Antalya Türkei im Dezember 2021

Mittwoch, 22.12.

Wir gönnen uns ein paar Tage Wärme und fliehen vor den Weihnachtstagen nach Antalya. Dreimal geimpft gegen das allgegenwärtige Virus fühlen wir uns sicher, auch endlich wieder in ein Flugzeug zu steigen und sind in drei Stunden in der Sonne.

Die Straßenbahn bringt uns direkt vom Flughafen bis ins Zentrum, wo wir uns gleich auf einen Kaffee in einem Freisitz niederlassen. Unsere Unterkunft für die nächsten Tage wird die Camel Pension sein, die zwar nicht mit moderner Ausstattung glänzt, aber einen gewissen Charme vermittelt und inmitten der Altstadt liegt.

Die letzten Sonnenstrahlen laden zum Rundgang durch die Gassen ein, bevor es empfindlich kühl wird. Wir finden eine schöne Bar, wo man sich gegen die Nachtkälte mit Heizstrahlern wehrt. Nur vom Eingang weht der kalte Wind herein.

Antalya
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Donnerstag, 23.12.

Am Morgen ist es noch kühl, und kalter Wind wird uns den ganzen Tag begleiten. Nach unserem bereits bei vergangenen Aufenthalten liebgewordenen Bäckerei-Frühstück mit lecker gefüllten Teigteilchen laufen wir zur Straßenbahn, die uns nach Aksum, einem Vorort von Antalya, bringt, von wo es zu Fuß nur noch zwei Kilometer bis zur antiken Stätte Perga sind. Ein Hund begleitet uns den ganzen Tag, aber als Reiseführer taugt er nicht. Für die alten Steine hat er wenig Interesse, eher für diverses Kleingetier in dem dazwischen wuchernden Gras. Wir dagegen sind beeindruckt vom Ausmaß der ehemals blühenden Stadt mit ihren Magistralen, die wir abschreiten, während wir uns das damaligen Leben vorstellen. Mitten durch die antike Stadt führt heute eine Straße, auf deren anderer Seite ein noch gut erhaltenes Amphitheater zu finden ist, in dem einst die Schauspieler und Sänger die feine Gesellschaft unterhielten.

Zurück in der Stadt führt uns der Weg zwangsläufig durch die Einkaufsmeile, eine Gelegenheit, sich für die kalten Abende mit dicken Socken und einer Mütze zu versorgen. Viel mehr können wir nicht einkaufen, denn wir reisen nur mit Handgepäck und müssen auf das Gewicht achten.

Der Abend beginnt in der Felika Bar und endet bei Seref, unserem Gastgeber, bei einigen Bieren in langen Gesprächen.

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Freitag, 24.12.

Nachdem wir so lange wie sonst nie geschlafen haben, ist es schon fast Mittag, als wir zum Frühstück schreiten. Wir freuen uns einfach über einen weiteren warmen Tag, spazieren durch die Parks und Straßen bis in die östlichen Stadtteile und wieder zurück zur Altstadt. Am Rande der Stadtmauer essen wir in einem kleinen Restaurant, das bei jungen Leuten sehr beliebt scheint. Zumindest sorgen wir signifikant für die Erhöhung des Altersdurchschnittes. Gegenüber gewährt uns das antike Hadrianstor den Zugang zur historischen Altstadt und zur nicht weit davon liegenden Pension. Später kommt unsere Freundin Hülya zu Besuch und es wird ein gemütlicher Abend.

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Samstag, 25.12.

Ein kurzer heftiger Schreck in der Morgenstunde! Meine Tasche mit allem, was den modernen Menschen am Leben teilhaben lässt, außer dem Telefon, ist nicht aufzufinden. Wir eilen zum letzten Restaurant des gestrigen Abends, aber es hat noch geschlossen. In der Pension ist noch alles ruhig. Um 10 Uhr sind wir mit Seref verabredet, er schläft jedoch noch. Unsere letzte Hoffnung liegt auf ihm und als er endlich aufsteht, fällt mir ein großer Stein vom Herzen. Die Tasche lag am Abend unten auf dem Tisch und obwohl er am Abend noch einmal unterwegs war, lag sie noch immer da, als er wiederkam. So hat er sie mit ins Büro genommen und sichergestellt.

