Asien 2022/23 Malaysia – Thailand – Kambodscha – Indonesien
Die Gelegenheit, dem kalten Winterwetter die ebensolche Schulter zu zeigen, haben wir nicht so oft und meist steht dieser auch die Arbeit oder Termine entgegen. So kam die Entscheidung zu unserer Reise auch ziemlich kurzfristig zustande und der Ausgangspunkt wurde neben der Bedingung, dass wir in die Wärme wollten, natürlich auch an den Reisekosten festgemacht. Zudem hat sich der Großteil der asiatischen Welt nach den strikten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nun weitgehend wieder dem touristischen Besucher geöffnet und ist mit Rucksack relativ leicht zu bereisen. Anreise mit sieben Stunden Zeitverschiebung und unser erster Aufenthalt in MalaysiaMittwoch, 30.11.2022 – Donnerstag, 01.12.2022
Nachdem wir am Online-Check-Inn wieder einmal fast verzweifelten, stellen wir fest, dass es bei Qatar Airways noch den gewohnten Service am Schalter gibt, einschließlich Bordkarten für eine der besten Ausstattungen in einem Flieger. Auch wenn der Blick in die Businessclass natürlich offenbart, was noch so möglich wäre, bietet die Economy immerhin ordentliche Beinfreiheit, ein extrem vielseitiges Entertainment und eine ständige gute Versorgung mit Essen, Snacks und Getränken. In Doha wechseln wir zur Malaysia Airlines, die uns mit zwei Stunden verspätetem Abflug und gedämpftem Service empfängt. Endlich landen wir am frühen Nachmittag in Kuala Lumpur. Für die gefühlt tausend Passagiere gibt es in der Einreisehalle acht Schalter, von denen ausgerechnet an unserer Schlange bald zwei wieder schließen, obwohl die Leute sich davor stapeln. Das
Gepäckband wurde in der Zwischenzeit bereits beräumt und wir finden unsere Rucksäcke neben einem Häufchen von noch nicht abgeholten Koffern und Taschen. Der Zoll lässt uns ziehen und so sind wir nun endlich in Malaysia. Bequem reisen wir per Bus nun noch 2 Stunden nach Melaka und mit einem Taxi vom Busbahnhof zum Lavender Guesthouse, wo wir vor verschlossener Tür stehen. Mit Hilfe einer benachbarten Restaurantbesitzerin und deren Gästen gelingt es aber, den Gastgeber anzurufen, der sich gleich bei uns ausgiebig entschuldigt. Nur wenige Meter haben wir es zum Nachtmarkt und können unsere knurrenden Mägen besänftigen. Überall findet man einen Hang zum Kitsch, aber die Rikschafahrer haben diesen nahezu perfektioniert. Grell beleuchtet und bunt blinkend kurven diese mit Plüschtieren, Blümchen und sonstigen Accessoires ausgestatteten Gefährte ihre Gäste durch die Stadt, begleitet von ohrenbetäubender Musik. Während wir noch durch die Straßen schlendern, löst sich ein Riemen an den teuren Trekkingsandalen, so dass diese vorerst durch am nächstbesten Marktstand erworbene Flipflops ersetzt werden müssen. Normalerweise kein Problem, aber diese Exemplare erweisen sich als äußerst zehenfeindlich und schmerzerzeugend. Barfuß gehen wäre hier aber auch nicht klug, also heißt es, Zähne und Zehen zusammenkneifen.
Freitag, 02.12.2022
Unsere touristischen Erkundungen in der Weltkulturerbestadt führen uns nach Chinatown. Die Gebäude sind hier alle ein bisschen kleiner und bunter, es gibt hauptsächlich Souvenirläden und Restaurants, entsprechend sind hier auch viele Touristen unterwegs. Echte Handwerksbetriebe suchen wir vergebens. Ein Schuhmacher wäre uns aus gegebenen Anlass natürlich am liebsten. Stattdessen treffen wir auf einen Vertreter der Zunft, der allerdings solch schnöde Arbeiten, wie eine Sandale retten, verweigert. Er beruft sich auf seine familiäre Tradition, winzige Seidenschühchen für verkrüppelten Frauenfüße herzustellen. Offenbar ist er sehr stolz auf sein Handwerk, das ihm sogar einen Artikel in einer deutschen Zeitung einbrachte. Durch frühzeitiges Binden der Mädchenfüße wurden diese klein gehalten bzw. so verformt, dass sie in einen solchen Puppenschuh passten. Laufen konnten die Frauen damit nur unter Schmerzen und es soll wohl noch einige von ihnen geben, die der Meister zu Hause betreut, da sie nicht zu ihm in den Laden kommen können. Wir wollen nur hoffen, dass diese Tradition der Vergangenheit angehört und die neuen Schuhe heute nur noch die Regale von Sammlern füllen. Für meine Schuhe finden wir immerhin im benachbarten indischen Viertel einen hervorragenden Sekundenkleber. Am Flussufer spazieren wir zurück und planen im Hotel die nächsten Reiseziele, bis sich der Hunger meldet und uns auf den Nachtmarkt treibt. Wir essen Reis mit Fisch in einer sehr leckeren und ebenso scharfen Sauce. Am Ende des Reises ist noch viel Sauce übrig, die wir schweren Herzens der Entsorgung zuführen müssen, aber die Tränen- und Schweißausbrüche sind nicht mehr zu verbergen.
Samstag, 03.12.2022
Nach einem Morgenkaffee, gepaart mit zwei schmalen Schokoriegeln, starten wir unser nicht vorhandenes Programm mit einem Spaziergang durch einen nahegelegenen kleinen Park, vorbei am Technikmuseum, auf dessen Vorplatz insbesondere die Kinder einen alten Zug und ein ebenso betuchtes Flugzeug mit Begeisterung begutachten. Oberhalb erreichen wir nach der Erklimmung einiger nicht altersgerechten Stufen den St. Pauls Hill mit den Ruinen der gleichnamigen im Jahr 1521 erbauten Kirche. Vorn hier oben hat man eine gute Aussicht über die Stadt und nebenbei lauschen wir dem Repertoire eines Gitarristen und Sängers, der von selfiesüchtigen Mädchen umringt wird. Auf einem anderen Weg steigen wir wieder hinab, vorbei an A Famoso, einem ehemaligen portugiesischen Fort, von dem nur ein kleines Torhaus erhalten blieb, das nun als vielumworbenes Fotomotiv herhalten muss. Da in Malaysia das öffentliche Rauchen nahezu überall verbannt wurde, gibt es als Zugeständnis an die Raucher seltene Raucherareale, die mittels Schild gekennzeichnet werden und an möglichst langweiligen hässlichen Plätzen liegen. Dass wir hier auf eines stoßen, welches immerhin mit Sitzgelegenheiten aufwartet, ist eher eine Ausnahme. Dennoch gönnen wir uns hier eine kurze Raucherpause und beobachten die Raben beim Herumstolzieren, bevor wir der Straße weiter ostwärts folgen und uns im echten China Town wiederfinden. Hier verirren sich außer uns keine Touristen, dafür sieht man hier das alltägliche Leben, einige chinesische Tempel und vor allem finden wir hier ein chinesisches Restaurant, wo wir für schmales Geld essen und Tee mit Milch schlürfen. Der Zugang zum Meer ist in der Stadt leider nicht überall gegeben. Wir finden aber tatsächlich noch einen kleinen Strandabschnitt, der noch nicht zugebaut wurde. Wir sind auch ganz alleine hier, jedoch in Sichtweite einer Moschee, die bis ins Meer gebaut wurde. Nacktbaden geht an einem solchen Ort natürlich nicht, aber die Hitze ist groß und das Verlangen nach einem Bad ebenso. Also baden wir in Unterwäsche und sitzen am Strand, bis wir wieder trocken sind.
Sonntag, 04.12.2022
Wir wollen nach Kuala Lumpur. Dazu müssen wir zunächst zum Busbahnhof und testen erstmals Crab, um ein Taxi zu rufen. Ohne SIM-Karte ist das nicht ganz so einfach, vor dem Haus ist das WLAN-Signal schwach und das Telefon muss folglich möglichst nah an der Tür bleiben. Aber schließlich findet uns der Fahrer und bald sitzen wir auch im Bus nach Kuala Lumpur. Dass das Ziel „TBS“ heißt, macht es für ortsunkundige Passagiere nicht gerade leicht. Bei genauerem Studium der Busverbindungen stößt man mit etwas Glück aber auf den Terminal Bersepadu Selatan, der sich tatsächlich im Süden von Kuala Lumpur befindet. Gleich daneben fährt auch der Zug und mit ein wenig Hilfe haben wir schnell das System begriffen, wie man zu einem Jeton kommt, um auf den Bahnsteig zu gelangen. Bereits am frühen Nachmittag sind wir dann auch im Citin Hotel mitten im indisch geprägten Viertel von Kuala Lumpur. Gegenüber finden wir ein indisches Restaurant, das zwar einen Hauch von Bahnhofskantine verbreitet, aber das leckerste Nan-Brot mit Käse, Linsensauce und Spinat serviert. Ansonsten besteht Selbstbedienung und man kann sich einfach den Teller füllen, einen Platz suchen und ein Kellner kritzelt den Preis auf einen am Ausgang abzurechnenden Zettel. Der Kontrast zwischen den alten kleinen Häusern und den dahinter alles überragenden Wolkenkratzern könnte nicht größer sein. Beides zusammen ergibt eine einzigartige Atmosphäre, gemischt aus der außergewöhnlichen Architektur der Hochhäuser und der Ursprünglichkeit der kleinen Nebenstraßen mit ihren Geschäften und Straßenküchen.
Montag, 05.12.2022
Wir haben noch einen vollen Tag Zeit, die Stadt zu erkunden und beginnen mit einem reichhaltigen Essen in einer der Straßenküchen. Dann lassen wir uns einfach treiben, entdecken Street Art zum Mitmachen in einer kleinen Gasse, Fußwege, die einfach an neu gebauten Schnellstraßen enden und immer wieder kleine Restaurants für diverse Teepausen. Der Tee wird hier meist mit Milch und Zucker getrunken. Abgesehen vom für unseren Geschmack übertriebenen Zuckergehalt, kann man sich aber daran gewöhnen. Ein Abendspaziergang führt uns noch ins ehemalige Zentrum der Macht. Der imposante Sultanspalast von einst wirkt nur noch wie ein Spielzeugbau angesichts der Dominanz des modernen Gigantismus. Unten vor unserem Hotel sammeln sich vereinzelt Hotelgäste, um zu rauchen, Händler, Taxifahrer und Obdachlose. Eine Frau, die vielleicht sogar in der Hotelküche arbeitet, hat ihr ganzes Hab und Gut auf einer Sitzplattform verteilt und schlägt laut schreiend auf die Ameisen ein die sich zwischen ihren Unterlagen und Decken einen Weg suchen. Nebenan steht eine Moschee, deren Muezzin zwar eine wunderbare Stimme hat, auch krächzt der Lautsprecher nicht, wie sonst üblich, allerdings trifft der Gesang am frühesten Morgen direkt in unser Hotelzimmer und bringt uns um den Schlaf.
Dienstag, 06.12.2022
Mittlerweile sind wir routiniert im Umgang mit dem Schienennahverkehr und sitzen bald im Zug zum Flughafen. Angesichts der wiederholten Überfälle auf die Bahnstrecke im südlichsten Thailand haben wir uns für einen Flug nach Krabi entschlossen. Die Kontrollen und Ausreiseformalitäten sind schnell erledigt, nur mit der Gepäckaufgabe hat sich dank technischen Fortschritts das Leben verkompliziert. Ging man früher zum Schalter, muss man nun an einem Automaten den beim Online-Boarding erhaltenen Code für Bordkarte und Gepäckanhänger selbst scannen. Nachdem dies noch relativ einfach funktioniert, darf man nun mit dem langen Klebeband kämpfen, ohne dabei den Streifen zu verdrehen, falsch zusammenzukleben oder etwas abzureißen. Viele Passagiere verzweifeln an dieser Aufgabe, so dass die Angestellten fast jedem helfen müssen. Nun noch einmal das Etikett scannen und das Gepäck findet seinen Weg. Wir bemerken immer wieder, dass der Technikwahn nicht nur gute Seiten hat, vielmehr fühlt man sich angesichts der Ausgeliefertheit gegenüber technischen Geräten und zwingender Internetverbindung manchmal arg gestresst, auch wenn man gewissen Vorzüge natürlich nicht leugnen kann. Nach kurzem Flug sind wir in Krabi. Die Einreise ist schnell erledigt und nach einiger Orientierung und Abschüttelung der nervigsten Taxifahrer finden wir uns zum Preis von 150 Baht pro Person in einem Luxusvan mit kitschig goldener Ausstattung wieder. Wir werden bis zum Hotel gefahren und freuen uns, dass wir nicht noch suchend weit laufen müssen. Unser Heim für die nächsten drei Nächte ist das Top View Hotel, in dessen Hinterfront wohl seit längerem an einem weiteren Hotel gebaut wird, weshalb unsere grüne Aussicht etwas getrübt wird. Dafür haben wir es schön ruhig, was angesichts der belebten Touristenmeile an der Promenade ein echter Vorteil ist. Ebenso freuen wir uns aber auch darauf, mal wieder ein Bier zum erschwinglichen Preis zu bekommen und dies sogar am abendlichen Strand genießen zu können.
Mittwoch, 07.12.2022
Auf der Suche nach einer Frühstücksgelegenheit stellen wir fest, dass die Partymeile am Vormittag noch weitgehend geschlossen hat. Die nur wenigen überteuerten Angebote überzeugen uns nicht, so dass wir uns dem von den Einheimischen frequentierten Stadtteil zuwenden. Dort finden wir auch bald eine Straßenküche mit leckerem Essen für weniger als den halben Preis. Gut gestärkt wollen wir zu einem etwas abseits gelegenen Strand und versuchen eine Abkürzung über einen Hügel. Eine schwarze Schlange faucht uns wütend an, verschwindet aber schnell in der Böschung, während ein Hörnchen sich nicht an uns stört und lässig durchs Geäst hüpft. Abrupt endet der Waldweg hundert Meter vor dem Ziel ohne Aussicht auf ein Durchkommen durch das Dickicht. Wir müssen umkehren. Auf dem sogenannten Monkey Trail, einer Holzkonstruktion zwischen zwei Strandbuchten kreuzt ein Waran unseren Weg. Die zweite Bucht liegt bereits im Nationalpark, trotzdem mit einer Lodge bebaut, so dass man nicht allein ist, aber es gibt mit den einzeln stehenden Felsen eine schöne Badekulisse und auch ein Schattenplätzchen zum Entspannen. Affen gibt es tatsächlich am Monkey Trail. Wir treffen auf eine Familie Makaken, die neugierig und weitestgehend friedlich ist. Nur eine Touristin wird Opfer eines perfiden Tricks, bei dem das Tierchen es scheinbar auf das Telefon abgesehen hat, dabei aber flink eine Tüte Erdnüsse aus der Rucksacktasche fischt. Dreist setzt sich der Übeltäter auf das Geländer, öffnet geschickt die Tüte und lässt sich seine Beute schmecken.
Donnerstag, 08.12.2022
Heute erkunden wir den Strand in nördlicher Richtung, gönnen uns Cappuccino mit Meerblick und spazieren am Ufer, bis uns eine Hafeneinfahrt den Weg versperrt. Auch hier stehend Felsen im Meer und bieten neben ein paar spielenden Junghunden eine tolle Kulisse, einzig die eingetretene Ebbe verhindert das Badevergnügen. Vielleicht hätten uns aber auch die vor Jelly Fishs warnenden Schilder vom Baden abgehalten. Auf dem Rückweg kehren wir zum Essen ein, gönnen uns noch ein Bier an der Strandpromenade und beobachten den Kampf eines Schiffers, der vergeblich versucht, im Alleingang sein Long Tail Boat wieder vom Strand wegzubekommen, nachdem er seine Touristen abgesetzt hat. Nebenan startet währenddessen die allabendliche Feuershow, nachdem sich die mitwirkenden Kinder barfuß mit einem brennenden Fußball warm gespielt haben.
Freitag, 09.12.2022
Wir haben einen Transport nach Khao Sok gebucht, werden pünktlich abgeholt und zu einem kleinen Busbahnhof am Ortsrand gefahren. Hier werden die Reisenden neu sortiert und mit Etiketten behaftet, um sie dann erneut zu verteilen. Man fühlt sich ein wenig wie das eigene Reisegepäck. In Khao Sok beziehen wir eine Bambushütte mit Bad und Terrasse mitten im Grünen und verschaffen uns am Abend schon einmal einen Überblick über die Aktivitätsangebote.
Samstag, 10.12.2022
Wir schieben einen Ruhetag ein und buchen für den nächsten Tag einen Tagestrip. Den Rest des Tages verbringen wir mit Spazierengehen, bestaunen die vielfältigen Blütenformen der zahlreichen Blumen, naschen Pfeffer direkt vom Strauch, holen unsere Wäsche ab, die wir haben waschen lassen und verkleben uns auf zwei kurzen Waldpfaden die Schuhe mit Schlamm. Unser Essen finden wir in einem der vielen kleinen Restaurants, oftmals mittel- bis sauscharf, aber absolut lecker.
Sonntag, 11.12.2022
Zum Auftakt der gebuchten Tour gibt es zunächst Frühstück. Bis alle Teilnehmer eingetrudelt sind, dauert es, und mit einiger Verspätung starten wir mit einem Kleinbus zum Hafen Ratchaprapha. Hier steigen wir in eines der vielen Long Tail Boote und fahren hinaus auf den Chiao-Lan-See, vorbei an dicht bewachsenen Felsen und zahlreichen Buchten mit märchenhaftem Antlitz. Dabei ist der See gar nicht natürlich entstanden. Er wurde 1982 angestaut und bildet mit seiner etwa 140 km² umfassenden Fläche ein riesiges Wasserreservoir und mit Errichtung eines Wasserkraftwerkes die wichtigste Energieversorgung Südthailands. Wie unser lustiger Guide mit dem ebenfalls lustigen Namen Audi - "wie das Auto"- aus familiärer Quelle zu berichten weiß, wurden mit seinem Großvater 25 Familien aus dem Gebiet umgesiedelt und bekamen dank Opas Dreistigkeit neue Häuser, Schule, Krankenstation und Plantagen. Angeblich sprach er ungeahnt mit dem König selbst, den er wohl für einen Beamten hielt, und verlangte nach einer angemessenen Entschädigung. Nach einer halben Stunde Bootsfahrt erreichen wir eine Höhle, in die sich zu früheren Zeiten die Leute bei Regen und Unwetter zurückzogen. Heute sind es die Touristen, die hier kurze Pausen einlegen. Auf einer der kleinen Inseln erkunden wir ein Stück Regenwald und legen schließlich am Klong Ka Lakehouse an. Uns erwartet ein reichliches Mittagessen und die Möglichkeit zum Baden und Kajakfahren. Wir beschränken uns auf das Schwimmen im herrlich klaren Wasser und faulenzen auf dem mit Kunstrasen belegten Ponton. Die Rückfahrt dauert nochmals eine Dreiviertelstunde, wobei wir einige Minuten benötigen, bis der Guide alle Reisenden an Bord mit der Kulisse der drei freistehenden Felsen von Khao Sam Kloe auf deren Smartphones abgespeichert hat. Gegen Abend sind wir zurück, ruhen mit einem Bier auf unserer Veranda und essen in einem nicht weit entfernt gelegenen Restaurant in einer wahnsinnigen Geräuschkulisse schrilltönender Grillen und quakenden Baumfröschen.
