wird.
Umgebung Zărnești Blick in Richtung Piatra Craiului
Montag, 27.08.
In Schäßburg steigen wir den Burgberg hinauf in die Altstadt. Hier wurde sehr viel restauriert und entsprechend ist der Andrang der Touristen. Aber die Preise sind noch sehr moderat und man kann in vielen schönen Restaurants die Seele baumeln lassen.
Unterwegs fallen uns im ganzen Land immer wieder Fahrzeuge mit Nummerschildern aus ganz Westeuropa auf. Touristen sind das allerdings fast nie. Meist gehören sie Rumänen, die im Ausland arbeiten und nur die Ferien hier verbringen. Im Herbst werden wohl viele alte Leute wieder unter sich sein.
Nun heißt es, eine Platz für die Nacht zu finden. Hinter einem Dorf namens Zlagna werden wir auf einer Wiese fündig.
Dienstag, 28.08.
In einem kleinen Vorort kaufen wir noch einige Vorräte, bevor wir hinauf nach Paltinis fahren, wo wir auf die sogenannte Transalpin abbiegen. Der Weg ist nur dank guter Kartensoftware zu finden. Man biegt links ab durch eine Bogenbrücke und landet auf einem Wanderweg, der aber tatsächlich eine öffentliche Straße ist. Ab hier ist also Offroad angesagt, immer höher hinauf bis zu einer Gabelung, an der wir uns für den rechten Weg über den Pass entscheiden. Dort oben wäre ein guter Standplatz, aber wir sehen ersten Nebel aufziehen, das könnte ungemütlich werden. Und da die Scheinwerfer nicht funktionieren, müssten wir wohl bis Mittag oben warten. Ansonsten haben wir großes Glück mit dem Wetter. Am Tag zuvor hat es hier ziemlich viel geregnet. Von weitem haben wir das Gewitter leuchten sehen.
Weiter unten finden wir schließlich einen gemütlichen Platz am Bach. Wir hoffen, es kommt kein neuer Regen dazu, dann könnte es nasse Füße geben.
Mittwoch, 29.08.
Donnerstag, 30.08.
Bis Petrosani ist es nicht mehr weit, wo wir auch ein paar Vorräte aufstocken können, um zwei Tage autark zu sein. Petrosani hat schon nicht viel schönes zu bieten, aber die anschließenden Orte Lupeni und Uricani sind wirklich erschreckend. Die einst prägenden Industrieanlagen verfallen vor sich hin und die Wohnhäuser tun es ihnen gleich. Allerdings wohnen in den bröckelnden Neubaublöcken von einst noch immer Menschen. Lässt man diese Ödnis hinter sich, findet man sich aber zugleich in schönster Natur wieder. Ein Schild weist zur Cheile Butii und lockt uns zur vermeintlichen Wanderung durch die Klamm. Man kann aber nur bis zum Anfang der Klamm laufen, danach verliert sich der Weg in möglicherweise vorhandene Pfade, die aber auch nur von Tieren geformt wurden. Wir kehren um und begeben uns auf das Abenteuer Cerna-Tal. Noch ist die Nationalstraße 66a asphaltiert und weist in keinster Weise auf die bevorstehende Offroad-Strecke hin. Diese führt uns zum Jui Cerna, einem Pass auf 1330 m Höhe mit herrlichem Wiesengelände. Von dort steigen wir ein paar Höhenmeter hinauf und genießen einen tollen Rundumblick auf die Muntii Valcan und die Muntii Retezat. Bald wird es frisch und wir steigen wieder hinunter, um noch fast bis zum Lacul Cerna, vorbei an atemberaubenden Aussichten und ebensolchen Abgründen, zu fahren. hier finden wir einen großen freien Platz, wo uns hoffentlich die Morgensonne erreichen wird.
Auf der Nationalstraße 66a
Freitag, 31.08.