Nun steht einem unbeschwerten Tag nichts mehr entgegen. Bald kommt Serefs Frau und wir fahren gemeinsam hinauf in die Berge. Unterwegs wird neben Fisch, Brot, Obst und Gemüse noch ein neues Gärtnerspielzeug in Form eines motorisierten Pfluges eingeladen, und bald sind wir außerhalb der Stadt, im Dorf, wo die beiden ihren Garten haben und die Vorgeneration noch in Eigenversorgung lebte. Zunächst wird gefrühstückt, dann wird der Acker bestellt. Der Pflug wühlt mit seinem etwas ungeschicktem Lenker ein Beet frei, Steine und Äste müssen per Hand entfernt werden. Schafsmist vom Nachbarn wird als Dünger genutzt, dann stecken wir zusammen Zwiebeln für das kommende Frühjahr. Ein Olivenbaum muss auch noch von seinen letzten Früchten befreit werden, bevor wir einen kleinen Spaziergang machen. Gleich hinter dem Dorf beginnt eine bizarre Kalklandschaft, die man sich für die Viehhaltung nutzbar gemacht und weitestgehend eingezäunt hat. Aber die Ruhe und die Ausblicke sind für Wanderer sehr verlockend. Wir finden wunderbar duftenden Thymian und sogar ein paar Pilze. Anschließend genießen wir im Garten frisch gebratenen Fisch, von dessen Geruch neben den Hühnern auch ein alter großer Hütehund angezogen wird. Mit seinem Stachelhalsband sieht er martialisch aus, aber er steht in der Rangordnung wohl so niedrig, dass er sich sogar ein Stück Brot von den Hühnern aus dem Maul stehlen lässt. Abgemagert und ängstlich setzt er sich ein wenig abseits von uns und ist glücklich über jeden zugeworfenen Happen.

Bald verschwindet die Sonne langsam und es wird erneut empfindlich kalt. Wir steigen ins Auto und Serefs Frau fährt uns souverän wieder zurück in die Stadt, durch den Feierabendverkehr und die engen Gassen bis zur Pension. Am Abend gesellen sich noch Freunde von Seref dazu und wir haben wieder einen sehr schönen langen Abend.

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Sonntag, 26.12.

Heute erkunden wir die Parks westlich des Hafens, bis wir am Strand hängenbleiben. Das Wasser ist gar nicht kalt und hätten wir Badesachen dabei, würden wir auch schwimmen gehen.

Zurück wollen wir mit der Straßenbahn fahren. Hier fährt noch eine alte rotlackierte Bahn, die erste Linie von Antalya. Das Bezahlsystem in der Bahn bereitet uns unerwartete Probleme, denn geht es nach dem Schaffner, soll jeder eine eigene Abbuchungskarte haben, die mit dem HES-Code, einer Art Infektionsverfolgungsmöglichkeit, verbunden sein muss. Bei den Drehkreuzen der modernen Bahn konnten wir bislang alles von einer Karte abbuchen lassen, nachdem ein freundlicher Mitarbeiter uns die Karte mit einer unserer Bescheinigungen auf wundersame Weise gekoppelt hat. Also steigen wir wieder aus und laufen zurück. Wir kaufen uns zwei Bier, die wir auf unserem Balkon genießen, bevor wir uns wieder auf den Weg machen zu einem Bistro, das für schmales Geld reichhaltiges Essen bietet. Anschließend zieht es uns wieder in die Felika Bar, wo wir es warm haben und den aufkommenden leichten Regen gar nicht mitbekommen. Später sitzen wir noch lange in der Pension zusammen.