Montag, 12.12.2022
Unser Bus nach Surat Thani startet gegen Mittag. Aus dem geruhsamen Dschungeldorf landen wir im krassen Gegenteil. Die Stadt ist nicht gerade die sauberste und voller Verkehr, aber eben ein Knotenpunkt für die Weiterfahrt. Diese ergattern wir in Form eines Bustickets und haben nun Zeit, die Stadt zu erkunden und vielleicht doch noch etwas interessantes zu entdecken. Es ist Abend geworden, Zeit für einen Besuch auf dem Nachtmarkt, der sich nur wenige Meter von unserem Hotel entfernt befindet. Auf dem Markt finden wir ein vielfältiges Angebot an Speisen, die wir jedoch meist nicht so recht einordnen können. Die wenigsten Händler sprechen Englisch und die Beschilderung ist fast ausschließlich in Thai, von dem wir nur wenige Wörter einordnen können. Der Magen signalisiert Hunger, also müssen die Augen ran und wenig später sitzen wir vor einem Nudelgericht mit Thunfisch, Gemüse und einer brennend scharfen Sauce. Dazu gibt es auf dem Tisch noch verschiedene Salate, Gewürze und gekochte Eier zum Gesamtpreis von 40 Baht pro Person. Gut gesättigt ist man nun gegen weitere Angebote immun, die über Fisch, Fleisch, Obst, Sushi und Süßkram alles abdecken, was der Appetit fordern könnte. An einem Stand werden aus Teig hauchdünne Fladen oder wahlweise Teigballons gebacken, die an Brustimplantate erinnern. Gut gesättigt und mit Getränken für den Abend versorgt, schlendern wir zum Hotel, gerade rechtzeitig vor einem starken Regenguss. Das Hotel My Place ist sehr einfach, aber auch interessant. Vermutlich war es früher ein Kontor, denn es gibt breite Treppen und breite Flure. Einen Aufzug sucht man dagegen vergeblich. Die früheren Oberlichter in den Türen zum Flur wurden verschlossen und die einstigen Angestelltentoiletten wurden zu Gemeinschaftssanitäranlagen umgerüstet.
Dienstag, 13.12.2022
Bereits am Morgen regnet es und wir hüllen uns modisch schick in unsere Regencapes. Zumindest ist es ja nicht kalt, so dass wir die Erkundung der Stadt fortsetzen können. Diese besteht hauptsächlich aus geraden, verkehrsreichen Straßen und bietet fast überall das gleiche Bild. Viele Pickups, SUV's, Tuktuks und Mopeds schieben sich durch die Häuserfronten. Die Fußwege sind ein einziger Parcours und die zahlreichen Imbisse eine Gelegenheit, seinen Magen auf Schärferesistenz zu testen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses bietet sich uns ein ganz anderes Bild. Im Sumpfgebiet werden schicke neue Wohnungen gebaut, gleich daneben stehen alte Hütten direkt am oder gleich ganz im Wasser. Einige Bewohner wichen gleich ganz auf den Fluss aus und haben ihre Siedlung auf Stelzen im Wasser errichtet. In der anderen Richtung führt eine weitere Brücke auf eine Insel zum gleichnamigen Ko Lamphu Public Park. Hier kann man im Grünen verweilen oder jede Menge Sport treiben. In den Becken der Springbrunnen hocken riesige Frösche auf Seerosenblättern und warten auf unvorsichtige Fliegen, die ihrem breiten Maul zu nahe kommen. Ein wenig besorgt schauen wir auf den Fluss. Einige Wege im Park sind bereits überflutet und das Wasser steht an den Schwellen der tiefergelegenen Häuser. Auch scheint der Fluss eher landeinwärts zu fließen und schwellt immer mehr an, was aber außer uns niemand zu beunruhigen scheint. Wir ziehen dennoch vorerst wieder das Festland vor. Am Abend testen wir uns wieder durch das kulinarische Angebot des Nachtmarktes. An einem Stand lassen wir uns zu Fisch und Reis verführen, ungeachtet dessen, dass das Essen nur zum Mitnehmen in Plastiktüten verabreicht wird. Also sitzen wir ein wenig hilflos am Straßenrand und überlegen noch, wie wir das Mahl zu uns nehmen, ohne uns zu bekleckern, als ein anderer Händler zu uns springt, uns Tisch, Stühle und sogar noch Wasser bringt. Natürlich kommen wir anstandshalber nicht umhin, uns anschließend noch bei ihm eine bei seiner zahlreichen Kundschaft heiß begehrten Milchsuppen zu bestellen, auch, wenn sie nicht gerade unseren Geschmack trifft.
Mittwoch, 14.12.2022
Wir sind eine Stunde zu früh am Busbahnhof, aber wir können im Büro das Gepäck abstellen und dort sitzend warten. Mit einer halben Stunden Verspätung startet dann unser Minibus mit nur 4 Passagieren. Allerdings ist der Fahrer schon eine Weile unterwegs und allein unser Weg bis Prachuat Khiri Khan dauert vier Stunden. Der Bus fährt vermutlich noch bis Bangkok, also noch einmal einige Stunden. Wir werden an einer Kreuzung am Ortsrand abgesetzt. Wo die Tuk-Tuk-Fahrer sonst zu hauf aufdringlich um die Mitfahrt werben, ist hier Fehlanzeige. Wir müssen also samt Gepäck 2,5 km zum Quartier laufen. Einigermaßen erschöpft freuen wir uns, mit unserer Buchung richtig gelegen zu haben. Wir haben ein sauberes Zimmer mit Meerblick, eine Terrasse zum Sitzen und nur eine kleine Straße trennt uns von der Promenade. Nebenan lockt uns zum Abendessen ein hervorragendes Fischrestaurant und gut gesättigt verbringen wir die Stunden danach auf unserer Dachterrasse mit Blick auf die letzten Heimkehrer der Nacht.
Donnerstag, 15.12.2022
Der Promenade folgend besichtigen wir zunächst die Seebrücke, an der schon länger kein Schiff mehr angelegt hat, passieren eine riesige Affenhorde, die sich unterhalb eines heiligen Hügels die Straße erobert, und laufen weitere sechs Kilometer bis zum Ende der Bucht. Hier pausieren wir bei Rastaman Jimmy's Strandbar, bevor die letzten Schritte uns zum Naturreservat bringen. Lieder ist nur ein kleiner kurzer Pfad offen begehbar, dafür aber mit schöner Aussicht und der Begegnung mit südlichen Brillenlanguren, die neugierig aus den Bäumen äugen. Auf dem Rückweg nimmt uns ein Tuk Tuk mit, und bevor wir wieder an der Makakenhorde vorbei nach Hause gehen, gönnen wir uns ein Bad am einzigen unverbauten Stück Strand. Am Abend essen wir auf dem Nachtmarkt. Die Händler sind hier kleine Schlitzohren und man muss schon genau nach den Preisen fragen, sonst wird man von einigen gnadenlos übers Ohr gehauen.
Freitag, 16.12.2022
Der Weg entlang des Strandes in die südliche Richtung wird von einem Militärgelände unterbrochen. Allerdings führt eine Straße hindurch und wir sehen auch etliche zivile Fahrzeuge den Posten passieren. Da wir zu Fuß unterwegs sind, widmen wir uns vorerst der Kultur und besichtigen das Wat Ko Lak, wo sich auch die königliche Begräbnisstätte und vermutlich erst seit kurzem eine große goldenen Statue des verstorbenen Königs befindet. Zurück am Quartier borgen wir uns die beiden kostenlos zur Verfügung stehenden Räder aus. Geld kann man für die Teile, die nur noch vom Rost zusammengehalten werden, auch nicht verlangen. So radeln wir ergonomisch völlig inkorrekt, aber immerhin ein wenig schneller als zu Fuß zu einem jenseits des Militärgeländes liegenden Badestrand. Tatsächlich kann man dieses durchqueren, nachdem man sich in ein Buch eingetragen hat und in einigen Bereichen innerhalb noch einmal seinen Pass hinterlegen muss. Huch, da hatten wir uns wohl verfahren, denn das war nicht der Weg zum Strand. Hier ist Baden verboten. Es ist aber scheinbar kein Problem, hier ein- und auszugehen. Mitten im Gelände befindet sich auch ein Rollfeld für die Militärflieger, das man überqueren muss. Schließlich finden wir den langersehnten Strand, den wir heute fast für uns alleine haben. Das muss nicht immer so sein, wie die zahlreichen Liegestühle und Essgelegenheiten vermuten lassen. Während Uwe uns ein Picknick besorgt, schleichen sich kichernd vier Schulmädchen an mich heran und fragen höflich, ob sie mit mir ein Videointerview machen dürfen. Natürlich will ich der Erledigung ihrer Englischhausaufgaben nicht im Wege stehen und beantworte gerne die Fragen nach dem Woher und Wohin, wie ich das Land und die thailändischen Schuluniformen finde. Auf dem Rückweg tragen wir uns wieder brav beim Posten aus und ruhen auf unserer Terrasse bis zum Eintreten des abendlichen Hungergefühls.
Samstag, 17.12.2022
Zugreisen sind in Thailand sehr günstig, weshalb wir uns entschließen, etappenweise per Bahn nach Hua Hin und dann nach Bangkok zu reisen. Am Bahnhof finden wir die Abfahrtszeit auf einer handgeschriebenen Tafel mit 11:30 Uhr angegeben. Da der moderne Mensch natürlich alles im Internet noch einmal recherchiert, haben wir nun Angaben zwischen zehn Uhr irgendwas und mittags. Wir einigen uns darauf, dass so gegen elf schon ein Zug fahren wird und finden uns eine halbe Stunde früher am Schalter ein. Für 19 Baht pro Person erhalten wir Fahrkarten für die dritte Klasse, wobei erste und zweite gar nicht angeboten werden und im Zug auch gar nicht verfügbar wären. Mit einiger Verspätung erscheint der Zug und fährt mit noch mehr Verspätung ab. Die Ventilatoren an den Waggondecken funktionieren nicht, dafür sind alle Fenster geöffnet, so dass wir frische Luft und Aussicht auf Berge, Felder und Wälder genießen können. Die Bahnhöfe auf der Strecke glänzen mit nostalgischem Charme, selbst die neu errichteten Gebäude werden im Baustil an den Altbestand angepasst und überall kann man noch Fahrkarten beim Bahnangestellten am Schalter erwerben. Dennoch wird auch hier in die Zukunft investiert und der Gleisausbau schreitet voran. Nach knapp zwei Stunden sind wir in Hua Hin. Die Stadt ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen und nicht mehr ganz so ruhig, wie Uwe sie in Erinnerung hatte. Unser Hotel liegt ca. 1,5 km vom Bahnhof entfernt in einer der vielen Sackgassen, die am Meer enden. Der alte Ortskern blieb noch erhalten und ist nun ein Touristenmagnet, den wir nach einem kurzen Strandspaziergang erkunden. In einem Straßenrestaurant finden sich neben uns auch gern die Aussteiger und europäischen Dauerurlauber ein. Wir amüsieren uns über einen dieser „alten Hasen“, der mit seinen Stories eine Touristin offenbar sehr beeindruckt. Das Flair des alten Stadtviertels besteht vor allem aus seinen alten Holzhäusern und dem Geruch von Fisch und Abfall. Auch hier macht die Gentrifizierung nicht halt und zahlreiche alte Läden mussten schon stylischen Bars und Clubs weichen. Auf dem Nachtmarkt brummt das Geschäft, schließlich ist Wochenende und offenbar zieht es auch etliche Leute aus dem nahen Bangkok hierher, um nach einem Badetag ordentlich zu schlemmen. Eine solche Anzahl von Hummer, Riesenkrabben und Fleischbergen sieht man sonst auf den Nachtmärkten eher nicht. Den späten Abend verbringen wir auf dem Hoteldach, dessen Zugang gleich neben unserem Zimmer liegt und mittels einer steilen Treppe, die nachts in völliger Dunkelheit liegt, nach oben führt.
Sonntag, 18.12.2022
Der bereits am gestrigen Abend präsente Sturm ebbt nicht ab, somit fällt das Schwimmen wohl heute aus. Stattdessen sichern wir uns zunächst am Bahnhof unsere Tickets für die Weiterfahrt nach Bangkok, anschließend spazieren wir durch die Straßen und treffen auf eine gut besuchte Bäckerei, in der wir tatsächlich ein richtiges Sauerteigbrot bekommen. Für den Preis hätten wir daheim wahrscheinlich zwei Brote beim Bäcker unseres Vertrauens bekommen, aber erstens brauchen wir Proviant für die Zugfahrt und zweitens sind wir auf Entzug, seit wir uns vornehmlich von Reis und Nudeln ernähren. Als wir wieder am Meer sind, hat der Wind nachgelassen. Zumindest kann man nun wieder zwischen Ebbe und Flut unterscheiden und der Strand ist auch wieder da. Ebenso finden sich auch wieder die Reiter ein, die Touristen gegen Geld auf ihre Pferde locken. Wir machen noch einen Abstecher zum nahegelegenen Einkaufszentrum, in dem es aber entgegen unserer Hoffnung keinen Lebensmittelladen gibt, dafür aber gerade am Abend massenhaft Menschen, die ihrem Kaufrausch und vor allem dem Fastfood-Angebot erliegen. Einen kleinen Supermarkt finden wir dann auf dem Rückweg zum Hotel und können nun die Bemmchen für die Zugfahrt schmieren.
Montag, 19.12.2022
Eine halbe Stunde vor geplanter Abfahrt sind wir am Bahnhof. Ein Pärchen verlässt gerade mit Sack und Pack das Gebäude und wirft uns noch zu, dass der Zug ausfalle. Da wir darauf nicht vorbereitet sind, setzen wir uns erst einmal und atmen durch. Am Schalter bestätigt der gute Mann den Ausfall und zahlt uns unser Geld anstandslos zurück, um sich unmittelbar darauf zu besinnen, dass noch ein weiterer Zug unterwegs ist, der schon um einige Stunden verspätet ist, aber doch demnächst eintreffen wird und ebenfalls nach Bangkok weiterfährt. Wir sind hocherfreut, noch dazu kostet diese Fahrt jetzt weniger. Die Preisgestaltung erreicht im Tarifwirrwarr noch nicht ganz die Gepflogenheiten der Deutschen Bahn, wogegen der Preis selbst stets unschlagbar günstig ist. Bereits am späten Vormittag sind wir in Bangkok Hua Lamphong. Die Tickets für die Weiterreise gibt es wiederum erst morgen am Reisetag. Unser Hotel haben wir strategisch gleich gegenüber gewählt, wo wir vom Aufzug praktisch direkt in ein fensterloses Zimmer stolpern, das aber immerhin ein Bad und gründliche Sauberkeit vorweisen kann. Noch ein Grund der Standortwahl ist die Nähe zum chinesischen Viertel, welches wir zunächst am Rand durchstreifen, bevor wir uns ins Marktgeschehen stürzen. Zunehmend wird es enger und lauter und zahlreiche Mopeds quetschen sich durch die ohnehin mit Menschen vollgestopften Gassen. Bald haben wir von dem Chaos genug und weil sich der Hunger meldet, halten wir Ausschau nach etwas Essbarem. Trotz des großen Angebotes erscheint uns nichts appetitlich genug und die verlangten Touristenpreise tun ihr übriges. Schließlich werden wir in Form zweier Thunfischspieße fündig und finden sogar ein kleines schmutziges Plätzchen an einem Laden, der zu unserem Glück auch Bier verkauft. Wir vervollständigen die Mahlzeit mit einer Portion Reis auf dem Rückweg und verbringen die Stunden vor dem baldigen Schlafengehen mangels Balkon oder gar Fenster draußen vor dem Hotel.
Dienstag, 20.12.2022
Wir sind rechtzeitig am Bahnhof, erwerben unsere Tickets nach Aranyaprathet und sichern uns im noch leeren Zug einen Fensterplatz. Auf die Minute genau setzt sich der Zug, der sich mittlerweile gut gefüllt hat, in Bewegung. Wir sitzen trotz dritter Klasse bequem und schauen der Landschaft beim Vorbeiziehen zu. Reisfelder wechseln mit Plantagen, hin und wieder sehen wir einige Wasserbüffel und Reiher, die in den letzten gefluteten Feldern nach Nahrung suchen. Nach gut fünf Stunden sind wir am Grenzübergang nach Kambodscha, erhalten für 33 US Dollar unsere laut Aushang 30 US Dollar kostenden Visa und stehen alsbald brav in einer Schlange am Einreiseschalter. Die drei Dollar betrachten wir großzügig als Bearbeitungsgebühr und freuen uns, die Füße auf kambodschanischen Boden zu setzen. Die typisch aufdringlichen Busschlepper können wir geschickt abschütteln und finden auch schnell einen Geldautomaten, der uns vorübergehend zu Millionären macht. Soweit gewappnet, suchen wir nun den entsprechend einem Tipp aus dem Internet nicht weit gelegenen Busbahnhof. Tatsächlich sind auch zwei Kilometer mit Gepäck in der Mittagssonne schwer zu ertragen, noch dazu, wenn diese völlig umsonst zurückgelegt wurden, da der Busbahnhof nicht mehr existent ist. Auf dem halben Rückweg zur grenznahen Transportmafia finden wir doch noch eine Agentur und können für 70.000 Riel (etwa 15 Euro) direkt mit einem Taxi in Richtung Battambang starten. Am Nachmittag sind wir am Ziel, dem Ganesha Guesthouse, wo man sich noch an Uwe erinnert. Wir beziehen ein Zimmer in der oberen Etage und freuen uns über ein frisch gezapftes kühles Bier, bevor wir noch einen Abendspaziergang durch das Viertel absolvieren.
Mittwoch, 21.12.2022
Da wir noch einmal später hierher zurückkehren wollen, kümmern wir uns gleich um unsere Weiterreise in die Hauptstadt und fragen an der Busstation nach den Preisen. Man scheint hier wirklich den gemeinen Touristen als ein hilfloses, alles akzeptierendes Wesen zu betrachten, denn wir werden mit Mondpreisen von 70 bis 80 US Dollar konfrontiert in der Annahme, die Blödies werden das schon zahlen. Vielleicht hat diese Masche ja auch schon des öfteren funktioniert. Bei uns beißen sie mit solchen Angeboten jedoch auf Granit. Später buchen wir unseren Bus nach Phnom Penh im Hostel für 24 US Dollar. Für einen Spaziergang ist die gerade noch in Erweiterung befindliche Uferpromenade eine kleine Oase. Am Fluss findet man schattige Bäume, Spiel- und Sportgeräte oder auch das durch ein beeindruckendes Tor zu betretende Vat Sangke, aus dem sich allmorgendlich die Mönche in die Stadtviertel aufmachen, um Essen und Geld zu erbetteln.