Wir müssen noch um den Stausee herum und erreichen bald Herculane, einen Bäderort, der jedoch schon bessere Tage gesehen hat. Zahlreiche prächtige Gebäude verfallen zusehends. Immerhin gibt es erste Bemühungen, einige Kurhäuser zu sanieren und scheinbar gibt es doch einige Gäste.
Wir rasten am Bahnhof für einen kleinen Snack und müssen nun einige Kilometer einer vielbefahrenen Straße folgen. Bald biegen wir wieder ab und besuchen das Mühltal bei Eftimie Murgu. Hier drehen sich in vielen kleinen Wassermühlen die waagerecht unter der Mühle angebrachten Wasserräder, um auch heute noch vorwiegend Maismehl der umliegenden Bauern zu mahlen.
Am Ende des Tales finden wir einen Picknickplatz, wo wir unser Nachtlager aufschlagen und den Abend mit einem Schwaben nebst Sohn und Neffen bei Bier und Tuika verbringen.
Samstag, 01.09.
Leider ist ein attraktiver Rundweg nicht vorhanden, so dass wir den gleichen Weg zum Auto zurück nehmen und auf abwechslungsreichen Straßen und Wegen unsere Fahrt fortsetzen, bis wir den uns empfohlenen Lacu Buhui erreichen. So richtig begeistert sind wir nicht. Hunde müssen an die Leine, was Juri schon mal gar nicht gefällt. Einen Stellplatz finden wir zwar, aber die Cabana lädt nicht so richtig zu einem Besuch ein. Einige Leute sitzen zwar dort, aber der Zaun ist zu und mindestens vier Hunde beanspruchen das Gebiet für sich. So bereiten wir lieber unser eigenes Mahl an einem der Holztische außerhalb, was der Zeltnachbar wohl als zu primitiv betrachtet und uns sogleich eine weiße Papiertischdecke spendiert. Später genießen wir, in Decken gehüllt, Bier unter grandiosem Sternenhimmel und bekommen unbemerkt von Juri, der im Auto schlummert, Besuch von einem Fuchs.
Sonntag, 02.09.
Nach ausgiebigem Morgenbad im See und ebensolchem Frühstück ist es mal wieder später Vormittag, bevor wir starten. So treffen wir unglücklicherweise noch auf den kontrollierenden Ranger, der eine Nationalparkgebühr von 10 Lei p. P. kassiert und uns vom gesetzeswidrigen Abkürzen über einen Waldweg abhält. So fahren wir einen kleinen, aber korrekten Umweg bis Anina. Dort biegen wir wieder auf eine schmale Straße ab und passieren wie so oft in dieser Gegend alte Fabrikruinen und Wohnblöcke, die dem Zerfall preisgegeben sind und diejenigen beherbergen, die mit der Schließung der Fabriken entbehrlich wurden.
Gleich danach finden wir uns auf einer Piste wieder. Der Weg wird immer steiniger, neben uns mal rechts, mal links ein steiler Abhang. So holpern wir über 17 Kilometer bis zur Cormanic Höhle. Wir haben Glück und müssen nur etwa eine halbe Stunde auf den Höhlenführer warten, ein lustiger Typ, der auch in der kalten Höhle nur im T-Shirt nicht zu frieren scheint. Die einzigen deutschen Worte, die wir von ihm zu hören bekommen, sind „Achtung Kopf“, worauf man diesen auch sofort einziehen sollte, denn in der Höhle gibt es außer unseren Stirnlampen keine Lichtquellen, es ist glitschig, manchmal muss man klettern und sich vor allem häufig bücken. Dafür bekommt man für nur 20 Lei eine unterhaltsame und sehenswerte Führung durch einen Teil der Höhle, die insgesamt eine bekannte Ausdehnung von ca. 7 Kilometern hat.
Der Weg außerhalb bis zum nächsten Ort an der Straße wird nicht besser, aber nach weiteren drei bis vier Kilometern haben wir vorerst wieder glatten Boden unter den Rädern.