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Montag, 27.12.

Die Tram bringt uns an den nördlichen Stadtrand nach Varsak und schon nach wenigen Metern wandelt sich das Bild der Stadt in ein eher dörfliches Ambiente. Hinter den letzten Häusern breiten sich bis an eine Felskante Felder aus. Ab hier kann die Stadt nicht weiter wachsen. Nicht, dass man von einer Bebauung der Hügel ringsum absehen würde, aber hier oben befindet sich ein antikes Dorf, welches vor 2000 Jahren durch den Handel mit Olivenöl reich wurde. Beim Aufstieg über eine Abkürzung durch das lichte Buschwerk treten wir fast auf eine Schildkröte, die auf dem kleinen Pfad ein Sonnenfleckchen zum Ausruhen nutzt. Oben am Felsrand machen wir Rast mit Blick auf die Stadt und erkunden gut gestärkt von unserem unten im Laden erworbenen frischen Brot und Käse das einstige Dorf. Wir finden noch gut erhaltene Mahlsteine mit Ablaufrinnen für das Olivenöl und einige offenen Zisternen, in die man leicht hineinfallen kann, wenn man die Augen nicht offen hält. Hier ließ es sich sicher gut leben. Wir finden einen gut erschlossenen Weg für eine kleine Wanderung und steigen schließlich wider hinab zur Stadt. Am Abend sind wir zurück, essen im Bistro und achten nicht darauf, was sich währenddessen unter dem Tisch abspielt. Eine Katze setzt sich auf Uwes Rucksack und hinterlässt eine übelriechende Pfütze darauf. Hastig wird der Inhalt gerettet, der Rucksack aber ist nur noch ein stinkendes Bündel, das wir entsorgen. Ganz neu war das Teil zum Glück nicht mehr und für schmales Geld auch leicht wieder ersetzbar.

Den Tag beschließen wir in unserer Lieblingsbar. Heute bekommen wir als quasi Stammgäste sogar einen vom Barkeeper frisch kreierten Shot zum Kosten. Eine interessante Mixtur mit Zimt und Ananas im grünen Look.

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Dienstag, 28.12.

Die Sonne macht sich heute rar, daher beschließen wir, den Tag mit einem Museumsbesuch zu verbringen. Bis zum archäologischen Museum könnte man mit der Tram fahren, aber nach der Erfahrung beim letzten Versuch mit der alten roten Dame lassen wir das lieber und gehen zu Fuß.

Das Museum ist nicht sehr groß, aber fasst eine interessante Ausstellung, vor allem aus den Fundstätten um Perga und Termessos. Wir staunen über die gut erhaltenen Statuen und Sarkophage, die die großartigen Fertigkeiten der Bildhauer zeigen, welche sogar Stein zu wallenden Gewändern formen konnten, die eine unglaubliche Lebendigkeit vortäuschen.

Als wir das Museum verlassen, zieht sich der Himmel zu. Vor dem ersten Schauer fliehen wir in ein Restaurant, trinken Tee und lassen und den „Cash of the Day“ servieren. Es gibt saftige Doraden, eine gute Wahl.

Auf dem Weg zur Pension ordern wir noch ein Taxi für den nächsten Morgen. Den Rest des Abends verbringen wir damit, den Online-Check-In zu bewältigen und noch ein paar Abschiedsbiere mit Seref zu trinken.

 

Mittwoch, 29.12.

Das Wetter wird schlecht, so tut es nicht so sehr weh, wieder nach Hause zu fliegen, wo uns ähnliches Wetter empfangen wird. Am Taxistand stehen die Fahrer am frühen Morgen zum Teetrinken beisammen. Wohl, damit sein Tee in der Zwischenzeit nicht kalt wird, bringt uns ein Fahrer mit halsbrecherischer Geschwindigkeit zum Flughafen, wo wir nun das Ende des Urlaubs realisieren müssen.
Autorin: Ines Krüger