Donnerstag, 22.12.2022
Am Morgen starten wir unsere Bustour nach Phnom Penh und sind nebst einer Pause bereits am frühen Nachmittag in der Hauptstadt. Da wir nur auf der Durchreise sind, da es keine direkten Busverbindungen nach Kampot gibt, erkunden wir uns gleich im Hotel nach einer Buchungsmöglichkeit für die Weiterfahrt. Die Dame an der Rezeption empfiehlt eine Travelagentur gleich um die Ecke und voller Hoffnung steuern wir diese an. Der Laden ist eine Mischung aus Handel von allem und der Vermittlung von Fahrten, so man denn den Herrn hinterm Schreibtisch dazu bringen kann, überhaupt eine Aktivität zu zeigen. Sicher hat er unser Anliegen verstanden, denn er kritzelt zwei mögliche Uhrzeiten auf einen Zettel. Weiter passiert nichts. Einfach nichts. Auch nachdem wir eine der Zeiten passabel finden und nun nach dem Preis fragen, macht der Herr keine Anstalten mehr, uns nur eines Blickes zu würdigen. Es beschleicht uns das Gefühl, dass das Geschäft wohl nicht zustande kommen wird. Wir geben auf und suchen einen der Busbahnhöfe auf. Nicht weit entfernt werden wir tatsächlich fündig und ergattern zwei Tickets zum Preis von 45.000 KHR pro Person, was etwa dem Gegenwert von 10 Euro entspricht. Nun ist der bürokratische Teil des Tages erledigt und wir haben Zeit, noch etwas die Stadt zu erkunden. Was dem müden Spaziergänger sogleich auffällt, dass es kaum Grünanlagen gibt. Man kann auch nirgends auf einer Bank verweilen, da diese einfach nicht existiert. Wir freuen uns daher über jeden Straßenbaum oder die freundlichen Anwohner, die ein paar Blumenkübel vor ihren Häusern platziert haben. Die einzigen Grünanlagen der Stadt gehören zum Königspalast und sind selbstverständlich für den Pöbel nicht zugänglich. Schließlich finden wir am Fluss noch einen sehr belebten, aber immerhin freien Platz. Auch hier finden sich keinerlei Bänke, so dass die Menschen auf den Randsteinen sitzen. Die Rasenflächen sind selbstverständlich tabu. Wir finden noch ein kleines Plätzchen auf der Brüstung der Uferpromenade zum Tonle Sap und schauen den bunt beleuchteten Ausflugsbooten zu, bevor wir den Rückweg antreten. Die Straßen sind immer noch voller Verkehr und Lärm, so dass uns eine zwischen Kunstakademie und Palast gelegene, für den motorisierten Verkehr gesperrte Straße, wie eine Oase vorkommt.
Freitag, 23.12.2022
Auf dem großen Markt neben dem Busbahnhof versuchen wir, etwas Proviant zu beschaffen, und sind erstaunt über die üppigen Preise. Wir begnügen uns mit einigen Bananen und warten nun auf unseren Bus nach Kampot. Überraschenderweise werden wir aber in ein Tuktuk verfrachtet, in einen anderen Stadtteil kutschiert und in einen Van umgeladen. Im Allgemeinen sind die Transportunternehmen immer wieder für eine Überraschung gut. In diesem Fall soll es uns recht sein. Gegen Mittag sind wir bereits in Kampot und müssen nun in der Mittagshitze noch ein Stück laufen, bis wir im Ta Eng Guesthouse ankommen. Wir werden vom stets maskierten Besitzer freundlich empfangen und beziehen ein Zimmer auf der Galerie im ersten Stock. Am Nachmittag erkunden wir die Stadt, tauschen Geld und sind erneut Millionäre. Der Umtauschkurs von ca. 1 : 4200 macht es möglich. Die Stadt ist im Vergleich zu Phnom Penh eine echte Erholung. Der Verkehr ist viel ruhiger, man findet schöne grüne Ecken und kann abends am Fluss den Sonnenuntergang genießen. Einzig die vielen in US-Dollar ausgezeichneten Preise hinterlassen ein Gefühl der Befremdung.
Samstag, 24.12.2022
Nach einer Frühstücksnudelsuppe in einem der wenigen Straßenrestaurants, die schon am Morgen geöffnet haben, radeln wir mit ein wenig klapprigen Rädern unseres Vermieters über eine der Flussbrücken auf eine Halbinsel. Hier begegnet uns das dörfliche Leben. Entlang der staubigen Piste strecken sich die Salzfelder aus. Sehr ergiebig scheinen sie nicht zu sein, kaum, dass man über dem grün-schmutzigen Schlamm eine leichte Salzkruste erkennen kann. Am Ende der Insel beginnen die Mangrovensümpfe. Mitten auf dem Weg liegen zwei Pfeilschwanzkrebse auf dem Rücken. Beim Antippen schnellt auf einmal der spitze Schwanz in die Höhe. Für die Selbsthilfe, um sich aus seiner misslichen Lage zu befreien, hat es offensichtlich aber nicht mehr gereicht. Angeblich nutzen die Krebse ihren Schwanz, um sich wieder umzudrehen, falls sie auf dem Rücken liegen. Wir helfen nach, auch wenn uns die Tierchen unsere Rettung mit drohenden Gebärden danken. Wir fahren weiter und erreichen unser Ziel in Form eines kleinen Strandes in der Hoffnung auf ein erfrischendes Bad. Angesichts des allgegenwärtigen Mülls sind wir ein wenig enttäuscht. Das Wasser ist absolut flach und der Boden schlammig. Einige Leute kommen trotzdem gern hierher um Picknick zu machen. Weiter draußen stehen ein paar Jungs im Wasser und fischen mit Netzen mehr oder weniger erfolglos. Auf dem Rückweg kehren wir an einem der kleinen Verkaufsstände ein und gewinnen wieder mal ein halbes Bier extra. Die Brauereien haben ein lukratives Gewinnspiel etabliert, dem sich keiner entziehen mag. Auf der Lasche der Büchsen findet man häufig den Gewinn über ein halbes oder auch ein ganzes Bier. Wenn wir sie nicht selbst einlösen, geben wir sie auch gern den Dosensammlern, die sich sehr darüber freuen. Es soll sogar höhere Gewinne, wie einen Roller oder gar ein Auto geben, die leider an uns vorbeigehen. Am Abend schauen wir zum Nachtmarkt. Die Stände stehen unmittelbar an der Straßenkante und man muss aufpassen, beim Schlendern nicht von einem der zahlreichen Autos oder Mopeds umgefahren zu werden. Das finden wir ziemlich anstrengend und suchen uns anderweitig einen Imbiss. Ein wenig abseits finden wir aber noch einen Anbieter einer delikaten Nudelsuppe für schlaffe 6000 Riel.
Sonntag, 25.12.2022
Mit unseren wenig ergonomischen Fahrrädern wagen wir uns erneut auf die Straße und radeln durch die Dörfer westlich der Stadt. Zwischen Feldern, Mangrovensümpfen und Fischteichen fahren wir auf staubigen Pisten durch viele Ortschaften, deren Bewohner, insbesondere die Kinder meist freundlich grüßen und winken. Einiger der Dörfer sind muslimisch und beherbergen meist auch eine Moschee, in einem anderen Dorf stehen wir unerwartet vor einem alten Vat, das mit Spenden saniert wurde. Viele der Spender haben Figuren und andere Accessoires beigetragen, was jeweils mit einer kleinen Tafel gewürdigt wird. Am Ufer des Green River machen wir Rast, bevor wir teils auf breiten Wegen, teils auf schmalen Pfaden zwischen den Feldern wieder zur Stadt zurückkehren. Die letzten Kilometer müssen wir auf einer vielbefahrenen Straße zurücklegen – ein starker Kontrast zu den weitaus ruhigeren und angenehmen Dorfpisten. Am Abend essen wir in einem indischen Restaurant, checken noch einen Fahrradverleih mit ordentlichen Mountainbikes für unsere morgige Tour und ziehen uns vom Trubel in der Stadt zurück.
Montag, 26.12.2022
Mit gut ausgestatteten Rädern werden die Straßen zwar nicht besser, aber wir kommen schneller und leichter voran. Wir sind auf dem Weg zu einer Pfefferplantage, die etwa 20 Kilometer außerhalb liegt. Da wir einen Fluss überqueren müssen und die Brücken darüber rar sind, müssen wir zunächst auf einer vielbefahrenen Ausfallstraße den Verkehr über uns ergehen lassen, bevor wir auf einer staubigen Piste die letzten 15 Kilometer bis zur Bo Tree Farm zurücklegen. Viel jüngere Touristen sind da bequemer und überholen uns mit Tuktuks oder Autos. Dafür werden wir voller Respekt und sehr herzlich empfangen und denken, dass wir uns das eiskalte Bier, welches nach dem langen Ritt auf der heißen, staubigen Piste fast noch in der Kehle verdampft, sehr wohl verdient haben. Vor der Führung über die Farm nehmen wir an einer Pfefferverkostung teil, probieren milde und immer schärfere Sorten, bis der Mund so brennt, dass die Geschmacksnerven aufgeben. Nun werden wir zu den Plantagen geführt. Jeweils zwei bis fünf Pflanzen wachsen rings um einen Pfahl oder an zu Säulen gestapelten Lochziegeln empor. So kann mit weniger Wasser gewirtschaftet werden. Neben klassischem Pfeffer, der erst nach drei Jahren Früchte trägt, gibt es auch noch den sehr aromatischen, aber auch sehr scharfen Long Pepper, der während des ganzen Jahres geerntet werden kann. Zwischen den Pfefferpflanzen wächst hier auch Kurkuma, das ebenfalls vermarktet wird. Der Pfeffer wird nach der Ernte aufwändig handverlesen und kann natürlich auch gleich käuflich zu gepfefferten Preisen erworben werden. Im farmeigenen Laden in der Stadt wird sogar noch ein Zuschlag genommen, so dass wir uns damit trösten, einerseits guten Kampot-Pfeffer mit nach Hause zu nehmen und nebenbei noch eine kostenlose Führung bekamen. Auf dem Rückweg lässt sich Uwe spontan auf einen Friseurbesuch ein und hat nach wenigen Minuten einen einheimischen Haarschnitt nebst gestutztem Bart. Verstaubt und müde kommen wir in Kampot an, bringen später die Räder zurück, essen indische Cheese Naan und fallen beizeiten in die Betten.
Dienstag, 27.12.2022
Am Morgen werden wir von lauter Musik und Lautsprecheransagen geweckt. Nebenan findet eine Hochzeit statt und dies muss natürlich die gesamte Nachbarschaft wissen. Also stellt man die Boxen auf die Straße und dreht sie voll auf. Die am Vorabend angereiste Verwandtschaft sitzt auf extra angelieferten mit Tüchern verzierten Stühlen, irgendein Familienoberhaupt hält ständig Reden, es wird gegessen und getrunken und am Nachmittag ist alles vorbei. Wir sind ein wenig ausflugsmüde und ziehen es daher vor, heute die Stadt zu Fuß weiter zu erkunden. Auf der anderen Seite des Flusses finden wir ein Straßenrestaurant, das frischen Fisch anbietet und am Abend können wir gleich in der Nähe unserer Unterkunft am Straßenrand aus mehreren Töpfen wählen.
Mittwoch, 28.12.2022
Ein lästiger Schnupfen hat uns erwischt und lähmt unsere Lust auf Aktivitäten. Also ruhen wir nach dem Frühstück erst einmal, rappeln uns später dennoch zu einem Spaziergang auf und erkunden das Flussufer stromabwärts. Wir finden hinter einem leider noch geschlossenen Restaurant einen Schattenplatz am Wasser, lassen die Füße baumeln und den Blick auf die gegenüberliegenden Stelzenhäuser und davor liegenden Boote schweifen. Trotz mehrheitlich buddhistischer Bevölkerung hört man auch hier die Rufe der Muezzine, die zeitgleich aus mehreren Lautsprechern alle an ihren Gebeten teilhaben lassen, ob diese wollen oder nicht. Überall in der Stadt hört man auch lautstarkes Vogelgezwitscher. Allerdings geht dieses nicht etwa von unseren gefiederten Freunden aus, sondern wird ebenfalls über Lautsprecher verbreitet. Diese befinden sich an hohen Gebäuden, welche an Speicher erinnern, die sie sicherlich auch einmal waren. Nun werden hier Vögel angelockt, damit sie ihre Nester dort bauen, wo der geschäftstüchtige Händler sie nur noch einsammeln und verkaufen kann. Insbesondere Chinesen lieben diese auf ihrem Speiseplan als Delikatesse. Wir können nur hoffen, dass die Vögel irgendwann dahinterkommen, bevor der letzte von ihnen ausgestorben ist.
Donnerstag, 29.12.2022
Am späten Vormittag gesellt sich unser Freund Heiko zu uns, und wir verbringen den Tag in der Stadt, am Flussufer und später bei einem deutschen Aussteiger, der der Liebe wegen hier hängengeblieben ist, und nun mit seiner Freundin einen kleinen Laden betreibt. Wir sitzen noch ziemlich lange beisammen, wider jeder Vernunft denn morgen müssen wir zeitig aufstehen.
Freitag, 30.12.2023
Am Morgen weckt ein Militärhubschrauber die ganze Stadt. Ein Minister besucht Kampot und kurz darauf ist auch die Hauptstraße, die Heikos Hotel von unserer Straße trennt, gesperrt, damit die Durchfahrt der erlauchten Delegation nebst Polizeibegleitung nicht durchs gemeine Volk behindert wird. Unsere Termine zählen da natürlich nicht. Wir schaffen es geradeso, uns noch ein paar Baguettes zu besorgen, die wir mittels der allseits beliebten Schmelzkäsescheiben in Reiseproviant verwandeln, und sitzen bald im Bus nach Phnom Penh. Obwohl wir nach Siem Reap durchgebucht haben, ist der nötige Transfer innerhalb der Hauptstadt offenbar nicht im Preis enthalten. Der Tuk-Tuk-Fahrer sieht seine Chance und verlangt stolze 10 US-Dollar für die kurze Fahrt. Nur dumm für ihn, dass wir uns vorab bei der Busgesellschaft nach dem Preis erkundigt haben, der weniger als ein Drittel beträgt, vermutlich sogar mit Touristenaufschlag. 4,5 Stunden später sind wir gegen Abend in Siem Reap bzw. am Stadtrand, denn die Busbahnhöfe liegen leider selten im Zentrum, wo unsere gebuchte Unterkunft auf uns wartet. Während wir im „besseren Flügel“ des Hauses unterkommen, ist das zweite Zimmer in einem desolaten Zustand und erst nach langer Diskussion teilt der Gastgeber widerwillig einen anderen Raum zu. Am Siem Reap River gibt es bereits am Silvestervorabend eine große Party. Neben den üblichen Nachtmarktständen gibt sich ein offenbar gefeierter Star im Rahmen einer Bierwerbeveranstaltung der Marke Hanuman die Ehre – laut und herzschmerzend.
Samstag, 31.12.2022
Mit Baguettebrötchen, frisch vom Bäcker, und Kaffee beginnen wir den Tag auf der Terrasse im ersten Stock, von der wir nebenbei das Morgenleben auf der Straße beschauen. Anschließend buchen wir in einer gegenüberliegenden Agentur unsere spätere Weiterfahrt per Boot und leihen uns in einem Radladen für 5 Dollar am Tag Mountainbikes für die nächsten Tage. Damit geht es gleich abseits der befestigten Straßen durch die anliegenden Dörfer und schließlich auf kleinen, immer schmaler werdenden Wegen durch den Busch. Der Versuch eines brachialen Durchbruchs durchs Dickicht bekommt Heikos Rad nicht besonders, so dass er abbricht und zum Verleih zurückfährt. Wir gießen mit einem Bier den Staub aus den Kehlen, kaufen die Tickets für die Angkor-Anlagen und freuen uns über die Spezialofferte, das 1-Tages-Ticket an zwei Tagen und das 3-Tages-Ticket an fünf Tagen nutzen zu dürfen. Am Flussufer füllen wir uns mit Nudelsuppe vom Straßenhändler ab und chillen bis zum Abend im Pool, Bett und auf der Terrasse. Mit einem Abendessen gestärkt machen wir uns auf zur Partymeile. Von der Bühne kreischt wieder das im hanuman-bier-farbenen Kostüm gekleidete Sternchen zu Lasershow und ohrenbetäubenden Technoklängen. Ringsum begehen die Einheimischen das übliche Fressfest, wobei heute der Platz restlos mit Menschen gefüllt ist. Entlang des Flusses stehen tausende abgestellte Mopeds und wir fragen uns, ob am Ende der Veranstaltung noch jeder sein eigenes wiederfindet. Mitten im Menschengewühl haben sich bettelnde Mütter mit ihren Kleinstkindern auf dem Boden niedergelassen, ein Wunder, dass die Menge immer rechtzeitig ausweichen kann, ohne auf eine Kinderhand zu treten. Wir setzen uns ans Ufer und freuen uns über die in Extase geratenden Kids angesichts eines bescheidenen Feuerwerks. Aber alle sind gut drauf, niemand pöbelt herum und kurz nach Mitternacht setzt sich die ganze Stadt zeitgleich auf die Mopeds und verursacht auf dem Nachhauseweg ein Verkehrschaos.
Sonntag, 01.01.2023
Wir beginnen das Jahr nach einem ausgiebigen Frühstück mit Sport und Kultur. Zunächst schwingen wir uns auf die Räder, fahren am Flussufer entlang, bis wir auf die sonnige, scheinbar endlose Chaussee zu den Tempelanlagen abbiegen. Wir beginnen natürlich mit der Hauptattraktion Angkor Vat. Noch weit davor müssen wir die Räder stehenlassen und zu Fuß weitergehen, während einige Autos und Mopeds durchaus den Posten passieren können. Die Anlage ist wirklich beeindruckend, und wir benötigen einige Stunden für die Besichtigung. Da Sonntag ist, ist der Tempel gut besucht und sollte man ein halbwegs menschenleeres Foto ergattern wollen, wartet man eine halbe Ewigkeit, bis eine der chinesischen Familien alle Mitglieder ihrer Sippe in mehreren Gruppierungen und nochmals so vielen Posen abgebildet hat. Zu leicht überteuerten Preisen kann man an vielen Ecken essen und trinken, und wir sind völlig überrascht, als zwei Männer unsere Rechnung übernehmen. Vermutlich zahlen die Einheimischen nicht nur keinen Eintritt, sondern auch deutlich weniger in den Restaurants. Beeindruckend ist auch der Bayon Tempel in Angkor Thom mit vielen Darstellungen von Köpfen und Gesichtern, wie auch die Terrasse des Lepra-Königs und die Elefantenterrasse. Bei Sonnenuntergang hoffen wir auf ein brillantes Foto von Angkor Vat, im roten Licht, aber einige Schleierwolken vor der Sonne vermiesen uns diese Aussicht und wir treten den Heimweg an. Neben einer kürzeren Route in die Stadt finden wir auch einen einfachen Imbiss mit leckeren belegten Baguettes und später am Abend ein Restaurant, das in der Lage ist, alle Geschmäcker zu moderaten Preisen zu befriedigen.