In Resita kann man auch am Sonntag einkaufen, so dass wir wieder Vorräte für die nächsten zwei, drei Tage anlegen können. Bis Rusca Montana fahren wir noch weiter. Dort biegen wir ab durchs Dorf, um auf einer Wiese am Waldrand unseren Übernachtungsplatz finden.
Der Weg zu der Cormanic Höhle
Montag, 03.09.
Auf kleinen Straßen erreichen wir Hunedoara. Die einzige Attraktion im Ort ist das Schloß, es sei denn, man steht auf Industriebrachen, denn hier standen noch vor etwa zwanzig Jahren jede Menge Schornsteine und eisenverarbeitende Fabriken.
Nördlich von Hunedoara suchen wir uns wieder kleine Wege, um in der hügeligen Landschaft am Straßenrand eine Bleibe zu finden. Die uns bedrohende Regenfront haben wir erfolgreich umfahren, nur einige der heimkehrenden und sehr neugierigen Kühe müssen wir energisch den Heimweg zeigen. Später schreien ein paar streitbare Eulen schrill in die Nachtruhe.
Dienstag, 04.09.
In Rosia Montana besichtigen wir eine Goldmine, die bereits die Römer sehr interessant fanden und mühevoll erste Stollen errichteten. Der rumänische Führer redet ohne Punkt und Komma, auf eine uns angebotene exklusive Tour auf Englisch möchten wir aber nicht warten. Es geht etliche Stufen nach unten, einen Gang entlang und dann endet die Tour auch schon. Weiter geht es nicht in die Mine hinein. Wir stehen also herum, während er redet und redet, ein wenig auch von den Bemühungen einer kanadischen Minengesellschaft, die vergebens um die Schürfrechte kämpft und im Gegenzug ein paar Gelder für die Sanierung der alten Häuser locker gemacht hat. Der Großteil der Häuser bleibt jedoch weiterhin unsaniert, und die Vermutung liegt nahe, dass man mit der Aktion nur ein paar Entscheidungsträger ködern wollte. Statt auf den Minenbetrieb hätte man lieber auf Tourismus setzen sollen.
Nach diesem Abstecher suchen wir uns als Nachtlager eine schöne Wiese hinter einem Dorf aus. Hier lebt man noch ganz ursprünglich ohne Strom und Telefon, dafür zwischen Kühen, Hunden, Schweinen, Pferden und einem phantastischen Wald ringsherum. Ein alter Mann sägt akkurat Baumstämme zurecht und nur der aufziehende Regen trübt die Idylle. Eine Familie schaut uns neugierig zu und bringt uns nach und nach immer mehr, was Keller und Küche zu bieten haben – Käse, Speck, Milch, Äpfel, Krautsuppe, Brot und Schnaps. Wir revanchieren uns mit Geschenken für die Kinder, Bier und Wein für die Eltern. Ein wenig unbehaglich ist uns die Situation schon, so beim Essen beäugt zu werden. Ein Schweizer Taschenmesser weckt die Begierde des Bauern, aber mit Verweis auf ein Erbstück können wir uns herausreden.
Mittwoch, 05.09.
Als die Sonne alles getrocknet hat, packen wir zusammen und fahren weiter in Richtung Prades. Vorher machen wir noch einen Abstecher zu einem Wasserfall und nutzen die Gelegenheit für eine kurze Wanderung, die uns nach oben um das Tal herum führt.
Die Straße nach Pradis scheint neu gebaut zu sein, an einigen Stellen wird jedoch schon wieder ausgebessert und an einem großen Bauschild, das den Straßenbau von 2008 bis 2016 verkündet, endet der Asphalt abrupt. Kurz vor Prades hat man sich dann wieder entschlossen weiterzubauen. Der Ort hat nicht viel zu bieten, obwohl es einst doch eine Cabana und kleine Hütten gab. Einige Häuser sind neu, aber nichts ist so richtig fertiggestellt. An einer Straßenbiegung finden wir die einzig wichtige Institution in Form eines kleinen Kioskes, wo man auf klapprigen Stühlen ein Bier genießen und sich mit ein paar Grundnahrungsmitteln versorgen kann. Eine Packung Nudeln für unsere Pilze findet sich jedenfalls in den Regalen der betagten Betreiberin.