Montag, 02.01.2023
Zu meinem Geburtstag haben es die Jungs tatsächlich geschafft, eine Torte anfertigen zu lassen. Die grell bunten Farben lassen vermuten, dass uns ein Zuckerschock bevorsteht, aber weit gefehlt, sie ist nicht zu süß und sehr lecker. Da Uwe Angkor schon von einer früheren Reise kennt, setzt er heute im Besichtigungsmodus aus und macht seine eigene Radtour. Wir anderen beiden nehmen die angenehme westliche Route durch die Stadt und den angrenzenden Wald, am Angkor Vat vorbei, in den nördlichsten Teil der Anlage. Nachdem wir am Vortag auf die Kleiderordnung in Angkor Vat vorbereitet waren, ich aber bei 30 Grad ungern mit langen Klamotten auf einem Rad sitze und mein Rucksack bereits mit Fotoausrüstung, Wasser, Proviant und sonstigem Zeug vollgestopft und daher nicht gerade leichtgewichtig ist, habe ich heute auf zusätzliche Bekleidung verzichtet, was dazu führt, dass ich eines der Bauwerke nur von außen betrachten kann. Ein grundsätzlicher Hinweis wäre natürlich schön gewesen, zumal die Weltgemeinschaft für den Erhalt der Bauwerke aufkommt und man für das nicht gerade geringe Eintrittsgeld natürlich so viel wie möglich sehen möchte. Bei Männern nimmt man es hingegen nicht so genau, das scheinen kurze Hosen nun überhaupt kein Problem zu sein, obwohl ich so meine Zweifel habe, dass die verehrten Gottheiten am Anblick krummer Männerschenkel ihre Freude finden. Auch die Mönche laufen schulterfrei. Nun ja, da hilft aller Ärger nicht, dafür finden wir dank Navigation einen sehr einsamen Tempel, der von keinem Auto oder Tuktuk angefahren werden kann, frei zugänglich ist und wir mangels Touristen die Szenerie aus Ruinen und sich darüber ausbreitender Vegetation ganz für uns haben. Am Abend lade ich die Jungs zum Essen ein, später genieße wir den Abend auf der Terrasse und beobachten das Straßengeschehen, während sich unser Kumpel ins Nachtleben stürzt.
Dienstag, 03.01.2023
Heute erkunden wir den östlichen Teil des Angkor-Parks. Natürlich steht Ta Phom ganz oben auf unserer Liste, der berühmte, im Würgegriff der Feigenbäume stehende Tempel. Nachdem wir schon an den weniger besuchten Orten ähnliches sahen, sind wir fast ein wenig enttäuscht. Da sich nahezu jeder Tourist vor den schönsten Stellen posierend fotografieren lässt, wurden für diesen Zweck Plattformen errichtet, die nun wieder das Fotomotiv stören. Auch wurden scheinbar einige der Wurzeln entfernt, so dass es einfach nicht so aussieht wie auf den bekannten Bildern. So freuen wir uns, mit unseren Mountainbikes der Touristenschar ein wenig zu entkommen und fahren über sandige Pisten und ebensolche Waldpfade, um in die Natur abzutauchen. Eine phantastische Ergänzung des Kulturprogramms. Es ist allerdings nicht ganz leicht, den richtigen Weg zu finden, auch wenn hier und da ein Wegweiser vorhanden ist. Über eine Hängebrücke queren wir einen Fluss und sind nach 5 oder 6 Kilometern wieder auf einer der Straßen, die uns ebenfalls noch an einigen Tempelanlagen vorbeiführt. Meist findet sich an diesen eine der Raststätten, deren Standbesitzer einen bereits beim Radabstellen bedrängen. Das ist durchaus lästig, zumal die hundertprozentigen Preisaufschläge hartnäckige Konsequenz unsererseits fordert. Schon im nächsten Dorf außerhalb der Tempelanlagen findet man wieder normale Preise und sollte sich einfach den Durst bis hierhin aufheben.
Mittwoch, 04.01.2023
Auf staubiger Piste geht es heute in Richtung Osten aus der Stadt heraus zum Bakon Tempel. Da Uwes Ticket bereits abgelaufen ist, sehe ich mir die Anlage allein an. Vier chinesische Herren, die vermutlich auf Geschäftsreise sind, bitten mich, ein Foto von ihnen zu machen und gleich darauf muss ich mit aufs Bild, um ihre Ausländersammlung zu vervollständigen. Die Nutzung der für die Allgemeinheit öffentlichen asphaltierten Straße um das Gelände wird nicht zahlenden Touristen verwehrt, so dass wir wieder über kleine staubige Wege die Rückfahrt antreten. Ein wenig ärgert uns der Umgang mit Touristen schon, dass diese nicht einmal in Sichtnähe der Bauwerke kommen sollen, ohne dafür zu bezahlen. Nicht auszudenken, was es für einen Aufschrei gäbe, würden wir mit unseren Denkmälern ebenso verfahren. Ein Ärgernis ist auch der Müll, den die Menschen überall fallen lassen. Und angesichts der Tatsache, dass dies in vielen Ländern ein gewohnter Anblick ist, fragt man sich schon, wie wir zu Hause die Welt retten wollen, wenn diese einfach nicht mitmacht. Wo früher Fahrräder den Fortschritt für viele Menschen bedeutete, sind es nun die Mopeds, die nahezu für jeden Weg genutzt werden. Selbst die Kinder sind fast ausschließlich motorisiert unterwegs und die Märkte verkommen zum Drive In, wo jeder Fußgänger nur noch stört.
Donnerstag, 05.01.2023
Am frühen Morgen sammelt eine resolute Fahrerin die Touristen ein, die mit uns zusammen sich auf das Abenteuer Bootstransfer eingelassen haben. Etwas außerhalb der Stadt holpern wir über einen Damm zur Anlegestelle. Zunächst werden alle Gepäckstücke lose auf dem Dach verladen, dann steigen die Passagiere in das in die Jahre gekommene Gefährt. Ärgern wir uns anfangs noch über die Plätze in der Mitte des Bootes, sind wir bald froh, denn vorn werden die Passagiere klatschnass. Die Route schlängelt sich durch das Sumpfgebiet am Nordufer des Tonle Sap. Hier sollte man sich schon gut auskennen, um den richtigen Weg durch den breiten Schilfgürtel zu finden. Der Bootsführer hockt auf seinem Sitz erhöht hinter dem Motor, der schon auf vielfältige Weise geflickt wurde. Schaltung und Getriebe liegen reparaturfreundlich offen und auf dem Weg zur tatsächlich vorhandenen Toilette kommt man der Höllenmaschine bedenklich nahe. Viele Menschen leben hier direkt auf dem Wasser, ihre Häuser sind auf Flößen gebaut und bilden ganze Dörfer. Das Boot fungiert auch zum Posttransport. Die Leute legen während der Fahrt seitlich mit ihren Booten an und geben Briefe, Dokumente und Pakete mit. An einem schwimmenden Restaurant machen wir Pause. Einige Mitfahrer gönnen sich eine Mahlzeit, vielleicht in Unkenntnis, dass die Toilette hinter dem Haus aus einem Loch im Boden besteht, so dass man sein Geschäft direkt in den Fluss erledigt, aus dem unmittelbar daneben das Wasser zum Geschirrspülen entnommen wird. Wir sind jedenfalls froh, Brot und Käse dabei zu haben. Die Menschen sind trotz sichtbarer Armut ausgesprochen freundlich und besonders die Kinder winken und jubeln, wenn man es ihnen gleichtut. Plastikmüll wird leider immer noch im Fluss entsorgt. Während in einigen Orten bereits ein Umdenken erfolgt, türmt sich der Abfall kurz vor Battambang rechts und links am Ufer.Es ist unbegreiflich, dass die Anwohner sich offensichtlich nicht daran stören. 10 Kilometer vor der Stadt endet die Fahrt und beim Aussteigen stelle ich fest, dass mein Banknachbar seine nicht ganz geleerte Coladose so auf dem Sitz platziert hat, dass meine Hose nun ordentlich klebt. Herzlichen Dank. Kaum hat das Boot angelegt, stürzen sich an die zehn Tuk-Tuk-Fahrer auf die Reisenden. Wir werden für fünf Dollar an unseren Hotels abgesetzt, die wir in 15 Minuten Laufweite vom Stadtzentrum gebucht haben, wo wir am Abend auf dem Nachtmarkt essen. Den anschließenden Versuch, in der Altstadt irgendwo einzukehren, müssen wir aufgeben, da diese komplett im Dunkeln liegt, weil der Strom gerade ausgefallen ist.
Freitag, 06.01.2023
Am Vormittag statten wir dem Ganesha Guesthouse einen Besuch ab, um einen guten Kaffee zu trinken und unsere Weiterreise nach Bangkok zu diskutieren. Wir entscheiden uns für ein Taxi zur Grenze, um dann mit dem Zug weiterzureisen. Wir sind gespannt. Noch haben wir ein paar Tage Zeit, mieten uns gegenüber Mountainbikes für drei Tage und starten gleich am Fluss entlang und durch die wunderschön grünen Vororte zum Bamboo Train, früher ein gängiges Transportmittel, heute eine Touristenattraktion. Auf in Zickzacklinie verlaufendem Gleis werden zwei Achsen gesetzt, darauf eine Plattform und schließlich der Motor, der eine Achse direkt mittels Riemen antreibt. Der Motor wird so in Position gebracht, dass sich der Riemen strafft und dabei von Hand gehalten. Beim Bremsen wird ein wenig lockergelassen und leicht mit einer Querstange gegen die Räder gedrückt. Kaum ist das Gefährt zusammengesetzt, müssen wir vom Gleis, da ein Personenzug naht. Tatsächlich fahren auf der eingleisigen Strecke nebenbei auch echte Züge. Man warnt sich per Telefon, wenn gerade ein Zug durchfährt. Nachdem er auf dem mehrfach verworfenen Gleisen vorbeigeschwankt ist, wird unsere abenteuerliche Draisine wieder zusammengebaut und los geht es. Leider wird es dieses Vergnügen wohl nicht mehr lange geben, da die Bahnstrecke zwischen Phnom Penh und Battambang ausgebaut werden soll. Wir hatten jedenfalls viel Spaß auf der zwar kurzen, dafür aber mit 5 USD nicht teuren Vergnügungstour. Mit einem kleinen Umweg fahren wir zurück und duschen erst einmal den Staub ab, bevor wir am Abend wieder in die Altstadt aufbrechen.
Samstag, 07.01.2023
Da wir fast am Stadtrand residieren, ist der Weg aus Battambang hinaus nicht weit, und wir finden uns bald zwischen Reisfeldern wieder. Mal sind es breite Schotterwege, mal die schmalen Pfade zwischen den Feldern, auf die wir die Räder lenken. Mit einem kleinen Umweg erreichen wir nach 17 Kilometern Phnom Sampov, wo wir im Dorf erst einmal eine Pause einlegen. Da wir mittlerweile die Preisbildung an touristischen Orten kennen, haben wir uns im Ort davor mit Getränken versorgt, verpackt vom Verkäufer in einem Eisbeutel. Nun entschließen wir uns zum Aufstieg auf den 762 Meter hohen heiligen Felsen. Immerhin befinden wir uns bereits auf über 600 Metern über dem Meeresspiegel. Das Ticket kostet 1 USD und wird an der Zufahrtsstraße noch einmal von einem für Touristen abgestellten Polizisten kontrolliert, bei dem wir auch gleich unsere Räder abstellen – sicher ist sicher. Der Weg führt steil hinauf. Oben hat man in alle Richtungen einen sehr schönen Blick über die Gegend und natürlich die Gegenwart verschiedener Tempel, Schreine und jeder Menge Figuren. Eine Schar Makaken freut sich über allerlei Früchte nebst weniger gesunden Leckereien und erträgt geduldig die Fotografen. So wie auch wir, denn wie unsere felligen Verwandten müssen wir für diverse Fotoshootings herhalten. Auf dem Rückweg werden wir von einigen feiernden Freunden im Abituralter auf ein Bier eingeladen. Die sonstige Verpflegung besteht aus einem Tier am Spieß, dessen Herkunft wir nicht so recht erkennen können. Während ich mich als Nichtfleischesser von einer Kostprobe distanzieren kann, greift Uwe schließlich zu und weiß noch immer nicht, was er da zu sich nimmt. Für eine Weile kann ich die These, dass es sich um einen Hund handelt aufrechterhalten, bis wir später in der Stadt, nicht minder traurig, beim Fleischer liegende Schweine mit hundeähnlichen spitzen Schwänzen sehen. Als Wiedergutmachung essen wir am Abend in einem vegetarischen Restaurant.
Sonntag, 08.01.2023
Den letzten Tag in Kambodscha nutzen wir noch einmal zum Radfahren. Zuerst am Sangker River, dann an einem Nebenarm entlang, fahren wir zum Denkmal für die Opfer der Roten Khmer. Allein hier in der Nähe von Battambang hat man über 10.000 Tote gefunden. Die Menschen wurden aus der Stadt getrieben. Wer sich weigerte, wurde erschossen. Die Stadtmenschen sollten zu Bauern werden und besonders Brillenträger wurden von den Roten Khmer als Intellektuelle verachtet. Sie mussten sich neue Hütten auf dem Land bauen und täglich unter Aufsicht auf den Feldern schuften, stets in Angst vor furchtbaren und willkürlichen Bestrafungen. Kinder wurden von ihren Eltern getrennt und man mag sich gar nicht vorstellen, wie sich das anfühlt, während wir zu gleicher Zeit unsere Kindheit und Jugend genießen konnten. Wir fahren noch ein Stück weiter stadtauswärts, bevor wir den Rückweg antreten. Trotz Navigation gelingt es uns, einmal falsch abzubiegen und nachdem wir schon kurz vor der Stadt waren, fahren wir im Kreis und befinden uns wieder in doppelter Entfernung. Dabei sind wir verabredet und müssen auch noch pünktlich die Räder zurückbringen. Also treten wir ordentlich in die Pedalen und finden endlich auch den richtigen Weg zur Stadt. Bevor die Geschäfte schließen, decken wir uns noch mit Proviant und Apothekenware ein. Besonders Mückenschutz für das noch bevorstehende Buschabenteuer ist wichtig. Anschließen lassen wir uns ein gutes Essen und ein paar Biere schmecken und haben noch immer Geld übrig, da uns ein netter Ladenbesitzer das Bier schenkt.
Montag, 09.01.2023
Für 45 USD lassen wir uns per Taxi nach Poipet zur Grenze fahren. Dort sehen wir nun das ganze schreckliche Ausmaß des Großbrandes im grenznahen Casino kurz vor dem Jahreswechsel. Auslöser soll wohl die Überlastung der elektrischen Anlage aufgrund der überbordenden Festbeleuchtung gewesen sein. Erst vor kurzem sind wir noch an dem intakten Gebäude vorbeigelaufen, nun ist der gesamte Bereich gesperrt. Der Grenzübergang ist jedoch offen, die Ausreise schnell erledigt, nur die Einreise nach Thailand dauert. Wir haben ausreichend Zeit eingeplant, wie immer bei bevorstehenden Grenzübertritten. Am Bahnhof können wir beim freundlichen Bahnhofsvorsteher unsere Rucksäcke ins Büro stellen, finden einen Verkaufsstand mit hervorragendem handgepressten Kaffee und sitzen bald im Zug nach Bangkok für schmale 49 Baht. Das sind nicht einmal 1,50 Euro für mehr als 200 Kilometer. Am Abend kommen wir nach fast 6 Stunden Zugfahrt an und müssen nun noch zum gebuchten Quartier. Die U-Bahn bringt uns nur ein kleines Stück näher, für den Rest der Strecke brauchen wir ein Taxi, das mit Hilfe einiger Passanten auch bald organisiert ist. Da es sich um ein gasbetriebenes Fahrzeug handelt, gibt es dank des Gastanks keinen Platz für Gepäck im Kofferraum. Also arrangieren wir uns mit den Rucksäcken auf dem Schoß und sind immerhin schneller als zu Fuß vor Ort. Der Vermieter ist nicht auffindbar, wie auch das Mietobjekt selbst nicht. Schnell bildet sich eine Traube hilfsbereiter Menschen um uns. Sie diskutieren und telefonieren, bis wir endlich den Vermieter am Ohr haben. Nach langer Diskussion erscheint er wütend auf einem Moped mit der Erklärung, dass das Appartement nicht zur Verfügung steht. Mittlerweile ist es schon spät am Abend und wir sind natürlich von der Idee, die Nacht auf der Straße zu verbringen, schwer begeistert. Im Umkreis gibt es nur überteuerte Zimmer. Schließlich steigen wir erneut in ein Taxi, denn in letzter Minute haben wir an der Touristenmeile noch Zimmer im Hostel ergattert, und können noch gerade so einchecken, bevor das Personal Feierabend macht.
Dienstag, 10.01.2023
Nach der Tortour am Abend starten wir erst nach langem Ausschlafen gegen Mittag zu einem Spaziergang am Kanalufer, finden einen phantastischen Essensstand und lassen uns einfach treiben. Da unser nächstes Ziel ein eher muslimisch geprägtes Land ist, ist nun Shopping angesagt. Etwas luftiges und dabei alle „Reize“ einer über 50-jährigen verdeckendes Kleidungsstück muss her. In einem Tuchladen werde ich schließlich fündig. Hier gibt es für je 100 Baht leichte gewebte Tücher in allen erdenklichen Farben und Mustern. So steht dem sittlichen Auftritt nichts mehr im Wege.
Mittwoch, 11.01.2023
Wir spazieren durch die quirligen Straßen von Bangkok und statten dem Golden Mount einen Besuch ab. Hier zeigen sich sogleich die Vorzüge großer Tücher. Eins zum Rock gebunden, eins über die Schulter geworfen und schon ist der Zugang zum Tempelberg offen. Wir steigen die flachen Stufen hinauf, vorbei an in künstlichen Felsen angelegten Wassergärten, allerlei Glücksritualen, die man gegen Geld vollziehen kann, zahlreichen Glocken und Gongs. Wir wollen natürlich auch ein Stück vom Glückskuchen und erwerben eines der goldenen Blätter, auf die man seine Wünsche oder Danksagungen schreibt, um sie dann zu den vielen anderen am Zaun und an einem Baum hängenden dazuzufügen. Auf dem Gipfel können wir nicht nur die Rundumaussicht genießen, sondern auch gleich einem buddhistischen Ritual beiwohnen, wobei ein langes Tuch um den goldenen Chedi in der Mitte getragen wird. Leute reihen sich nach und nach ein und folgen dem voranschreitenden Mönch, wie bei einer Polonaise, nur ernst. Schließlich wird das Tuch am Chedi angeheftet und die Zeremonie mit Gebeten fortgesetzt. Die sich dem Ritual angeschlossenen Touristen haben nun ihre Not, sich dem Geschehen wieder zu entziehen, da der Mönch alle im Blick hat und dies sicher als ungebührend betrachten könnte. Wir sind da fein raus, denn als Beobachter können wir uns leicht wieder zurückziehen, den Berg hinabsteigen und nun durch die Handwerksgassen im Viertel wandeln. Es ist sehr interessant, in die Werkstätten der Tischler, Automechaniker und anderer Handwerker zu schauen, und so ein Stück Alltagskultur zu erleben. Bald sind wir am Rande von China Town. Da wir das Viertel bereits kennen und die Erfahrung von Enge, Schmutz und allgegenwärtigen Mopedfahrern, die partout überall durch müssen, nicht unbedingt wiederholen mögen, kehren wir um und versuchen, die großen Straßen zu meiden, da man in den kleinen Nebengassen oftmals viel mehr einer Stadt zu Gesicht bekommt. Am Ufer der Kanäle beobachten wir viele Bindenwarane, die den Fischreichtum wohl zu schätzen wissen. Zahlreiche Welse tummeln sich in dem Gewässer. Wir sehen auch Reste der Plattformen, auf denen über den Kanälen vor gar nicht langer Zeit noch Hütten standen. Nun legt man die Kanäle frei und legt angrenzend Promenaden an, da ist kein Platz mehr für den ärmsten Teil der Bevölkerung.
Donnerstag, 12.01.2023
Ein wenig Recherche lohnt sich, insbesondere, wenn man zum Flughafen will und kein teures Taxi in Anspruch nehmen möchte. Die Buslinie A4 fährt gar nicht weit vom Hostel, kostet 50 Baht und man ist in 45 Minuten am Flughafen Don Mueang. Da noch Zeit bis zum Abflug ist, und wir den versteckten Ausgang zur Straße noch in Erinnerung haben, nutzen wir die Gelegenheit, um noch an den Straßenküchen nach Essbarem zu schauen. Der Lärm zwischen Straßen, Bahnlinie und Hochbrücke hier draußen ist fast unerträglich, und man mag sich gar nicht vorstellen, hier tagtäglich zu arbeiten. Unser Flug hat reichlich zwei Stunden Verspätung. In Medan, der größten Stadt Sumatras, angekommen, werden zuerst die Impfpässe auf Covid-Impfungen geprüft. Für das Visum berappen wir im Schnelldurchgang 35 Dollar, und auch die Passkontrolle ist schnell erledigt. Im Zuge der Digitalisierung wollte Sumatra natürlich auch ganz vorn mitarbeiten, so dass die Zollerklärung am Computer ausgefüllt wird. Natürlich nicht vom Beamten, sondern vom Gast. Mitunter hat man auf Flugreisen international den Eindruck, Ältere Menschen sollen lieber zu Hause bleiben oder vor jeder Reise einen Auffrischungskurs für Onlinebuchungen auf dem Mobiltelefon und die Benutzung von Flughafen-Check-In- und sonstigen Computern bis hin zur eigenen Abfertigung absolvieren. Wir nehmen uns da nicht aus, selbst wenn man beruflich und privat eigentlich täglich mit diverser Technik umgeht. Nach erfolgreicher Bewältigung der Zollerklärung scannt man noch einen QR-Code, in unserem Fall fotografieren wir ihn einfach ab. Dieser wird wiederum von einem echten Beamten eingelesen, bevor auch das Handgepäck noch einmal durchleuchtet wird. Nun kommt die nächste Hürde, denn wir brauchen Bargeld. Nicht jeder Automat funktioniert, aber nach einigen Versuchen sind wir Millionäre, allerdings nur in Rupien. Um in die Stadt zu kommen, kaufen wir uns Bustickets, erfahren aber kurz darauf, dass wir noch eine Stunde warten müssten. Dabei geht die Sonne bereits unter und wir haben noch 20 Kilometer bis zum Hotel zu fahren. Also geben wir die Tickets zurück, nehmen ein Taxi für ein Fünftel einer Million und sind immerhin noch am gleichen Tag am Hotel. Wir bekommen ein düsteres, muffig riechendes Zimmer, das bei der Buchung noch ganz anders aussah, haben aber für heute genug, um noch Diskussionen mit dem Personal anzufangen und hoffen, dass die vor der Tür promenierenden Ratten und Kakerlaken nicht den Weg in unser Schlafgemach finden. Das erste Restaurant, das wir auf unserer hungrigen Suche finden, hat ausschließlich Durian im Angebot. Der saure Geruch der stinkenden Früchte hängt präsent in der Luft und schreckt uns eher ab, im Gegensatz zur einheimischen Bevölkerung, denn der Laden ist gerammelt voll. Wir finden ein chinesisches Restaurant mit dem Namen „Hot Pot“ und bestellen die Spezialität des Hauses: eine riesige Suppenschüssel über einer Gasflamme, worin man Nudeln und sonstige bestellte Zutaten selbst gart. Daneben kann man sich aus einem großen Angebot aus Saucen und Gewürzen bedienen. Gern wären wir noch geblieben, aber der Laden schließt bald, und die Kellner beginnen bereits mit dem Aufräumen. Zum Trost dürfen wir uns beim Verlassen noch ein Eis aus der Kühltruhe mitnehmen.
Freitag, 13.01.2023
Medan ist nicht unbedingt die Stadt für einen längeren Aufenthalt. Uns zieht es weiter ins Landesinnere in der Hoffnung auf eine Begegnung mit unseren felligen Verwandten. Der bestellte Fahrer erscheint bereits eine Stunde früher als verabredet und muss nun warten, da unser Freund ohne eine indonesische SIM-Karte seinen Urlaub nur halb so toll findet. Was in anderen Ländern außerhalb Deutschlands normalerweise recht einfach zu managen ist, wird hier zur Herausforderung, denn man muss zuvor sein Telefongerät anmelden. Im Telefonladen könnte man zwar eine SIM-Karte erwerben, nützt aber ohne offizielle Anmeldung gar nichts. Eine Möglichkeit wäre auf dem Flughafen gewesen, aber ob und wo dies möglich gewesen wäre, hätte wahrscheinlich mindestens zwei Recherchestunden gedauert, wobei die Registrierung noch nicht eingerechnet wäre. Uwe und ich sind ohnehin auch mit einer gelegentlichen WLAN-Verbindung zufrieden, die es fast in jeder Unterkunft oder auch in Restaurants gibt. Dank der Hilfsbereitschaft einer jungen Mopedfahrerin – der Mann hat einfach Glück – ist das Telefonproblem samt Hin- und Rückfahrt ins Stadtzentrum noch am Vormittag gelöst und wir können unsere Fahrt nach Bukit Lawang starten. Nach etwa drei Stunden Fahrtzeit sind wir am Ziel, beziehen die obere Etage eines kleinen Hauses mit Terrasse und erfreuen uns an der Aussicht über die Dächer hinunter zum Fluss und die grünen Hügel rings um den Ort. Der Fluss wird von mehreren Hängebrücken überspannt, die die Uferseiten miteinander verbinden. Im Wasser wird rege gebadet, selbstverständlich in voller Montur. Unsere Gastgeber im Idas Guesthouse sind wie auch ihre Angestellten sehr freundlich und wir fühlen uns gut aufgehoben. Selbst kaltes Bier fehlt nicht im Angebot und man kann mit Blick auf den Fluss im zugehörigen Restaurant essen.
Samstag, 14.01.2023
Heute ruhen wir noch etwas. Wir gönnen uns ein Frühstück im Restaurant und ordern Kaffee, Saft, Pancakes, Omelette und Avocado. Das Essen ist frisch und lecker, nur der fast durchsichtige Orangensaft und ein Tomatensaft mit dem Geschmack einer gewässerten Melone erfüllen nicht gerade unsere Erwartungen. Erfrischend sind sie aber trotzdem. Während sich unser Freund ein Fahrrad ordert, gehen wir zu Fuß durch das Dorf, über eine der Brücken, folgen den Pfaden durch kleine Palmenplantagen und Lodges, um wiederum über eine Hängebrücke zu unserem Ufer zu gelangen. Die Brücke ist mit Blechen belegt, nur etwa 80 Zentimeter breit ohne nennenswertes Geländer und schwingt schon beim Laufen beachtlich, was die Mopedfahrer jedoch nicht davon abhält, auch schwer beladen mit Beifahrer darüberzubrettern. Es ist jedenfalls spannend, dem Treiben eine Weile zuzusehen, auch wenn zum Glück niemand ins Wasser fällt. Unterwegs zum Markt trinken wir Eiskaffee und werden auf dem Rückweg noch einmal vom Besitzer des Cafés angehalten, da er uns versehentlich einen 50.000-Rupien-Schein mit einem Umrechnungswert von etwa 3 Euro zuviel abgenommen hat. Für soviel Ehrlichkeit genehmigen wir uns gleich noch zwei Kaffee und sind am Nachmittag zurück im Quartier, um noch ein wenig Kraft und Ruhe zu sammeln für die nächsten fünf Tage, die sicher sehr anstrengend werden.
Sonntag, 15.01.2023
Heute beginnt unser kleines Dschungelabenteuer. Mehrere Gruppen sind mit ihren Guides unterwegs und anfangs begegnen wir ihnen immer wieder. Einige sind ziemlich lautstark und vertreiben dabei natürlich die Tiere, die wir gerne sehen würden. Wir sind zu dritt mit zwei Guides unterwegs, wobei im Camp noch unser persönlicher Koch stets auf uns wartet. Nachdem wir den Trubel hinter uns lassen, erblicken wir Weißhandgibbons, Makaken und Thomas.... Monkeys in den Bäumen. Im Gebüsch versteckt sich ein Pfau, den wir sonst nur aus heimischen Parkanlagen kennen. Eine Schildkröte ist mitten auf dem Weg im Schlamm eingegraben und wird von unserem Guide gerettet, denn fast wären wir sonst auf das arme Tier getreten. Eine weitere treffen wir oben auf dem Berg. Sie ist ganz gierig auf ein Stück Banane, das auf dem Boden liegt. Tatsächlich schafft sie es noch, eine ganze Frucht, die wir ihr hinhalten, zu verputzen, wobei sie ihr Maul ordentlich aufreißt. Nach einem steilen rutschigen Abstieg erreichen wir das Camp und haben das Glück, eine Orang Utan Mutter mit ihrem etwa dreijährigen Jungen zu sehen. Die Dame hat allerdings kriminelle Absichten, denn während sie sich Stück für Stück dem Camp nähert, späht sie bereits aus, was es zu stehlen gibt. Offenbar weiß sie genau, wo die leckeren Sachen aufbewahrt werden und schlägt blitzartig zu, zerstört den aus Ästen gebauten Schrank und greift sich drei Packungen Kekse und eine Tüte Tomaten. Während Koch und Guides vergeblich versuchen, sie in die Flucht zu schlagen. Die Hiebe mit dem Reisigbesen nimmt sie unbekümmert in Kauf und klettert seelenruhig auf den nebenstehenden Baum, um mit ihrem Kind die Beute zu vernaschen. Mittels einiger weiterer geopferter Früchte lässt sie sich schließlich doch noch von der Küche weglocken und unter händischen Wasserspritzen über den Bach jagen, ein Umstand, den sie scheinbar überhaupt nicht mag. Nun kann der Koch endlich loslegen und wir bekommen am Abend ein wunderbares Essen serviert.
Montag, 16.01.2023
Zwei Makaken beobachten uns beim Frühstück und stibitzen ein fertiges Rührei aus der Küche. Wir werden trotzdem satt und starten unsere Tour zunächst am Fluss entlang, dann steil den Berg hinauf.Bald sehen wir wieder ein Orang Utan Weibchen, das sich nähert, um uns ein Stück zu verfolgen, da sich bekanntlich in Rucksäcken immer etwas Essbares findet. Wir ziehen weiter, und sie gibt bald auf. Außerhalb ihrer Spürweite pausieren wir bei einer ansehnlichen Obstplatte. Es ist erstaunlich, was die beiden Guides so aus ihren Rucksäcken zaubern. Melonen, Mandarinen, Bananen und Passionsfrüchte, immer schön aufgeschnitten und dekorativ auf großen Blättern serviert. Noch vor der Mittagspause treffen wir auf eine andere Touristengruppe und auf eine neugierige Orang Utan Dame. Eine weitere baut sich oben im Baum mit geschickten Handgriffen ein Nest und beobachtet von dort aus die Eindringlinge. Im Hintergrund wartet in den Wipfeln ein Orang Utan Mann, der es wohl auf die Mädels abgesehen hat und nur darauf wartet, dass das Touristenvolk verschwindet. Ein kleines Thomas.... Äffchen ist Zaungast der Szenerie. Wir wollen nicht länger stören, steigen weiter steil bergauf, bergab und noch einmal steil auf den nächsten Hügel. Bald hören wir wieder den Fluss rauschen und kommen nach einem schlammig-steilen Abstieg mit einem kurzen Regenschauer im nächsten Camp an. Ein Bad im Fluss lässt die Strapazen schnell vergessen. Es gibt Kaffee und der Koch ist bereits am Werkeln, um uns am Abend wieder zu verwöhnen.
Dienstag, 17.01.2023
Während wir noch unsere Sachen zusammenpacken, läuft der Koch bereits mit Sack und Pack los. Wir fragen uns, wie das logistisch funktioniert, ist er doch immer weit vor uns im nächsten Camp. Später erfahren wir, dass er sogar Nachschub im Dorf holt und auf kurzen Wegen am Fluss entlang zurückkommt. Wir dagegen steigen abermals einen steilen Pfad hinauf und begegnen wieder zwei Orang Utans, die wir gestern schon sahen. Diesmal ist das Männchen sogar bereit, nach unten auf den Boden zu kommen, wohl weniger der Touristen wegen, sondern weil er scharf auf die Dame seiner Wahl ist. Für die Intimitäten suchen sie sich dann aber doch lieber ein ungestörtes Plätzchen, so wie wir für unsere Obstpause. Zeit, sich der weiteren Fauna zu widmen. Die schwarzen Gibbons zeigen sich uns nicht, nur ihr Geschrei hören wir aus der Ferne. Ein Hornbill fliegt über uns hinweg, ein blaubunter Vogel ruht kurz vor uns auf einem Ast und eine etwa 15 Zentimeter große Stabheuschrecke geht ihrer Wege. Auf einem Hügel nehmen wir unser Mittagsmahl, wandern eine leichte Strecke, bevor wir kurz steil absteigen und in einem Camp mit Bademöglichkeit und natürlichen Whirlpool samt Rückenmassage eintreffen. Was für eine herrliche Erfrischung! Der Kaffee ist auch fertig und wir haben Zeit, unser Lager vorzubereiten, während unsere fleißigen Helfer das Abendbrot zubereiten.
Mittwoch, 18.01.2023
Die über Nacht aufgehangenen Sachen sind wie immer noch feucht und nach dem steilen Aufstieg ohnehin wieder schweißgetränkt. Die Affen machen sich heute rar, dafür kreuzt ein riesiger giftiger Hundertfüßer unseren Weg. An die steilen Pfade und den Schlamm haben wir uns inzwischen gewöhnt, immer auf der Hut vor den lästigen Blutegeln, die wir glücklicherweise meist rechtzeitig entdecken und abschütteln können, bevor sie ihr saugendes Werk beginnen. Wir kosten Chininrinde und Zimt, rasten an einem Bach, aber hüten uns, das Essen herauszuholen, da sich hier ein etwas aufdringliches Orang Utan Weibchen herumtreibt. Gegessen wir später auf einem Bergrücken und wieder müssen wir steil bergab, um in unser letztes Camp zu gelangen. Der Kaffee kocht, während wir ein Bad nehmen und nun unserer letzter Nacht im Dschungel entgegensehen. Unser Guide verblüfft uns derweil mit Kartentricks, während der Koch wieder ein zauberhaftes Menü kreiert.
Donnerstag, 19.01.2023
Man gewöhnt sich daran, sich am frühen Morgen im Fluss zu waschen, um danach die verklebten Klamotten wieder überzustreifen. Während fast alle noch schlafen, werkelt der Koch bereits wieder fleißig in seiner Outdoorküche. Ein Hörnchen klettert einen Stamm hinauf, wieder hinunter und hüpft geschickt durch das Geäst weiter. Eine Eidechse besuchte uns in der Nacht, ansonsten hörten wir nur die Zikaden und das rauschende Wasser. In dieser Kulisse kann man die Zeit einfach vergessen. Da unser Guide ein feineres Gehör für die Dschungelfauna besitzt und den Ruf eines Orang Utan Männchens in der Nähe gehört haben will, machen wir noch einen Umweg flussaufwärts und wieder steil einen Abhang hinauf. Leider hat sich das Tier gut versteckt, so dass unser Umweg außer schmerzenden Knien und noch mehr gelben Schlamm auf den Hosen nicht so viel neues ergibt. Wir essen unsere letzte Dschungelmahlzeit und werden ganz am Ende doch noch für die Strapazen belohnt. Ein Tukan-Pärchen schreit sich lauthals über die Baumwipfel an und ganz oben können wir sie entdecken. Schneller als erwartet hat uns die Zivilisation zurück. Es gibt ein kühles Bier, eine Dusche und frische Wäsche auf die Haut und jede Menge Arbeit mit Reinigen, Lüften und neu packen.