Wir bereiten gerade unser Essen zu, als ein moderner autofahrender Hirte anhält und mit der Miliz droht, sofern wir das von ihm deklarierte Privatgelände nicht verlassen würden. Auch wenn die Miliz mittlerweile Police heißt, beugen wir uns dem drohenden Ungemach und ziehen auf einen schattigen, aber ruhigen Platz um, entzünden ein Lagerfeuer und erfreuen uns am Sternenhimmel.
Der Weg nach Padis
Donnerstag, 06.09.
In einer Regenpause brechen wir wieder auf und müssen einen ordentlichen Aufstieg bewältigen. Oben auf einer Wiese verschwindet ein Bach mitten in seinem Lauf in tiefen Karstspalten. Zwei Hunde sind auf dem Heimweg und schließen sich uns an. Am Dorfrand kehrt eine Hündin mit ihren sieben Welpen, die hinter ihr im Gänsemarsch die Wiese herunterstolpern, ebenfalls von einem Ausflug zurück. Auch wenn Mensch und Hund gebührend Abstand halten, ist der Beschützerinstinkt doch so groß, dass sie uns resolut vertreibt.
Bei den Hirten können wir nicht widerstehen und kaufen zwei Kilogramm Käse. Juri bekommt großzügige Kostproben und will fast nicht mehr weichen. Auch selbstgemachte Marmelade wechselt die Besitzer, bevor wir unser Lager erreichen. Nach dem Regen ist das Feuerholz nicht zu gebrauchen und da es ungemütlich kalt wird, setzen wir uns ins etwas weniger kalte Auto, um nicht gleich ins Zelt zu kriechen.
Freitag, 07.09.
Die Straße ins Tal ist auf dieser Bergseite durchgehend asphaltiert, und wir kommen zügig voran. Bevor wir hinter Oradea das Land verlassen, kaufen wir für die restlichen Lei im Supermarkt und an einem Marktstand ordentlich ein. Der ungarische Zoll kontrolliert tatsächlich die Pässe und zum Teil die Autoladungen. Südlich von Budapest suchen wir nach einer Übernachtung. Auf der Autobahn hat sich ein Stau gebildet und es wird langsam Abend. Die im Internet gefundenen Zeltplätze in der Nähe sind zum Teil gar keine öffentlichen Plätze, oder wir sind mit Hund nicht erwünscht. Wir verlieren viel Zeit, ärgern uns über die Fehlinformationen und entscheiden uns schließlich für einen Umweg nach Süden. Dort finden wir unterwegs auch tatsächlich ein Hinweisschild zu einem Zeltplatz und haben Glück. Eigentlich ein Anglersee, gibt es aber auch ein paar Stellplätze und ein Restaurant.
Samstag, 08.09.
Wir stehen früh auf. An Schlaf ist sowieso nicht zu denken, da zahlreiche Leute bereits seit halb sechs Uhr morgens anreisen, um die besten Anglerplätze zu ergattern.
Unser Umweg führt uns über Szekesfehervar in Richtung Györ, wo wir wieder auf die Autobahn kommen. Wir beschließen, wieder im Kamp Pavov zu übernachten, das wir von der Anreise schon kennen. Leider ist die nebenan liegende Kneipe nun geschlossen und wir müssen auf das frischgezapfte Bier bei Livemusik verzichten. Dafür machen wir einen kleinen Spaziergang im angrenzenden Wald, der mit zahlreichen kleinen Datschen bestückt ist. Am Himmel kreist eine AN 2 und wirft seine Fallschirmspringer ab. War es eben in der Sonne noch fast zu warm, wird es mit deren Untergang schlagartig eisig kalt. Zeit, nach Hause zu kommen.
Autorin: Ines Krüger