Freitag, 20.01.2023
Wir nehmen Abschied von unseren Dschungelbegleitern Mehmed, Tobi und Wandi, von unserem Gastgeber Muhdi und von Bukit Lawang. Angesichts der überschaubaren Angebote von Reisemöglichkeiten, regieren Angebot und Nachfrage und so können die Fahrpreise in Sumatra recht unterschiedlich ausfallen. Pia, eine lustige Frau aus Kopenhagen teilt sich mit uns den Fahrpreis nach Berestagi und so entscheiden wir uns für das bequeme Angebot unseres Gastgebers, seinen Van nebst Fahrer zu Verfügung zu stellen. Unterwegs halten wir auf einen Kaffee mit Ausblick auf den Vulkan Gunung Sinabung, der seit dem letzten Ausbruch im Jahr 2010 nicht mehr begangen werden darf. Später sehen wir in der erstarrten Lava aufgegebene Häuser neben denen, in die die Bewohner zurückkehrten, da das Land trotz aller Gefahren sehr fruchtbar und ein wichtiges Anbaugebiet für Kaffee, Chillies, Tomaten und anderes Gemüse ist. Wir liebäugeln mit dem zweiten großen Vulkan, dem Gunung Sibayak, den wir ebenfalls schon vom Weiten betrachten können. In der Stadt setzen wir Pia in einem wenig ansprechenden Viertel ab, wo sie ihr Quartier gebucht hat. Wir fahren auf die andere Seite der Stadt und sind mit unserer Wahl zumindest, was die Umgebung betrifft, sehr zufrieden. Es ist ruhig und grün in dem Viertel, und wir haben eine überdachte Terrasse. Nachdem wir bei einer Dame namens Nina, einer lustigen, verrückten Frau, die säuerlich nach einer eben verspeisten Durian riecht und sich vielfach dafür entschuldigt, unsere Wäsche abgegeben haben, machen wir uns auf die Suche nach einer Touristenagentur. Wir wollen in aller Frühe zum Vulkan aufsteigen, wozu man allein wegen der Dunkelheit am Morgen lieber einen Guide haben sollte. Der Preis von 300.000 Riad pro Person schockt uns dann aber doch so sehr, dass wir von diesem Angebot Abstand nehmen. Später treffen wir einen Briten, der auch in fünf Tagen am Berg keinen der legendären Sonnenaufgänge genießen konnte. So planen wir, morgen in aller Ruhe ein Taxi zu nehmen, und die Organisation selbst in die Hand zu nehmen und bei Tageslicht einen Aufstieg zu wagen. Als wir uns im Regen kurz unterstellen und ein Einheimischer nach unserer Herkunft fragt, ernten wir ein lustiges „ach so..“, ein Ausspruch, der uns Deutschen wohl so häufig über die Lippen kommt, dass es auch unser Guide in Bukit Lawang bereits zu einem geflügelten Ausdruck unseres Urlaubs werden ließ. Der Gemüsemarkt von Berestagi unter dem Dach einer alten Markthalle fasziniert uns. Überall können wir von den uns zum Teil unbekannten Früchten probieren und decken uns mit Vitaminen für unser Frühstück ein, bevor wir in einer der Straßenküchen essen und wieder hinauf zu unserem Quartier ziehen.
Samstag, 21.01.2023
Das Wetter wirft unseren Plan kurzerhand um. Schon am Morgen regnet es heftig, so dass die Vulkantour mangels Sicht und Wanderlust im Regen ausfällt. So frühstücken wir entspannt auf der regengeschützten Terrasse und entscheiden uns in einer der kurzen Trockenphasen für einen Spaziergang auf den Hügel vor unserer Haustür. Dieser ist ein Ausflugsmagnet, man kann gut die gesamten Umgebung übersehen und viele Bewohner treffen sich hier mit Freunden und der Familie und mieten sich einen der überdachten Picknickplätze. Kinder werden auf Pferde gesetzt und Kutschen transportieren die laufunlustige Kundschaft auf den Berg und wieder hinunter, sofern sie nicht mit dem eigenen Auto anreisen. Wir scheinen die Einzigen zu sein, die die Fahrangebote ausschlagen. Es beginnt wieder zu regnen, wir suchen Zuflucht in einem der Cafés und werden dennoch beim Abstieg ordentlich nass. Unser nächstes Ziel soll der Lake Toba sein, weshalb wir wider besseren Wissens erneut die Agentur aufsuchen, um einen Transport zu organisieren. Wollten sie uns gestern bereits eine Unsumme aus der Tasche ziehen, legen sie nun noch einmal nach und verlangen einen Preis, der uns zur Erkenntnis bringt, lieber selbst ein Taxi zu organisieren, wobei wir auf dem beliebten Service der Crab-Taxis hoffen.
Sonntag, 22.01.2023
Die Weiterfahrt gestaltet sich nicht so einfach wie gedacht. Mit öffentlichen Bussen müssten wir dreimal umsteigen und bräuchten fast 24 Stunden für die Fahrt über 100 Kilometer. Ein Nachbar des Vermieters würde uns für 700.000 Rupien fahren, umgerechnet etwa 46 Euro. Angesichts der sonstigen Preise finden wir das zunächst ein wenig unverschämt. Wir versuchen es noch einmal mit einem Crab-Taxi, dessen Fahrer zwar zusagt, aber nicht erscheint, so dass wir notgedrungen doch das Angebot des Nachbarn annehmen. Dieser steht vorerst noch im Stau, da aufgrund des beginnenden chinesischen Neujahrsfestes alle chinesischen Einwohner, deren es in dieser Gegend recht viele gibt, unterwegs zu ihren Familien sind und dementsprechend die Straßen verstopfen. Schließlich steht das Auto vor der Tür und wir sind drei Stunden später in Parapat. Den Weg dahin hupt und drängelt sich der Fahrer frei und wir sind froh, nicht auf einem der Mopeds zu sitzen, die er fast von der Straße drängt. Bald haben wir die erste Sicht auf den Lake Toba und rasten kurz an einem Aussichtspunkt. Auf den Leitplanken hocken Makaken und hoffen auf spendierfreudige Autofahrer. In Parapat steht schon die Fähre nach Tuk Tuk zur Abfahrt bereit und wir setzen nach Pulau Samosir über, einer aus Lavagestein bestehenden Insel mitten in dem riesigen Kratersee. Die Fähre steuert mehrere Anlegestellen an, leider ist die letzte immer noch vier Kilometer von unserem Hotel entfernt. Wir sind wohl mit dem falschen Boot gefahren. Ein satter Regen setzt ein und wir flüchten in ein nahegelegenes Restaurant. Inzwischen haben wir auch unseren Gastgeber erreicht, der uns für einen fairen Preis einen Tuk-Tuk-Fahrer schickt, nachdem einige andere Transporteure bereits wieder ein gutes Geschäft mit uns witterten. Wir sind froh, dem Regen zu entkommen, im Hotel zu sein und freundlich von unseren Gastgebern und ihrem Hund Semi empfangen zu werden. Drei Monteure, die das kleine Hotel mit einem Aufzug aufwerten, gesellen sich dazu und wir verkosten frischen Palmwein, bevor wir unser Apartment mit zwei Schlafzimmern, Aufenthaltsraum einer kleinen Küche und Terrasse mit Seeblick beziehen.
Montag, 23.01.2023
Zu unserem kleinen Frühstücksvorrat bestellen wir uns noch Kaffee, Toast und gekochte Eier, leihen uns anschließend Fahrräder und erkunden die Küstenstraße. Unser Freund düst uns davon, während wir ständig zum Fotografieren anhalten. Zu schön ist die Gegend, um sie nicht dauerhaft digital zu bannen. Die drei Aufzugmonteure überholen uns unterwegs. Alle drei sitzen auf einem Moped, und haben sichtlich Spaß an ihrem Ausflug. Am Abend sind sie jedenfalls unversehrt zurück, offensichtlich ist auch keiner verloren gegangen. Wir bestaunen die vielen einzigartigen traditionellen Holzhäuser, die zum Teil liebevoll restauriert werden. Auch für Grabmäler lässt man sich hier nicht lumpen, sie gleichen kleinen Tempeln und werden ebenso mit schwungvollen Dächern versehen. Am See gibt es zwei offizielle Strände mit Bewirtschaftung, die uns jedoch eher abschrecken. Der eine wimmelt nur so vor Menschen, der andere besticht durch satte Restaurantpreise. Da das Baden, wie hier üblich, in voller Montur, nicht so unser Ding ist, verzichten wir darauf. Bei der gegebenen hohen Luftfeuchtigkeit würden die Sachen wahrscheinlich niemals trocknen. Wir essen auf der Rückfahrt am Hafen Simanindo, wo sich ein beachtlicher Stau an der Fährabfertigung gebildet hat. Wer etwas auf sich hält, kommt eben mit dem eigenen Auto auf die Insel, wie man auch an der Größe der Fahrzeuge erkennen kann. Die Fähre hingegen ist dem Ansturm nicht gewachsen, sowohl in ihrer Größe als auch der Fährfrequenz, die nur jede Stunde eine Abfahrt vorsieht. Viele Touristen haben die Insel auf Ihrer Route, so auch die lustige Dänin, mit der wir uns bereits eine Fahrt teilten, die uns überraschenderweise auf einem Rad entgegenkommt. Bald fängt es an zu regnen und wir sind froh, gerade rechtzeitig vor den heftigsten Güssen und dem anschließenden Übergang zu einem ungemütlichen Dauerregen unser Heim zu erreichen.
Dienstag, 24.01.2023
Unser Freund zieht weiter. Wir bleiben noch einen Tag, erkunden die Fährverbindung am Hafen und die Siedlungen der Batak mit ihren einzigartigen Hütten und Kultfiguren. Während wir in einem Restaurant an der Hauptstraße einen Kaffee trinken, beginnt es zu regnen und hört einfach nicht mehr auf. Eine Weile trotzen wir dem Wetter, wandern abseits der Straße wieder zurück und entledigen uns im Hotel unserer außen und innen nassen Regencapes. Später lässt der Regen endlich nach und wir laufen zu Joe's Restaurant, das etwa einen Kilometer entfernt liegt. Der Laden ist zugleich das Wohnzimmer der Familie, in dem ein paar Tische und Stühle für die Gäste platziert wurden. Das Essen begeistert uns. Wir lassen uns Fisch mit Bratkartoffeln bzw. mit Kartoffelbrei schmecken. Die Teller sind randvoll gefüllt und der Preis ist fair. Bier und WLAN gibt es auch, dazu interessanten Informationen vom Wirt für unsere Weiterreise. So wagen wir nun doch die Weiterfahrt nach Süden.
Mittwoch, 25.01.2023
Wir verabschieden uns von unseren netten Gastgebern und laufen zur Fähre, reservieren uns guten Außenplätze und werden bald von chinesischen Touristen umringt, die in gewohnter Weise rücksichtslos lautstark telefonieren und schwatzen. Die Sonne bemüht sich, die ringsum hängenden dichten Wolken aufzulösen, aber es bilden sich sogleich neue potentielle Regenspender. In Parapat finden wir eine Reiseagentur und können tatsächlich noch für heute den Nachtbus nach Bukittinggi buchen. Der Preis ist beachtlich, noch nie haben wir eine Million für ein Busticket bezahlt, in Euro sind das etwa 30 pro Person für immerhin 500 Kilometer. Vielleicht hätten wir ein wenig feilschen sollen, aber eine Million klingt nach einer runden Summe. Die Abfahrt ist am frühen Abend geplant, zwei Stunden vorher soll uns ein Minibus zum Busterminal bringen, aber nachdem uns der Fahrer am Hafen sitzen sah und seinen Feierabend wohl ein wenig vorziehen wollte, werden wir in ein Sammeltaxi gequetscht, das gleichzeitig als Schulbus dient. Am brachliegenden Busbahnhof lädt er uns an einem Büro ab und wir sind voller Erwartung, ob hier jemals noch ein Bus hält. Tatsächlich kommt dieser sogar anderthalb Stunden früher und wir finden uns als einzige Touristen zwischen den weniger betuchten Einheimischen wieder, die sich einen Flug oder ein eigenes Auto nicht leisten können. Der Bus mit dem deutschen Stern an der Front ist vermutlich der Verschrottung durch den Verkauf vor dreißig Jahren entkommen, seither beschränkt man sich auf`'s Tanken, den Rest wird irgendein Gott schon richten. Nach einer Stunde Fahrt ist erst einmal Schluss. Der Motor springt nicht mehr an und alles männliche schart sich um die Maschine, wahlweise mit Schraubenschlüsseln oder Telefonen bestückt. Einer steht praktisch im Motorraum, alle sind ölverschmiert und besten Willens, aber die Technik bleibt stumm. Irgendwann gibt die Mannschaft auf, die Busgesellschaft soll einen Ersatzbus schicken, auf den wir fünf Stunden später immer noch warten. Der Bus wird für die Dunkelheit so gut es geht gesichert, der Verkehr herumgeleitet und die Fahrgäste finden Unterschlupf in einem kleinen Restaurant am Straßenrand. Hier können wir essen und die Toilette benutzen. Auf dem Fernseher laufen Musikvideos. Irgendwann aber will die Familie auch schlafen gehen und schließt das Restaurant. Noch immer gibt es keine Information, wann der Ersatz endlich eintreffen wird, aber alle sind ziemlich entspannt, einige schlafen im Bus, der noch immer kaputt auf der Straße steht. Ein Bus der gleichen Gesellschaft hält an, bringt aber nicht die gewünschte Weiterfahrt, sondern ein Ersatzteil samt Mechaniker. Mittlerweile ist es weit nach Mitternacht.
Donnerstag, 26.01.2023
Der Schrauber liegt noch immer unter dem Bus, aber anscheinend ist er versiert in seinem Job. Dieselflecken und Papiertücher bleiben nach einer weiteren Stunde Arbeit die letzten Zeugen auf der Straße, als der Motor gegen 2 Uhr wieder läuft und die Fahrt weitergeht. Die einzige große Verbindungsstraße in Nord-Süd-Richtung ist oftmals so eng, dass sich die Fahrzeuge gekonnt aneinander vorbeiquetschen müssen, besonders an den zahlreichen Kurven, Schlaglöchern und abgebrochenen Hängen. Wir sind froh, dass der Bus nicht voll besetzt ist, so dass wir uns stundenweise über zwei Sitze zu einer Art Schlaf hinlegen können. Die Klimaanlage läuft überflüssigerweise die ganze Nacht und wir frieren bis die Sonne endlich wieder aufgeht. Entlang der Straße liegt eine Siedlung nach der anderen, dahinter dichter Regenwald. Durch die Verspätung können wir nun die Strecke im Hellen betrachten, aber so langsam sehen wir die Ankunft herbei. Gegen Abend erreichen wir den Stadtrand für eine weitere Pause. Wir nutzen diese für eine Mahlzeit, eine Entscheidung, die sich als richtig erweisen soll, denn nach weiteren 2,5 Kilometern werden wir ausgesetzt, um wieder einmal einem befreundeten Taxifahrer ein Geschäft zu ermöglichen. Wir lehnen ab, laufen ein Stück und werden von einem Sammeltaxi mitgenommen. Das Hostel liegt an einem sonst sehr belebten Marktviertel, aber um diese Zeit ist bereits alles geschlossen. Mit Hilfe eines Passanten finden wir das Etablissement und sind erst einmal froh, angekommen zu sein. Es ist offensichtlich, wir sind in einem streng muslimischen Viertel gelandet. Der Markt schließt so früh, damit am Morgen niemand die Gebetszeit verschläft. Wir haben ein Doppelzimmer gebucht und werden beim Check-In tatsächlich nach einer Heiratsurkunde gefragt. Die Erklärung, dass man diese üblicherweise nicht mit in den Urlaub nimmt, reicht zum Glück aus, um den Portier von einer nicht bestehenden Ehe zu überzeugen. Diese Praxis wird sich in Indonesien wohl demnächst verschärfen, denn in Zukunft sollen in Indonesien unverheiratete Paare generell nicht zusammen übernachten dürfen. Dann kann man das Land entweder meiden oder man muss kreativ werden. Nach der ganzen Reisetortur sind wir erst einmal froh, ein Dach über dem Kopf zu haben und kuscheln uns in unser maximal 3 Quadratmeter großes Bett mit Tür, denn mehr Platz ist in dem Zimmerchen nicht.
Freitag, 27.01.2023
Vier Uhr dreißig ruft der Muezzin der nahegelegenen Moschee lautstark zum Gebet. Unser Nachbar hat sich zudem den Wecker gestellt, ignoriert ihn allerdings eine Weile und dank der hauchdünnen Wände und halb offenen Decken hat sich auch unser Schlaf erledigt. Uwe kleistert sich mit Oropax zu und trotzt allen Tönen. Der Herr nebenan verlässt lautstark den Raum, um zum Gebet zu eilen, welches man mit krächzender Stimme auch über Lautsprecher vermittelt bekommt. Wieder zurück, wird nebenan mit der Familie zu Hause telefoniert, anschließend sieht sich der Typ vermutlich Kochvideos an. Wir sind froh, hier nur eine Nacht zu verbringen. Immerhin ist das Hostel absolut sauber und am Morgen werden von fleißigen Handwerkern die kleinsten Wandschäden akribisch beseitigt. Tee und Kaffee sind gratis und gegenüber holen wir uns zum Frühstück zwei Instantsuppen. Der Busbahnhof ist nicht weit, wo wir bei einem weiteren Kaffee auf die Abfahrt zum Lake Maninjau warten. Per Minibus sind wir etwa eine Dreiviertelstunde und vierundvierzig Kehren später unten am Kratersee und finden endlich Ruhe im Beach Guest House. Leichter Regen begleitet uns den ganzen Tag, aber wir sitzen unterm Dach und es gibt sogar Bier. Im Ort selbst gibt es nicht viel zu sehen, außer dem traurigen Rest vergangener Blütezeiten vor den coronabedingten Schließungen oder auch davor.
Samstag, 28.01.2023
Als wir endlich gegen Mittag unsere Buchungen für die nächsten Tage erledigt haben, beginnt wieder ein leichter Regen. Wir wollen dennoch die müden Knochen ein wenig bewegen. Abseits der Straße finden wir noch ruhige Buschpfade, folgen diesen am Hang des Kraters, der den Lake Maninjau beherbergt. Im Örtchen Bayur steigen wir wieder ab. Hier dreht sich alles um die Fischzucht. Zahlreiche Fischteiche sind über den Hang verteilt, dazwischen und manchmal direkt darüber die Häuser der Dorfbewohner. Die kleinen Wege dazwischen sind betoniert, ansonsten gäbe es diese bei den häufigen Regenfällen wohl längst nicht mehr. Bei einer Teepause sehen wir einem Holzschnitzer zu, der gerade an einem Klöppel für die traditionellen Trommeln arbeitet. Schnell eilt er zu seinem Haus, holt sein Telefon, um uns ein Video der Trommelgruppe zu zeigen. Er freut sich sichtlich über unser Interesse. Auf dem See liegt die Fischzuchtanlage, dazwischen die Boote der Fischer, die mit dem Paddel auf das Wasser schlagen, um Fische anzulocken. Wir kehren auf ein Reisgericht an der Hauptstraße ein, bevor wir den späten Nachmittag die Ruhe am See genießen wollen. Leider haben wir nun eine Großfamilie als Nachbarn bekommen, die nicht den Eindruck vermitteln, das Gelände an diesem Wochenende noch einmal zu verlassen. Am Abend sitzen wir im gut gefüllten zum Guesthouse gehörenden Restaurant. Der Polizeichef ist da, man spielt Domino und alle haben einen guten Abend, bis ein Trupp Militärpolizei eintritt, womit sich alle nicht so wohl fühlen, wie es scheint. Einer der Militärpolizisten wechselt mit uns ein paar Worte, freundlich, aber bestimmt. Sicher findet er es unangemessen, dass wir hier bereits beim zweiten Bier sitzen. Als die Truppe verschwindet, sind alle sichtlich erleichtert.
Sonntag, 29.01.2023
Unsere Nachbarn stehen mit dem Muezzin auf und sehen offenbar nicht ein, uns noch ein wenig Schlaf zu gönnen. Das Wasser aus der Duschleitung haben sie auch aufgebraucht, so dass wir uns mit der Schöpfkelle und dem Wasserkübel für die Toilettenspülung begnügen müssen. Gegen Mittag haben wir uns ausreichend erholt, um uns zwei Fahrräder zu mieten und den See zu umrunden. Wir starten im Uhrzeigersinn im Süden. Hier ist es sehr grün und ruhiger, der Hauptverkehr verläuft im Nordteil des Kraters, wo es jeweils eine Zu- und Ausfahrt aus dem ehemaligen Vulkan gibt. Die steilsten Passagen müssen wir zuerst bewältigen und die haben es teilweise ganz schön in sich. Wie schön, wenn man sich nichts beweisen muss und auch mal schieben kann. Bei einer Teepause wird uns ein unbehaglich, als wir sehen, wie ein Anwohner mit einem verletzten schwarzen Gibbon den Hof betritt. Wir sind nicht sicher, ob er ihn angeschossen hat oder retten will. Alle betrachten das arme Tier wie eine frische Beute, setzen ihn in eine Ecke und vermutlich hat der arme Kerl nicht überlebt. Wir sind gerade wieder unterwegs, als dicke Wolken aufziehen und ein Gewitter naht. Wir flüchten unter ein Dach, unter dem eine Familie ihr Geschäft mit gebackenen Bananen und gefüllten Teigteilchen betreibt. Für wenig Geld können wir uns satt essen, müssen nur ein paar Promotion-Fotos für das noch junge Geschäft über uns ergehen lassen, aber da die Teile wirklich lecker sind, können wir das mit gutem Gewissen aushalten. Als der Regenguss vorüber ist, schwingen wir uns für die letzten der gut 50 Kilometer auf die Räder und sind am Ende dennoch klatschnass. Große Pfützen stehen auf den Straßen, deren Inhalt durch rücksichtslose Autofahrer und fehlende Schutzbleche an den Rädern auf unseren Beinen und Rücken landet. Aber wir freuen uns über unsere sportliche Tat und können nachvollziehen, was unsere neuen Nachbarn, zwei Radreisende aus Mexiko und Canada so auf Sumatras Straßen zu erdulden haben.
Montag, 30.01.2023
Am späten Vormittag brechen wir wieder auf und wollen zurück nach Bukittinggi. Wir hoffen auf ein Sammeltaxi, aber heute scheint einfach kein einziger dieser Busse unterwegs zu sein. So stehen wir am Marktplatz an der Straße und zerfließen langsam in der Sonne, bis wir uns mit einer Händlerin auf eine Mitfahrgelegenheit einigen. Nun geht es wieder in 44 Kehren steil den Hang hinauf. Dank des Sturmes in der Nacht ist der Himmel klar und wir können noch einmal die wunderbare Sicht auf den gesamten Krater genießen. Auch die Anfahrt auf Bukittinggi ist landschaftlich ein Erlebnis. Überall ist es grün und man blickt in Täler und auf Berge, ohne zu ahnen, dass man gleich in einer Stadt ankommen wird. Für unseren erneuten Aufenthalt in der Stadt haben wir uns eine angenehmere Unterkunft gebucht. Das Guesthouse liegt sehr schön am Stadtrand oberhalb eines Canyons. Es gibt kaum Verkehr, denn durch die meisten Gassen passen keine Autos. Auf der Suche nach dem Haus lernen wir bereits alle Wege und Leute kennen, denn die Eintragung der Koordinaten bei Booking.com passt nicht zur Realität und wir müssen uns mühsam durchfragen. Diese Seite der Stadt ist wesentlich schöner, als das, was uns beim letzten Mal begegnete. Hier gibt es Grünanlagen, Kaufhäuser und Restaurants, einen großen belebten Platz mit einem Uhrturm und sogar zwei Bars, von denen wir gleich eine testen. Diese gehört zu einem Hotel, das seine besten Tage weit hinter sich hat. Die Toilette im Restaurant ist unbenutzbar, weshalb ich den Schlüssel für eines der Zimmer erhalte. Der Charme eines abgewetzten Stundenetablissements empfängt mich und ich bin froh, dass ich von innen zuschließen kann. Tatsächlich gibt es dennoch Gäste im Haus, eine Familie trägt gerade ihre Koffer die schmale Treppe hinauf. Der Besitzer ist dennoch ganz nett und gibt uns plaudernd ein paar Tipps für die Stadt, während wir uns über ein Hopfengetränk freuen. Einem der Tipps folgend, gehen wir bei Sonnenuntergang zur Aussichtsterrasse über dem Canyon, um das abendliche Ausfliegen der Flughunde zu beobachten. Der große Schwarm bleibt jedoch aus, aber immerhin sehen wir einige Exemplare, die langsam und kraftvoll in den Nachthimmel segeln. Im Viertel ist abends noch viel los. Familien gehen essen, schlendern durch die Straßen oder treffen sich auf einem kleinen Markt, der mit grellen Lichtern, Spielen und einem bunt leuchtenden Zug um die Gunst der Eltern und ihren Sprösslingen buhlt.
Dienstag, 31.01.2023
Das Frühstück in unserer Pension ist eher mager. Es gibt Tee, Eier, Äpfel und ungeröstete Toastscheiben mit einem giftgrünen Zuckeraufstrich, den wir dezent herunterkratzen und in der Serviette verschwinden lassen. Der Canyon hat unser Interesse geweckt und wir holen die Wanderschuhe heraus. Wir finden rasch den Weg nach unten und folgen wilden schmalen Pfaden, bis wir nicht mehr weiterkommen. Zwei Jungs, die hier zelten, laden uns auf Kaffee und Zigaretten ein. Am überall präsenten Müll scheinen sie sich nicht zu stören, im Gegenteil, sie hinterlassen weiteren, indem sie ihre Plastikbecher achtlos wegwerfen. So schön und majestätisch dieser Platz wäre, ist es wirklich traurig anzusehen, dass der ganze Fluss eine einzige Müllhalde ist, weil oberhalb liegende Anwohner glauben, so ihren Müll entsorgen zu können und auch Wochenendbesucher ihren Teil hinterlassen. Wir kämpfen uns durchs Dickicht und eine Kletterpassage zurück und müssen nun noch den steilen Anstieg der Straße hinauf. Eine Treppe verkürzt den Weg, vorbei an verwundert blickenden Affen, die sich gerade ihrem Sozial- und Liebesleben hingeben, unbemerkt von den oben auf dem Berg spielenden Schulkindern einer islamischen Schule. Rechtzeitig vor einem heftigen Regen sind wir zurück und kommen erst am Abend zum Verlassen des Hauses, um Essen zu gehen und den beiden einzigen Pubs einen Besuch abzustatten.
Mittwoch, 01.02.2023
Da wir unserer Vermieterin noch eine Chance geben wollten, warten wir brav aufs Frühstück und bekommen selbstverständlich das Gleiche wie am Vortag. Mit den Eiern haben wir wenigstens schon mal etwas im Magen, aber auf die mit der grünen Masse zusammengeklebten pappigen Brotscheiben verzichten wir lieber. Wieder einmal haben wir das Vergnügen, unsere Weiterreise organisieren zu müssen, weshalb wir diesmal rechtzeitig die Bustickets in der Tasche wissen wollen. Der Busbahnhof ist etwa zwei Kilometer entfernt, und zwingt uns wieder zum Aufsuchen des Viertels, in dem das weniger gut betuchte Volk lebt. Hier ist es laut, es gibt weder Baum noch Strauch, dafür viele Händler mit ausschließlich streng muslimischer Kleidung ohne Hang zur Moderne. Direkt an einer viel befahrenen Straße wird Obst und Gemüse verkauft, manchmal von hölzernen Karren oder einfach vom Boden. Dennoch haben die braunen Schlangenhautfrüchte unser Interesse geweckt und da wir nach einem kostenlosen Geschmackstest zum Glück begeistert sind, freut sich der Händler über ein gutes Geschäft. Unsere Bustickets nach Pekanbaru haben wir nun und laufen wieder zurück zur anderen Stadtseite. Hier sehen die Märkte wieder ein wenig ansprechender aus. Wir kaufen noch etwas Obst, trinken einen Tee mit Blick über die Dächer und genehmigen uns später ein Bier im „De Krock“, das zu unserem Erstaunen tatsächlich noch einige hartgesottene Hotelgäste empfängt. Da wir schon erleben durften, dass die Geldautomaten in manchen Ländern etwas widerspenstig auf unsere europäischen Karten reagieren, reisen wir gern mit einem Grundstock an Bargeld, das natürlich des Umtausches bedarf. Wechselstuben sucht man hier aber vergeblich, so dass man auf das Wohlwollen einer Bank angewiesen ist. Nicht alle Banken geben sich mit Touristen ab, aber wir haben bei der BRI Bank Glück. Wir werden sogar zum Tausch in ein Hinterzimmer gebeten. In unserem Zimmer legen wir kurz die müden Füße hoch, essen später an unserem Lieblingsstand gleich um die Ecke leckeren Fisch und spazieren noch einmal ins Zentrum, wo sich am Abend die Familien und Freunde noch gern treffen, einige singen mit kleinen mobilen Lautsprecherboxen Karaoke, eine Frauengruppe tanzt zu Popmusik einen Line Dance und andere Frauen verkaufen fladengroße leckere Cracker mit Linsensauce und Nudeln.
Donnerstag, 02.02.2023
Wieder ziehen wir die Wanderschuhe an und steigen zum Canyon hinunter. Hier folgen wir einem Weg in nordwestlicher Richtung, der immer schmaler wird, bis wir in einer Flussbiegung nicht mehr weiterkommen. Früher muss es hier mal eine Art Promenade gegeben haben, vermutlich hat diese ein Hochwasser zerstört und die Natur hat sich das Areal zurückgeholt. Es ist nicht leicht, zwischen Fluss und kleinen sumpfigen Teichen den Weg zur oben gelegenen Straße zu finden. Oben treffen wir auf ein kleines Restaurant, trinken einen Tee und laben uns an der Aussicht auf Reisfelder, kleine Hütten und das gerade verlassene Flusstal. Weiter oben mündet noch ein Flüsschen in den Canyon, wir folgen ihm weiter bergauf. Zwei schicke Lodges liegen hier oben und auch wir genießen bei einer Rast oberhalb das wunderschöne und ruhige Seitental. Auf dem Rückweg freuen wir uns über einige Avocados, die uns ein älterer Herr schenkt, der gerade seinen Baum stutzt. Die herabgefallenen Früchte haben für ihn nur wenig Wert. Für uns ist es ein kleines Festmahl. Unterhalb einer Höhle durchwaten wir den Fluss und finden den Aufstieg auf der anderen Seite hinter einem verwilderten Picknickplatz. Sicher hat man es mit der Anlage einst gut gemeint, aber wahrscheinlich nicht so den Nerv der Bevölkerung getroffen, denn bis zum Plateau und damit in die Stadt muss man gefühlt tausend Stufen steigen. Vielleicht sind es auch nur dreihundert, aber diese spürt man mindestens dreifach angesichts der Luftfeuchtigkeit. Immerhin belohnt die Aussicht den anstrengenden Aufstieg und wir sind bald wieder in der Stadt, gönnen uns ein Bier an der uns mittlerweile bekannten Stelle und beeilen uns, unser mobiles Lieblingsrestaurant aufzusuchen, bevor der Stand am Abend wieder abgebaut wird. Brav sitzen wir später mit Ginger Tea im Guesthouse, das wie eine wachsende Zahl an Unterkünften auf die Sharia setzt und wo wir als unverheiratetes Paar nicht in einem gemeinsamen Zimmer schlafen dürften, so es denn die Gastgeber ahnten.
Freitag, 03.02.2023
Im Haus hat sich noch eine Familie eingefunden, die nach dem Morgengebet sogleich musikhörend und lärmend unsere Morgenruhe stört. Selbst der Gastgeberin scheint das zu weit zu gehen und sie entschuldigt sich bei uns für ihre rücksichtslose Verwandtschaft. Mit einem der Stadttaxis fahren wir günstig, dafür kreuz und quer durch den ganzen Ort, um dennoch zu früh am Busbahnhof einzutreffen. Der Busvermittler malt Zahlen auf seine Hand, um uns mitzuteilen, dass wir nun eine halbe Stunde früher starten. Er verfrachtet uns in einen Van und versucht sogleich, wenigstens für ein Gepäckstück zusätzlich abzukassieren. Wir bleiben jedoch stur und tatsächlich fahren wir ohne weitere Fahrgäste pünktlich los. Pech für uns, dass heute Freitag ist, und so warten wir unterwegs fast zwei Stunden, weil unser Fahrer, der sonst einen ziemlich lockeren Eindruck macht, zum Gebet muss. Wir bekommen das Gebet ungewollt über Lautsprecher auch auf der Straße mit, wie so viele andere Leute auch, die, obwohl selbst Muslime, offenbar keinen großen Wert auf einen Moscheebesuch legen. Als er endlich zurückkommt, ist seine Euphorie, die Fahrt fortzusetzen, nicht gerade gewachsen. Mit etwas Nachdruck fährt er unwillig weiter und will uns nun schnell loswerden. Verzweifelt bettelt er alle Fahrer an und findet schließlich einen, der noch zwei enge Plätze frei hat. Wir werden selbstverständlich nicht gefragt, ob wir dem Deal zustimmen und müssen uns fügen. Unser neuer Fahrer will offenbar auch schnellstens seine Fahrgäste ans Ziel oder in die Hölle schicken. Es wird bei jeder Situation überholt, im Stau wild vorgedrängelt und jedes Schlagloch mitgenommen, wobei sich die Gurtschlösser auf dem Sitz jedes mal schmerzhaft ins Fleisch bohren. Nachdem alle einheimischen Fahrgäste in Pekanbaru zu Hause abgeliefert wurden, wobei wir die halbe Stadt schon mal im Dunkeln besichtigen konnten, sieht der Fahrer seine Chance, aus den Touristen noch etwas herauszuschlagen und verlangt auf einmal mehr Geld, wenn er uns bis wie vereinbart zum Hotel bringt. Dabei sind es gerade mal noch zwei Kilometer und er fährt ohnehin in die Richtung. Ziemlich wütend steigen wir aus und laufen den Rest. Erpressen lassen wir uns jedenfalls nicht. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit erweist sich das sogar als gute Idee, denn so kommen wir noch zu einer Mahlzeit, bevor alles dicht macht. Endlich angekommen, freuen wir uns über eine Dusche und ein sauberes Zimmer, holen uns zwei Cola und mixen uns mit dem noch immer im Gepäck befindlichen Brandy ein Feierabendgetränk.
Samstag, 04.02.2023
Da wir im Übernachtungspreis einmal kostenlos Frühstück bekommen, essen wir im Hotel und bekommen gratis dazu ohrenbetäubenden Lärm dank Livemusik im Frühstücksraum. Für einen noch etwas verschlafenen Hotelgast sicher erweckend, aber nicht gerade angenehm. Wir erkunden Pekanbaru entlang des Flusses Siak, sind begeistert vom Markt und freuen uns über einige erstandene Gewürze, die wir von unseren Reisen immer gern für den heimischen Herd mit nach Hause nehmen. Ein schickes Café lädt zum Verweilen ein, bevor wir eine der Brücken überqueren, um in einem vermeintlichen Park ein wenig Ruhe zu finden. Das Grün auf der Karte erweist sich jedoch als ein Sumpf, in dem mittlerweile eine ganze Siedlung liegt. Wir testen einen Weg am Rand der Siedlung, der dank Regen jedoch unpassierbar ist, so dass wir umkehren und durch die kleinen Straßen zur nächsten Brücke spazieren. Eine Familie, die gerade die Geburt eines Babys feiert, lädt uns spontan zum Fotoshooting ein. Die Einladung zu Speis und Trank lehnen wir höflich ab, und so ganz ernsthaft war diese wohl auch nicht gemeint, denn wir werden nicht zum Bleiben gedrängt. Uns soll das recht sein, denn wir möchten gern noch andere Viertel der Stadt kennenlernen. Am Fuße der Jembatan Siak IV, was einfach nur vierte Brücke über den Siak bedeutet, trinken wir Tee und achten beim Gehen nicht auf die herannahenden Wolken. Mitten auf der Brücke werden wir hart vom Regen erwischt und sind in wenigen Minuten völlig durchnässt. In der Stadt haben sich sogleich riesige Pfützen gebildet, durch die sich nun der Nachmittagsverkehr quält. Damit man als Fußgänger die Straße überhaupt überqueren kann, gibt es eine Brücke über die Fahrspuren. Allerdings muss man schon großes Vertrauen in die Haltbarkeit legen, denn das Riffelblech der Treppenstufen ist fast durchgerostet, so dass man aufpassen muss, wohin man den Fuß setzt. Dies gilt als Fußgänger ohnehin als oberste Regel. Wie überall liegen unter den Fußwegen, so es sie denn gibt, Abflusskanäle deren Revisionsabdeckungen oft fehlen oder akute Stolperfallen darstellen. Manchmal enden die Wege mit meterhohen Absätzen oder führen einfach ins Nichts inklusive Absturzgefahr. Im Dunkeln sind die Löcher oft gar nicht erkennbar, so dass man als Fußgänger abends immer eine Lampe bei sich haben sollte. Wir finden im chinesischen Viertel einen Laden, der neben Tabakwaren auch Alkohol verkauft. Die bei Google noch eingetragenen Bars gehören dagegen wohl der Vergangenheit an. Man spürt die zunehmende Islamisierung im Land, gegen die sich nur die chinesischen Einwohner noch erfolgreich wehren. Wir wechseln die durchnässten Klamotten gegen trockene, gehen Essen und versorgen uns mit Getränken für den Abend und den allseits beliebten Nudelsuppen zum Frühstück.
Sonntag, 05.02.2023
Wir sind vom hiesigen Marktreiben so angetan, dass wir uns neben der Organisation der Weiterreise heute auf Fototour begeben wollen. Die Suche nach einem Busterminal erweist sich als sinnlos und so fragen wir die beiden Herren an der Rezeption unseres Hotels. Diese scheinen mit unserem Anliegen völlig überfordert zu sein. Ihre junge Kollegin hingegen organisiert umgehend eine Fahrt für uns für einen angemessenen Preis und mit Abholung am Hotel. Wir sind gespannt. Nun können wir unsere Tour über die Märkte starten und beginnen gleich hinter dem Hotel mit dem Obst- und Gemüsemarkt, weiter vorbei an den Ständen der Teppichhändler und Haushaltswarenverkäufer, über einen weiteren Lebensmittelmarkt und schließlich zurück durch die Straße der Schilderhersteller und Graveure. Fußgänger und Radfahrer haben es in indonesischen Städten generell nicht leicht. Aber bereits die Kinder sind hart im Nehmen. Als ein Mädchen versucht, sich mit dem Rad zwischen uns und einem Auto durchzudrängeln, stürzt sie, steht wieder auf und lacht, hängt die heruntergesprungene Kette wieder ein und biegt die Pedale gerade. Sie hat wohl beste Überlebenschancen in dieser Stadt. Nach einer Mittagsruhe, die gleichzeitig eine Flucht vor einem Regenschauer ist, laufen wir erneut los, als mein Schuh bereits zum zweiten Mal kaputtgeht. Nun ist der Riemen an einer anderen Stelle gelöst, offenbar war das gestrige Regenwetter und folglich das Laufen in Pfützen nichts für die teuren Teva´s. Der malaysische Superkleber wird es hoffentlich richten, aber bis dahin muss Ersatz her. Zum Glück sind wir in einer größeren Stadt, die neben den vielen schönen Märkten aber auch moderne Einkaufsmöglichkeiten bietet und die Mall ist nicht weit. Tatsächlich gibt es im Sonderangebot schicke Trekkingsandalen zum Preis von umgerechnet etwa 8 Euro, mit denen ich nun auch durchs Wasser waten kann. Auf unserem weiteren Weg finden wir sogar noch einen kleinen Laden, wo wir ein Bier trinken können. Nebenan ergattern wir eine Flasche Wein für den Abend, lassen wir uns in unserem Lieblingsrestaurant frischen Fisch vom Grill schmecken und sitzen später vorm Hotel, wo wir nun heimlich den viel zu süßen Wein aus Tassen trinken.
Montag, 06.02.2023
Schon eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit steht der Fahrer vor der Tür. Dass wir erst einmal in die falsche Richtung fahren, irritiert uns ein wenig, aber wir sind nicht die einzigen Fahrgäste und die Tour startet offiziell vom Büro des Taxiunternehmens. Neben zwei weiteren Passagieren bekommen wir noch eine kleine Flasche Wasser und ein süßes Teilchen zum Naschen und dank vorhandener Schnellstraße sind wir bereits gegen Mittag in Dumai und werden bis zum Hotel gefahren. Hatten wir bisher doch manchmal ein wenig Pech mit den Fahrdienstleistern Sumatras, hat dieses Unternehmen das Ansehen ihres Standes in unseren Augen wieder ein wenig gehoben. Wir waren schnell unterwegs, hatten keine Panne und wurden auch nicht an andere Fahrer weitergereicht. Morgen soll es per Fähre wieder nach Malaysia gehen, also suchen wir den nahegelegenen Hafen auf. Tickets kann man hier jedoch nicht kaufen, das Büro liegt 1,5 km entfernt in der Stadt. Für einen überhöhten Preis bietet sich ein Tuk-Tuk-Fahrer an, aber bei der Entfernung diskutieren wir nicht, sondern gehen einfach zu Fuß. Im Büro hängt zu unserem Entsetzen eine neue Preisliste. Noch im Januar hatten wir uns die Preise von der Fährgesellschaft schicken lassen, nun haben sie sich nahezu verdreifacht. Für den billigsten Economy-Platz zahlen wir je Person nun 32 Euro, wozu noch eine Hafengebühr von 3 Euro angekündigt wird. Zumindest haben wir nun nicht mehr das Problem, unser indonesisches Bargeld loszuwerden. Den Rest des Nachmittags schlendern wir durch die Straßen von Dumai, in dem es so gar nichts Sehenswertes zu entdecken gibt. Eine etwas durchgeknallte Mutter mit zwei Kindern verfolgt uns mit ihrem Moped, fotografiert uns mit ihrem Nachwuchs und erwartet anschließend eine Geldleistung dafür. Die Geschäftsidee will uns jedoch nicht so recht einleuchten, und wir verweigern die Zahlung mit der Folge, dass uns nur die Flucht in einen Supermarkt von der weiteren Verfolgung bewahrt. Wir finden noch ein einfaches Restaurant, um einen Tee zu trinken, ansonsten gibt es einfach nichts Interessantes im Ort. Am Abend folgen wir einer absolut dunklen Straße bis zu einem auch am Abend noch belebten Ortsteil, um ein Essen zu ergattern und anschließend gut mit Stirnlampen ausgestattet wieder zurück zu gelangen, ohne vom Verkehr erfasst zu werden.
Dienstag, 07.02.2023
Das Hotel Patra Dumai war nicht nur wegen seiner sauberen schicken Zimmer eine gute Wahl, sondern auch weil wir am Morgen kostenlos zum Hafen gebracht werden. Hier gilt es nun zu warten, bis wir die Hafengebühr errichten dürfen, und weiter zu warten, bis wir schließlich unsere Ausreisestempel erhalten und auf der Fähre unsere Plätze einnehmen. Gleich nach dem Ablegen zeigt der Kapitän, was das Boot drauf hat. Mit knapp 50 km/h düst die Fähre über die Straße von Melaka und quert die Route der großen Frachtschiffe. Da sich Indonesier das Rauchen nicht verbieten lassen, können wir wider Erwarten doch das Außendeck betreten, Sonne und Wind genießen und natürlich auch eine Zigarette rauchen, sofern man diese bei all dem Wind auch anzünden kann. Zwei Stunden später laufen wir in dem kleinen Fährhafen von Melaka ein, dank Zeitverschiebung ist es hier bereits eine Stunde später. Geduldig überstehen wir die übliche Einreiseprozedur und stehen bald wenige hundert Meter weiter vor unserer Unterkunft, wo uns unser chinesischer Gastgeber mit dem typisch chinesischen Namen Steven in Empfang nimmt. Er bombardiert uns mit Worten, bis wir alle Funktionen der Wohnung von Mikrowelle bis Waschmaschine und alle relevanten Restaurants und Attraktionen von Melaka verinnerlicht haben. Nun können wir uns wie zu Hause fühlen, denn vorerst haben wir die Wohnung nur für uns. China Town liegt um die Ecke und ebenso einige Restaurants, von denen uns ein indisches aussuchen und nicht enttäuscht werden.
Mittwoch, 08.02.2023
Wir haben keine Termine, können ausschlafen und ausgiebig frühstücken, bevor wir uns gegen Mittag auf den Weg machen, die Stadt nach unserem Reisestart vor über zwei Monaten erneut zu erkunden. Am Ufer des Melaka Rivers kann man wunderbar flanieren, die bunten Häuser, die mit phantasievollen Gemälden bemalt sind, sorgen für ein einzigartiges Flair. Im Wasser schwimmen einige Warane und sogar ein paar Fischotter jagen sich zwischen den Resten einiger Mangroven, die davon zeugen, dass hier einst ein Sumpfgebiet war. Wir finden die wohl einzige Wechselstube der Stadt, und nutzen die Gelegenheit, um das noch im Portemonnaie befindliche thailändische Geld zu wechseln. Damit wir in den kommenden Tagen die letzten Transporte und vor allem den bevorstehenden Check In unseres Fluges bewältigen können, kaufen wir noch eine SIM-Karte und bei Chinesen eine Flasche Schnaps für die Beruhigung der Nerven, wenn wir die ganze Prozedur bewältigt haben. Am Abend essen wir bei einem weiteren Inder, nahe unserer Wohnung und sind rechtzeitig vor einem herannahenden Gewitter zurück. Mittlerweile sind wir nicht mehr alleine im Haus, was wir ein wenig bedauern, zumal die anderen Gäste nicht sehr gesellig sind.
Donnerstag, 09.02.2023
Wir müssen zu Busbahnhof und versuchen wieder einmal, ein Crab-Taxi zu bekommen. Der erste Fahrer, den wir buchen, lehnt es ab, Ausländer zu fahren und findet allerlei Ausreden, um sich aus dem Geschäft zu winden. Beim zweiten Versuch haben wir dann Glück und der Fahrer steht wenige Minuten später vor unserer Tür. Aus dem Bus, der uns bis nach Seremba bringt, wollen wir am liebsten gar nicht mehr aussteigen. Wir versinken in bequemen Sesseln mit Schlafkomfort und Massagefunktion und eigenem Tablet an jedem Platz – sensationell. Da wir jedoch nach Port Dickson wollen, müssen wir in Seremba in einen Linienbus umsteigen, der uns zu einem Spottpreis in einer Stunde an die Küste bringt. Der Bus ist schon etwas älter und ächzt zu den Radiotönen von Boney M., die der Fahrer uns nicht vorenthalten will. Im Zentrum von Port Dickson essen wir eine Kleinigkeit und müssen nun noch ein Taxi zur gebuchten Ferienwohnung ergattern. Wir sind froh, dass wir nun mobiles Internet nutzen können und den Crab-Taxi-Dienst flexibel nutzen können. Der Apartmentblock, der uns erwartet, ist ein wenig in die Jahre gekommen. Es gibt immerhin so etwas wie einen Wachschutz, der uns, nachdem wir unseren Schlüssel aus einem der offenstehenden Briefkastenfächer gefischt haben, mit dem Aufzug nach oben bringt. Dass dieser überhaupt noch fährt, grenzt an ein Wunder. Beim Ausstieg muss man eine Stufe steigen, da der Lift nicht bündig auf der Etage zum Halten kommt. Da wir nicht erwarten, dass die Funktionstüchtigkeit der Anlage anhält, nehmen wir fortan lieber die Treppe. In den letzten Jahren hat man an dem Haus so gut wie nichts getan, außer, dass unser Vermieter jede Menge Insektenspray gegen Kakerlaken im Küchenschrank versprühte. Einige Wohnungen stehen leer und dienen als Unterschlupf zahlreicher Tauben, die unser Nachbar schräg unter uns auch noch füttert. Der nächste kleine Laden findet sich ein Kilometer entfernt, nebst einem Sandstrand und zwei Restaurants. Am Abend sitzen wir auf unserem Seeblick-Balkon, starren in die Dunkelheit und jagen große Kakerlaken. Ein Gecko holt sich die erschlagenen Exemplare, und wir sind ihm dankbar, dass wir die Entsorgung nicht selbst übernehmen müssen.
Freitag, 10.02.2023
Um ein Bad im Meer zu nehmen, müssen wir in unserem Bunker noch drei Geschosse in den Keller steigen, an einem benachbarten Hotel vorbei, das zumindest von weitem ein wenig ansehnlicher ist, als unser Etablissement, und schon sind wir tatsächlich an einem akzeptablen Sandstrand, der ganz uns gehört. Offenbar kann hier keiner der einheimischen Gäste schwimmen. Meist nutzen die Leute den Strand nur für Picknicks und um ein paar Strandfotos zu schießen. Wir nutzen die eintretende Ebbe, um am Strand bis zur Stadt zu laufen. Bei Flut ist das unmöglich, da einige Gebäude bis ins Wasser gebaut wurden, wie ein nie fertiggestellten Wohnhochhaus, das nur noch auf seinen Abriss oder Einsturz wartet. Auch wurden umgestürzte Bäume am Strand liegengelassen und sorgen für unüberwindliche Barrieren. Unser Stadtbesuch dient eigentlich nur der Versorgung mit Lebensmitteln im einzigen Supermarkt weit und breit. Nebenbei wollen wir uns vergewissern, ob es die Unterkunft, die wir für unsere letzten Urlaubstage gebucht haben, einen Bungalow mit 100 Quadratmetern, überhaupt gibt. Eine gewisse Skepsis bleibt, aber immerhin gibt es an der Stelle ein Haus und wir hoffen auf eine große Ferienwohnung.
Samstag, 11.02.2023
Am Morgen gehen wir noch einmal schwimmen, bevor wir unsere Sachen packen und das Gruselhaus, in dem man bestimmt einen schönen Endzeitfilm drehen könnte, verlassen. Wie wir dachten, gibt es keinen Bungalow für uns. Einchecken können wir erst am frühen Nachmittag, aber immerhin unser Gepäck unterstellen. Der Vermieter ist nur per Telefon und WhatsApp zu erreichen und die Angestellten sind wenig motiviert. Noch sind wir entspannt, sitzen am kleinen Fischerhafen, gehen essen und schauen am Nachmittag wieder vorbei. Unser Raum sei nun fertig. Wir sind es ebenfalls beim Anblick dessen, was wir definitiv nicht gebucht haben. Ein fensterloser Raum mit integrierter Duschkabine auf etwa 6 Quadratmeter erwartet uns. Empört kontaktieren wir den Vermieter, der nur meint, wir könnten die Buchung ja stornieren. Das tun wir auch prompt, in der Hoffnung, unser Geld wiederzusehen. Wir greifen ein wenig tiefer in die Tasche und buchen uns in der Nähe in einem modernen Hotel ein Zimmer, wo wir nun beschließen, dem Ort den Rücken zu kehren und unsere letzten Urlaubstage in Kuala Lumpur zu verbringen. Am Abend gönnen wir uns eine 8 Euro teure Flasche Wein und setzen uns damit ans Ufer. Der Rotwein schmeckt ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber für ein Bier hätten wir noch mehr gezahlt, während der Schnaps verhältnismäßig günstig zu haben ist. Welch eine seltsame Politik.
Sonntag, 12.02.2023
Wir wollen noch einmal in das Großstadtflair Kuala Lumpurs eintauchen, wo wir in weniger als drei Stunden mit dem Bus ankommen. Immerhin funktionieren die Busverbindungen meist hervorragend. Vom Busterminal ist es nicht weit zu unserem neuen und letzten Domizil mitten in China Town, ein einfaches Hostelzimmer ohne Fenster, aber diesmal haben wir uns darauf eingestellt und zumindest ist es absolut sauber. Das Hostel liegt in einer überdachten Straße, es herrscht geschäftiges Treiben und man bekommt eigentlich alles direkt vor der Haustür. Als am Abend wieder ein kräftiges Gewitter aufzieht, sind wir sehr froh über unsere Wahl.
Montag, 13.02.2023
Mit der Stadtbahn fahren wir an den nordöstlichen Stadtrand. Dahinter beginnt der Regenwald. Ganz einfach ist es nicht, diesen zu erreichen, denn auch der letzte Zipfel wird mit Häusern bebaut und Fußgänger sind im Stadtkonzept nicht unbedingt ein wichtiger Faktor. Wir müssen also teilweise auf wackligen Kanaldeckeln balancieren, die an einer vielbefahrenen Straße entlangführen, um endlich auf etwas ruhigeren Straßen zum Ausgangspunkt unserer geplanten Wanderung zu gelangen. Taman Warisan heißt der Ort am Klang River, der ein Stück oberhalb aufgestaut wurde. Der Weg dahin ist allerdings durch einen Zaun gesperrt und der natürlich Pool, der hier zum Baden einlädt, ist gerade von einer hier zeltenden Gruppe okkupiert, die in voller Bekleidung planschen, so dass wir es vorziehen, auf ein Bad zu verzichten. Wir folgen einem vermeintlichen Wanderweg, der kurz darauf im Dickicht endet, so dass wir wieder umkehren müssen. Den einstigen Trail zu Bukit Tabur scheint es nicht mehr zu geben, dabei haben wir uns sehr auf die im Internet zu sehenden Bilder mit Aussicht auf den Stausee und die umliegenden Berge gefreut. Gelohnt hat sich der Ausflug dennoch, denn auch von dem steil aufsteigenden Weg, den wir noch begehen können, haben wir eine tolle Aussicht auf die Stadt und die umliegenden Hügel. Da wir für den städtischen Bus eine Chipkarte benötigen, die wir nicht haben, rufen wir uns ein Crab-Taxi, das uns wieder zum Zug bringt. Rechtzeitig vor dem abendlichen Gewitter sind wir wieder in unserer überdachten Straße, die immerhin ein wenig vor dem Regen schützt, nicht aber vor den Bächen, die sich auf den Wegen bilden. Ein kurzer Restaurantbesuch ist noch möglich, bevor wir im Hostel auf des Ende des Regens warten. Am Abend versorgen wir uns mit Getränken, essen leckere Tapiokanudeln und kaufen bei einem Seidenmaler ein paar Schmuckstücke für die heimische Wand. Der alte Herr mit seinem feinen Handwerk wirkt fast exotisch zwischen den mit allerlei Kitsch, Schuhen, Taschen, Uhren und Klamotten handelnden Verkäufern auf der Jalan Petaling.
Dienstag, 14.02.2023
Ein wenig wirr kann man schon werden, versucht man, sich in der Stadt anhand von Straßen und Bahnstationen zu orientieren. So laufen wir auf unserem vermeintlichen Weg zum indischen Viertel zunächst in die verkehrte Richtung, bis wir unseren Irrtum bemerken. Dabei ist der Weg gar nicht lang, zwischen dem chinesischen und dem indischen Viertel liegen gerade mal 1,5 Kilometer. Wir haben ein indisches Restaurant vom letzten Aufenthalt noch gut in Erinnerung und lassen uns Roti mit verschiedenen Saucen schmecken. Der Preis ist unschlagbar, für zwei Essen mit Tee zahlen wir gerade einmal 14 Ringgit, nicht einmal drei Euro. Nun gut, das Restaurant macht einen sehr einfachen Eindruck, aber auch Geschäftsleute verbringen hier ihre Mittagspause und viele Gäste schaffen Vertrauen. Im indischen Viertel finden wir auch endlich einen Laden mit Gewürzen, die wir immer gern von Reisen mit nach Hause nehmen und decken uns ordentlich mit allerlei exotischen Substanzen ein. Auf dem Rückweg kreuzen wir durch ein weiteres interessantes Viertel, das aber erst am Abend sein eher europäisches Flair entfaltet. Das allabendliche Gewitter zieht auf und zwingt uns wieder zu einer Pause, bevor wir in einem interessanten Straßenlokal gegrillten Fisch mit Bambusmark essen, eine Spezialität des Kochs, der jegliche Speisen in Alufolie eingewickelt auf einem Grill zubereitet.
Mittwoch, 15.02.2023
Unser letzter Tag ist angebrochen. Die Rucksäcke können wir zunächst im Hostel unterstellen und noch einmal unbeschwert durch die alten Stadtteile Kuala Lumpurs schlendern, vorbei am Sultanspalast, noch einmal ins indische Viertel und wieder zurück nach China Town. Zu schnell vergeht die Zeit. Wir holen das Gepäck, laufen zum Busbahnhof und fahren mit einem Linienbus als einzige Fahrgäste zum Flughafen. Der Flug ist restlos ausgebucht, das Bordessen lässt die Wahl zwischen Fleisch oder Fleisch, also begnüge ich mich mit einer Kartoffel, die als Beilage in der Assiette liegt. Beim Umsteigen in Doha wird es dann hektisch. Alle ankommenden Passagiere werden in eine Schlange zum Sicherheitscheck geschoben, die Anzeigetafeln verweigern die Auskunft des Gates für den Weiterflug und herbeigeeilte Mitarbeiter bemühen sich, alle Fluggäste in die richtige Richtung zu schleusen. Nun trennen uns nur noch Stunden vom immer noch währenden Winter in Deutschland. Unsere großartige Reise ist am Ende viel zu schnell vergangen. Autorin: Ines Krüger